Hochw. Hrn. Pater Beichtiger, Frauenkloster. Olmaldner VolKssremd. Abonnement. (Bei allen Postbureaux.) Jährlich (franko durch die ganze Schweiz) Halbjährlich Bei der Expedition abgeholt jährlich . . . » ,, „ „ halbjährlich. . Fr. S. S0. - .. 2. -- . „ 3. 60. . .. 1. 80. Samen, 1872. M 48. Erscheint jeden Samstag Vormittags. 30. November. Einrücknngsgebühr. Die dreispaltige Zeile oder deren Raum 3 Wp. Bei Wiederholungen 5 „ Die zweispaltige Zeile oder deren Raum 15 „ Bei Wiederholung 8 „ 2. Jahrgang. Inserate von Auswärts nehmen für uns entgegen die Herren Hoasenstein Si Vogler in Basel. Zürich. Hamburg. Frankfurt a./M.. Wien. Berlin und Leipzig. ^ Eine wüste Geschichte. Die gegenwärtige Zeit ist eine „unheimelige", man sieht, wie überall nach e i n e in g e m e i n s a in e n P l a n e gegen die katholische Kirche angestürmt wird, was zu einer verhäugnißvollen Katastrophe führen muß. Denn der Frevel gegen Gott imd seine Kirche hat noch immer auch die Strafgerichte Gottes über Länder imb Völker herabgernfen, nnd wenn oft langsam doch sicher treten sie ein; der scheinbare Triumpf wird gar häufig der der Wurm, welcher das Volkswohl zernagt. Auch hat es die göttliche Weisheit schon so angeordnet, daß die Besehdung des Christenthums und die Verläugnung von dessen Grundsätzen naturnothwendig Unglück und Knech- tnng über die Völker bringt. Mag man noch so sehr mit Civilisation, Fortschritt und Freiheit prahlen, L ü- gen sind», diese Phrasen und Verheißungen alle, im Munde der Neuheiden nnd Freimaurer. Obwohl man nicht ohne Bangen der Zukunft ent- gegen sehen kann, so ist es doch gnt, daß es einmal zur offenen Scheidung kömmt, denn das schleichende Gift "ist gefährlicher, weil unvermerkt wirkend nnd oft mit guter Speise vermischt, als eine offene LebeiiSge- fahr, der man ausweichen, oder ihr mit Bewußtsein entgegen treten kann. Die Zeit des Lavirens (Achsel- trägerei), die Zeit der Komplimente, wo es sich um Grundsätze handelt, ist vorüber, und Jedermann ist ge- nöthiget einer Fahne zu folgen: Kreuz oder Kelle. Nicht zu verwundern ist es, daß auch in der Schweiz dieser Kampf mit Heftigkeit geführt wird und dermalen ist das Bisthuin Basel die Arena, wo man die wilde Meuthe aus die Kirche und ihren rechtmäßigen Hirten hetzt und losläßt. Schon znr Zeit des gött- lichen Richters unserer heiligen Religion war es einer feiner Schüler, welcher ihn verrieth und Dar es die Oberkeit, welche ihn ungerecht vernrtheilte. Und der göttliche Heiland hat es vorgesagt, daß es seinen Aposteln und ihren Nachfolgern nicht besser ergehen werde, auch sie werden Verfolgung, Manche den Tod, Alle den Widersprnch der Welt zu erwarten haben, und so kam es, und so ist es wirklich wieder im groben Maße in der Uebung nnd so ereignet es sich in Solothnrn. Der Kanton Solothnrn liefert dermalen das Schauspiel einer „wüsten Geschichte", es ist- weit ge- kommen in diesem Kanton und wollte man sich die Sache erklären, man müßte eine halbe Schweizerge- schichte erzählen, denn das Verderbniß greift weit zu- rück. Nur einige Andeutungen, um besser die Möglich- feit einer solchen Erscheinung zu begreifen, dürften ge- rechtfertiget sein. Das Volk von Solothnrn ist ein gutmüthiges, von jeher von Oben herab leitsames Völkchen, welches gern den Ansichten der gnädigen Herren und Obern sich fügte. Schon die Rathsprotokolle aus der Neformations- zeit liefern deil Beweis, daß manche Gemeinde über die Beibehaltung der katholischen Religion oder Annahme der neuen Irrlehre von Zwingst sich erklärte, es sei ihr recht beim alten Glaube» zu bleiben, sie über- lassen es aber den gnädigen Herren lind Obern. In neuerer Zeit 1830—40 war es die. Taktik eines Munziger und seiner Schule, welche durch ge- schmeidiges Benehmen bei bewußtem Anstreben des Staatsübergewichtes und der Staatseinmischung in kirchliche Dinge, Minche für den Liberalismus gewann. Viele einschläferte und das Vilk vertrauensselig machte. Als die spätern Regenten die sogenannten „Grauen" etwas^widerhaarig sich zeigten, trat die junge Schule, Vigier, Simon Kaiser und Genossen an der Spitze, auf und versprach freilich sehr volksthümlich nnd tolerant nach allen Seiten, zu sein und zeigte gegen- über der Geistlichkeit ein gar sanftes Katzenpfötchen. So blieb das gute Volk immer vertrauensselig zn den gnädigen Herren und Obern und diese arbeiteten fort in kirchenfeindlichem Sinne. Der Verlauf der neuern Zeit >lies nun freilich bald die Krallen sehen, und man merkte, wie Jahr für Jahr die Frechheit und Gewalt- thätigkeit in den folothurnifchen Regierungskreisen ivuchs, doch der Solothurner ist gutmüthig und tröstet sich ggr gern, es sei nicht so böse gemeint. Das macht die Herren keck, und da nun ein hochmülhiger, bösartiger Priester offen in trntzigen Widerspruch gegen das letzte ökumenische Consilium sich stellte, dein Bischof den Gehorsam aufkündete lind als offener Jrrlehrer sich geberdet, wodurch der hoch- würdige Bischof nach langer Geduld und großer Nachsicht gezwungen war, den eidbrüchigen Priester aus dem Kirchenverbande auszufchliefsen, stellt sich die solo- thnrnische Regierung unu auf Seite dieses Abtrünnigen, schützt, denselben und erhebt einen Kampf, dessen Trag- weite zil bestimmen noch nicht möglich ist, aber der anch sicher dazu dienen wird, die Gutmüthigsten zn überzeugen, worauf es gegenwärtig die Freimaurer liiid ihre Genossen, die Radikalen, abgesehen haben,Ziemlich auf nichts mehr imd nichts weniger, als auf faktische Unterdrückung der katholischen Kirche, auf Kampf gegen alles positive Christenthum. Natürlich jubelt nun die radikale Presse diesem Vor- gehen Beifall zu, der aargauifche Staatspabst, Augu- stin Keller, reibt sich vergnügt die Hände intb ruft dem kleinen Schüler, Vigier ein: „So recht Kleiner! hast's brav gemachten, die Basellaiidschäftler, die Thur- gauer iiiid Berner Regierungen stimmen bei und man wird sich bemühen, diese Bewegung recht in Flnß zu bringen und über die Grenzen des Bisthums Basel hinaus zu spielen. Denn man will nicht nur Lostren- nung vom eigenen Bischof, man will Lostrennung vorn Oberhaupt der Kirche zugleich-und zwar in der ganzen Schweiz, darum schiebt man das Mittelglied im organi- schen Kirchenverbande (den Bischof) bei Seite, bestreitet ihm das klarste Recht, gegen ungehorsame Priester «in- zlischreiteii, obwohl wissend, daß dann die Verbindung mit dem Haupte von selbst sich löst. Ja und wenn's nöthig scheinen sollte, würde man diese Lösung auch sonst noch weiter durchführen und bereitet schon Anträge in diesem Siiiiie vor. Und was wird nun das Solothuruervolk thun? Wird es endlich einsehen, daß die gnädigen Herreil und Obern ihm schon lange blau vor die Augen ge- macht mid die lüguerischeu Phrasen endlich nach ihrem wahren Werthe oder vielinehr Unwerthe taxiren ? Wird es zum Bischof und der Kirche, oder zum Vigier und den s. g. Altkatholiken stehen? Hoffen wir das Bessere. Wenn die Solothurner aufwachen von ihrer Vertrauensseligkeit in die gnädigen Herrn und Obern und dafür katholische U eberzeu gungs treue eintausche n, dann hat die wüste Geschichte des Apostaten G'schwind zn einem g n t e n Ziele geführt, möge dies geschehen! Ueber die Verfolgung der Jesuiten bringt das „Freibnrger K. Blatt" folgendes Urtheil eines französischen Freidenkers: In italienischen Blättern hatte sich in Folge der bekannten gegen die Jesniten gerichteten Volksaufläufe zu Pifa eine Erörterung über diesen Orden und seine Stellung zum Staate entsponnen, in welcher der Pro- sessor Sbarbaro von Moden«, ein Mitglied der äußer- steu Linke», offeil nnd energisch für das Recht der Jesuiten eintrat. An diese» richtet nun der französische Gelehrte und Schriftsteller Laboulaye ein durchaus zu- stimmendes Schreiben. Es heißt in demselben: .... „Die wahre politische Weis heit besteht darin, alle leben- biegen Elemente der Gesellschaft in ihrem Rechte zu lassen, ihnen allen einen Platz in ber Sonne zu gönnen uiib jebe Gewaltthätigkeit unb Energie zu Hinbern. Die Männer ber großen französischen Revolution waren nicht so klug, sie führten von 1791 bis 1796 einen hartnäckigen Kampf gegen bie Kirche unb waren schließ- lich bie Besiegten. Das Gewissen empörte sich gegen sie. Will man heute biefen ungleichen Kampf wieber aufnehmen, unb wieber in ihm unterliege« ? Macauley scholl hat bemerkt, baß, wenn man Wahrheit unb Irr- thnm ihre Kräfte an einaiiber messen ließe, schließlich bie Wahrheit obsiege, baß aber, wenn bie Wahrheit sich in biesem Kampfe von ber Gewalt helfen lasse, gewöhnlich ber Irrthum be» Sieg bavon trage. Der wahre Grunb bafür ist einfach, bas Herz ber Menschen widerstrebt nun einmal der Gewaltthätigkeit und nimmt die Partei der Märtyrer, selbst wenn es eine schlechte Sache ist, für die sie leiden. Der einfache gefunde Sinn fagt ihm, daß, wenn man erst Eiiieil Menschen wegeil seines Glaubens einkerkern oder verjagen kann. Keiner mehr sicher ist und daß, wenn erst das Ge- wissen Eines bebrängt wird, das Gewissen Aller nicht mehr frei ist. Mag das Gesetz den geistlichen Ge- nossenschasten den Grundbesitz erlauben oder verbieten, das ist eine wirthschaftliche Frage lind gehört in die Politik, aber seine Mitbürger, weil sie Mönche sind, daran zu hindern, daß sie sich nach ihrem Belieben kleiden nnd Gott in ihrer Weise dieu:n, das ist ein Unter- nehmen gegen das Gewissen, das ich nimmermehr billigen kann. Man wendet nun ein. wenn »mn ben Jesuiten das Recht ließe, zu lehren, zu predigen uiid sich auszubreiten, so überliefere man damit vier Fünf- tel des italienische» Volkes den grimmigsten Feinden der Bildung^ der Aufklärung der Freiheit. Aber dieser Einwand bedeutet nichts Anderes, als daß in einem auf die Volks souverän ität begründeten Staate die Mi- norität von Einem Fünftel das Recht habe» soll, über Glaube» und Gewissen der gesammten Nation z» ver- füge»! Was, Ihr habt die Presse und die Tribüne, das Vereins- u»d Versammlungsrecht, Ihr sönnt Vor- träge halten, und Bibliotheken gründen lind bei alle- dem fürchtet Ihr Euch vor dem Schatten eines Jefui- teu? Herr v. Bismarck nimmt jetzt eben den Kampf auf gegen die Bifchöfe — er wird bald und auf feine Unkosten bas kennen lerne», was ber Napoleon so treffeiib die Ohnmacht der Ge- walt genannt hat. Es ist leichter, ein Volk mit gewaffneter Hand niederzuschlagen, als das Gewissen einer alten Fran oder eines kleinen Landpfarrers zu beugen. Euch Italienern hatte ich eine stolzere Rolle zugedacht, Ihr habt das Princip der freien Kirche im freien Staate zuerst ausgesprochen, an Euch, den alte-