Hrn. Küchler, Fürsprech Sarnen Obmlimer «ksfremi». Abonnement (Bei allen Post- Bureaur.) Jährlich (franko durch die ganze Schweiz) . Halbjährlich Sei der Erpedition abgeholt jährlich . . . .... .. halbjährlich . . Sarnen, 1884. Fr 4. - . 2. 10 . 3. 80 . 2. - M 28. Erscheint jeden Samstag Vormittag». 12. Juli. Einrückungsgebiihr. Die dreispaltige Zeile oder deren Raum . . . 10 'Jip. Bei Wiederholungen 8 „ Die zweispaltige Zeile oder deren Raum ... 20 , Bei Wiederholungen 16» 14. Jahrgang. Inserate von Auswärts nehmen für uns entgegen die Annoncen-Erpeditionen der Herren Haasensteta 8( Vogler und Nudolf Moffe in Bern, Zürich, Basel, Lausanne, Gens, Berlin, Leipzig, Dresden, Hamburg, Frankfurt a./M., Straßburg und Wien. yotum von Zerrn Ziattonatrath Durrer üker Förderung der MmirtMast.*) Herr Präsident! Meine Herren Nationalräthe! Wenn ich mir erlaube, hier bei Art. 7, wo es sich um Verbesserung des Bodens handelt, die Worte „ins- besondere den Alpboden" beizufügen, so geschieht es, um Sie aus die Tragweite und die Wichtigkeit der Alpwirthschast in der Schweiz aufmerksam zu mache», zumal in der ganzen Vorlage mit Ausnahme des in Art. 11 genannten Alpwirthschastlichen Vereines von der Alpwirthschast nicht gesprochen wird. Man wird mir zwar einwenden, ja uuter dem Ausdrucke „Verbesserung des Bodens" sei auch der Alp- boden gemeint. Es ist das möglich, aber die Wichtig- keit des Alpbodens ersordcrt doch, daß derselbe in einem Gesetze über Förderung der Landwirthschast etwas deut- licher genannt werden sollte, nnd es ist dies um so nothwendiger, als die Eidgeuosseuschast bis jetzt sür die Alpwirthschast im Vergleiche zu den Beiträgen sür die andern Zweige der Laudwirthschast so zu sagen am Wenigsten, nämlich bloß einen jährltchen Beitrag von Fr. 6000 geleistet hat. Vou diesen Fr. 6000 wurden jährlich sür Prä- miirung der Alpen Fr. 1000 und die übrigen Fr. 5000 sür die Milchversnchsstation verabreicht. Und hier wiederhole ich nochmals meinen bei eurem früheren An- laße ausgesprochen^ Dank füx den Schweiz. Alpwirth- schastlichen Verein, namentlich sür den Eiser und die Einsicht, womit Hr. Direktor Schatzmann belehrend und unterstützend diese Fr. 1000 zur Hebung und Pflege der Alpen zu verwenden wußte. — Ich glaube aver, sür die Alpwirthschast soll in der Folge doch etwas mehr geschehen, als bis anhin geschehen ist. Konnte man Fr. 10,000 sür Sämereien auswerfe», wovon die Alpen wenig oder gar nichts sahen und über deren richtige Verwendung überhaupt verschiedene Urtheile laut wurden, so wird man doch für Pflege des Natnr- futterbaues aus den Alpen und in den Vorbergen durch Umwandlung sauerer Gräser in süße vermittelst Trockcu- legung doch auch etwas thun und die Hebung der Alpwirthschast in anderweitiger Verbesserung des Alp- bodens zu sörden suchen wollen. Damit will ich aber durchaus nicht sagen, daß man sür die Verbesserung des anderen Bodens oder >einer Nutzung keine Unterstützungen verabreichen solle, nein! Das ist durchaus nicht meine Absicht, aber die Atpwlrth- schast hat sür unser Vaterland eine besonders gro>ze Bedentnng und darum soll sie mindestens ebenso gut bedacht werden, wie die übrigen Bodenverbesserungen, die angestrebt werden. Die Bedeutung der Alpwirth^ schast ist Jedem klar, der die geographische Lage und Beschaffenheit unseres Schweizerlandes betrachtet. Der Pflege der Alpwirthschast verdanken die Be- wohner des Schweizerlandes größtentheils ihren National- Wohlstand und den Sinn sür Freiheit und Unab- hängigkeit. Wenn nun der Berichterstatter der jran« zösischen Zunge meint, dieser Antrag habe nur uuter- waldnerische oder urschweizerische Bedeutung, so weiß ich nicht, ob diese Redensart seiner Unwissenheit ooer etwas Anderem entspringt; denn ich antworte ihm, daß die Alpen einen großen Theil unseres vaterländischen Bodens einnehmen, oaß 19 Kantone Alpwirlhschajt treiben und daß dieselben bei 3 Millionen Jucharleu Alpenland besitzen. Der Zustand der Hochalpen leidet aber an der Zerstörung durch den Zahn der Zeit. Winter und Sommer bieten sich die Hand zu langsamer Auflockerung des Bodens und zur Verwitterung der Felsen. Ein *) In sehr dankenswecther Weise theilt uns Herr Laiidammann Durrer in Stans seine bei Anlaß der Debatte über das Gesetz betreffs Förderung der Landwirthschast durch den Bund im National- rathe gehaltene Rede mit, die wir wegen deren Interesse nicht nur für Uuterwalde», sondern sür die gesammte alpwirthschastliche Be- völkerung der Urschweiz zu veröffentlichen als angezeigt erachten. D. R. Blick in die Vergangeubeit zeigt die Wahrheit dieses Satzes. Die Sagen erzählen uns. wie in verschiedenen Gegenden unseres Vaterlandes reiche Alpen in Eiuöven und Gletscher verwandelt und sür den Menschen ver- loren gegangen sind. Ich erinnere Lie, meine Herren, an die Sagen, betreffend die BlürNlisalp im Kt. Bern, Turtmaungletscher in Wallis und Oberglägialp am Glärnisch, welche nach der im Munde des Volkes fort- lebenden Ueberlieferung einst reiche Alpen waren und jetzt mit Eis und Felstrümmern bedeckt sind. Sind auch diese Ueberlieferungen nur Sagen, so ist der Kern dieser Sagen odne Zweifel die Thatsache, daß im Laufe der Jahrhunderte viele schöne Alpen z« Grunde gegangen sind. Doch ohne diesen Sagen finden wir noch Zeugen, welche für eine einstige größere Aus. dehnuug unserer Alpenwelt sprechen. So finden sich Wurzeln und Stämme von Lärchen und Arven, weit über dem jetzigen Holzwnchse und aus diesen kann ge- schlossen werden, daß zur Zeit, wo diese Bäume ge- wachsen, Alpweide gewesen sei. Anch sollen sich noch Alpwege in einigen mit Geröll verschütteten Alpen des Kt. Bern befinden, die als lebendige Belege früherer Alpfahrten zn betrachten sind. Aber für die Thatsache, daß unsere schweiz. Alpen in erschreckendem Maaße ab- genommen, haben wir auch schriftliche Belege. In einigen Gegenden der Schweiz finden sich noch alte, mehrere Jahrhunderte zurückgehende Alp- und Besatz- bücher. Deutlicher als das Alles redet aber, was wir mit eigenen Augen sehen können, wenn wir es sehen wollen. Jeder, der Gelegenheit hatte, die Alpen zu besuchen, der hat auch wohl das Werk der sortschreiteuden Zer« störung gesehen, wie die fruchtbare Erde weggeschwemmt, der nackte Stein zu Tage getreten, wie auch dieser sich losgelöst, Rasen und Erde mit sich sortreißend, wie dadurch Gräben entstunden, die sich bis zum Tobel erweitern u. s. w. Ja, Hr. Direktor Schatzmann sagt in den Alpw. Blättern, er kenne eine Alp, die nach gnter Erinnerung einst 1^0 Kühe ernährte, während- dem sie jetzt nur l0 Kühe mehr nähre und solche, die nach alten Alpbüchern 100U Kühe trugen und heute nur noch 500. Es ist daher, meine Herren, ein Gebot der Pflicht, im nationalen Interesse vorerst dem weitern Vermindern des Alpbodens entgegenzutreten. Hier aber haben wir es mit den Mächten der Elementen zu thun und da bedarf es starker Kräste, welche diejenigen eines Menschen übersteigen. Hier bedarf es vereinte Kraft und Anstrengnng — wenn je, so ist hier die Hülse des Bundes gerechtfertigt. Aber der Werth der Pflege der Alpen wird ferners erhöht durch die gesteigerten Preise des Viehes und der Milchprodutte. Die gesteigerten Preise des Viehes und der Milch- prodnkte und das vergrößerte Absatzgebiet der letzlern zeigen dem Alpwirthe eine freudige Zukunft und darin liegt zur Hebung des Nationalwohlstaudes der beste Sporn zur Verbesserung der Alpen. Und aus unseren Alpen haben wir auch keine Concnrienz zu fürchten, wie sie der Ackerbau fürchteu muß. Die würzigen Kräuter und die frische und gesunde Alpenlnst sind nucrreich- bare Vorzüge für gesundes, starkes und schönes Vieh, feine und schmackhafte Butter und Käse, mit denen der liebe Gott unsere Alpen in seinem Segen vor allen Alpen anderer Länder ausgezeichnet nnd von jeder Con- currenz ausgeschlossen hat. Diese Thatsache erhöht im gegenwärtigen Momente noch die Bedeutung, indem die alpwuthschastlichen Produkte aus den neugeschaffenen Verkehrswegen der Eisenbahnen mit Leichtigkeit in alle Welt versandt werden können. Mag man auch in der Ebene durch vermehrten Grasbau zur Aufzucht von Jungvieh in den Stallungen hingetrieben werden, so sind und bleiben, wie anerkannte Autoritäten richtig sagen, die Alpgegenden der Schweiz mit ihren reichen Weiden nnd ihrem vor- trefflichen Heu die eigentlichen Vorrathskammeru für die Viehzucht. Die Pflege der Alpen, meine Herren, ich wiederhole es, ist daher eine große und berechtigte nationale und volkswirthschastliche Ausgabe, die von Ihnen, denen das Wohl des Schweizerlandes am Herzen liegt, gefördert und gehoben werden muß, und wie ich nicht zweifle, auch gefördert und gehoben werden wird. Darum erlaube ich mir, Ihre Aufmerksamkeit auf dieselbe besonders hinzulenken und diesen meinen Antrag Ihnen zu empfehlen. — Die Herren Nationalräthe Beck-Leu, Bühler (G.rau- bünden) und Hr. Buudesrath Droz beeilten sich auch sofort, die Richtigkeit dieser Argumente anzuerkennen, und dem Antrage des Hrn. Dnrrer dadurch gerecht zu werden, daß am Protokolle im Sinne seines Antrages bemerkt werde, daß die Alpen auch in diesem Artikel gemeint seien und berücksichtigt werden, womit Herr Dürrer seinen Zweck erreicht hatte und seinen Antrag zurückzog. Die Redaktion. Die Cholera hat auch während der letzten Woche sich immer weiter ausgedehnt und eine größere Anzahl von Opfern ge- fordert. Die Zahl der täglichen Todesfälle in Toulo» und Marseille belief sich schon auf über 20 für jeden dieser beiden Hauptheerde. In Toulon haben von 70,000 Einwohnern bei 40,000 die Stadt verlassen und sich zumeist nach den ebensalls sehr ungesunden Um- gebungen geflüchtet. In der Stadt selbst stockt die Arbeit, auch ist sür gute nnd gesunde Levensmitt'et nur mangelhaft gesorgt. Auch aus Aix werden drei Cholera- fälle gemeldet. Italienische Nachrichten verzeigen drei Eholerasälle in Saluzzo und einen in Verona, welche übrigens dementirt werden. Auch in Egypten sollen neuerdings vereinzelte Fälle vorkommen. Italien hat gegen die schweizerische Grenze, wie schon früher gegen die französische, eine Trnppenausstellung angeordnet, sur die Reisenden, welche von der Schweiz herkommen, ist eine mehrlagige Quarantäne in Aussicht genommen. Schon unter dem 4. Juli untersagte der Bnndersrath die Ein- und Durchsnhr von aus Frankreich kommenden Waaren, durch welche die Seuche möglicherweise ein« geschleppt werden könnte, z. B. Lumpen, Baumwollen- absälle, alte Kleider u. s. w.; gleichzeitig werden die Verkehrsanstalten durch ein Reglement angewiesen, die nöthigen Maßnahmen zum Schutze des Publikums vor» zubereiten. Aus dem Bahnhofe in Genf werden die Reisenden aus dem sianzösischen Süden desinfizirt, indem man sie einzeln in mie Art Holzkammer sperrt, in welche ein Topf Chlorinkalk gestellt wird. Ein bnndes- räthliches Kreisschreiben an die Kantousregiernngen verpflichtet die Gesnndheitskommissionen zu genauer Ueber- wqchung der Reinlichkeit uyd. enthalt außechM Vox- schriften sür den Fall des Auftretens der Cholera in der «Schweiz. Für die aus Südfrankreick zurückkehrenden Arbeiter hat Tcssin eine siebentägige Quarantäne an» geordnet. Zürich erläßt eine Proklamation an dcks Publikum, in welcher demselben namentlich eingeschärft wird, bei auftauchenden Symptonen der Cholera sofort bei der Behörde Anzeige zu machen. Eidgenossenschaft. — Die „Schweizer Grenzpost", Hauptorgan des Cent, rums der Bundesversammlung findet die Aeußerung unseres bekannten ^Mitarbeiters über die Ziel- punkte der Revisionsfreunde in der letzten Nummer des „Volksfrennd" beachtenswerth. Indem sie dieselbe theilweise wiedergibt, knüpft sie daran fol>« gcnde Bemerkung: „Solche Friedensbedmgungen lassen sich gewiß discutireu und es wäre unseres Erachtcns