Pü ^ ** Jf" ObwMer Volks? li Ä. Abonnement (Bei sämtlichen Post-Bureaux.) Jährlich (franko durch bie ganze Schweiz). Halbjährlich bei der Expedition abgeholt jährlich . . halbjährlich . H » " Tarnen, 1896. Fr. 4.- .. 2.10 m 3.80 .. 2.- M Z« Erscheint jeden Samstag vormittags. 27. Juni. EinrüSungsgebühr für Obwaldne' Die einspaltige Petitzeile oder dccen Raum . 10 Rp Bei Wiederholungen 8 „ Für Inserate von auswärts. Die einspaltige Petitzeile oder deren Raum . 16 Zip Bei Wiederholungen !0 » 36. Jahrgang. Inserate von Auswärts nehmen für unS entgegen die Annoncen-Expeditionen der Herren Ha..s.nstei« ^ V-gl.r, Rudo», M-ss. und Or.ll Küß« & Ei., in Bern. Zürich. Luzern Basel. Lausanne. Gens, Berlin. Leipzig. Dresden, München, Hamburg. Frankfurt a. M, Straß bürg und Wien. HbonlirmmlsHmIililUllg. Der „Obwaldner Volksfreund" fährt im II. Halbjahr 1896 in bisheriger Weise zu er- scheinen fort. Unser Blatt hat sich durch seme Beilagen politischer, unterhaltender und land- wirthschaftlicher Natur ganz bedeutend erweitert. Trotzdem ist gar keine Preiserhöhung eingetreten. Indem wir zu recht zahlreichem Abonnement einladen, betonen wir, daß auch Anzeigen durch den „Obwaldner Volksfreund" eine große Verbreitung finden, weil sich das Blatt eines ausgedehnten Leserkreises und einer starken Abonnentenzahl in Obwalden und auswärts erfreut. Die Keäaktion unä äie GXpeäition. YÄUS der Bundesversammlung. Die großartigsten Monumente errichtet sich die Eid- genossenschaft in den Gewässerkorrektionen. Die mit Bundeshülfe in Ausführung begriffenen Werke sind veranschlagt zu 45,752,726 Fr. Daran zahlt der Bund 22,428,542 Fr. Nicht minder notwendig und nützlich als das Bundesgeld ist die Bundeskontrolle. Das sind die besten Taten, die aus wahrhaft eidgenössischem Geiste herauswachsen, an denen Bund, Kantone und Privaten zugleich sich betätigen. Diese gediegenste Land- wehr, diese Erhaltung des Schweizerbodens durch und für das Schweizervolk ist das Gegenteil von „Bundesbettelei", weil sie auf eigener Anstrengung beruht; aber sie kräftigt ungemein den Geist der Zusammengehörigkeit im Herzen des Schweizervolkes. Etwas anderes wäre es mit deni projektierten eidg. Strafgesetz. Das Strafrecht ist nur dann begründet, wenn man voll und ganz die sittliche Verantwortlichkeit des Menschen, d. h. seinen freien Willen und die Auto- rität des Staates als Ausfluß der Autorität Gottes an- erkennt. Neben dem Familienrecht ist kein anderes Rechts- gebiet enger mit dem religiösen und sittlichen Bewußtsein des Volkes verwachsen als das Strafrecht. Darum haben wir ein sehr ernstes Bedenken, das Strafrecht jenem Ein- heitsstaate auszuliefern, dessen parlamentarische Mehrheit^ sich mit der gläubigen Volksmehrheit keineswegs in gründ- sätzlicher Harmonie befindet. Eidgenössische Rekurse in Betreibungssachen sah das Jahr 1895 nicht weniger als 242. Anfragen juristischen Inhaltes gelangten über das gleiche Gebiet in vier Jahren 1,742 an die eidgenössischen Behörden. Ist das noch Volksrecht? Ist das klares Recht? Sind das gesunde Verhältnisse? Em radikaler Berner Jurist hat diese Zustände im Ständerate scharf gerügt. Die alten Eidgenossen hätten sich im Grabe umgewendet, wenn man ihnen solch' komplizierte Verhältnisse auf- gezwungen hätte. Der alte Kampf der Freiheit war der Kampf um's Recht. Man sollte das Volksrecht zeit- gemäß entwickeln, aber heilig und in Ehren halten. Respekt vor dem Bundesrate! Von 16Wirtschasts- r ekur s en erklärte er nur 1 für begründet. Es ist dies ein deutlicher Fingerzeig für die kantonalen Behörden, daß sie es diesbezüglich ernst nehmen. Das Züricher Volk hat neuerlich sich mit grandioser Mehrheit im gleichen Sinne ausgesprochen. Zu viel Konkurrenz führt zu aller- Hand Lockmitteln, überhaupt zu einer schlechten Kon- kurrenz. Dann soll man aber auch den nicht konzessionierten Winkelwirtschaften tunlichst auf den Leib gehen, welche ohne Taxe und Kontrolle privilegierte Fangarme des armen Mannes sind. Im Gebiete der „ Heimschaffungen " giebt es Vor- kommniffe, die das Herz enipören. Im interkantonalen und internationalen „Armenrechte" hört manchmal jeder eidgenössische Sinn und jede christliche Menschenliebe auf. Es ist aber auch der verhängnisvollste Leichtsinn von Mädchen, wenn sie zu rasch einen Fremden heiraten, mit deni sie und ihre Kinder im Falle der Arbeitslosigkeit an den Bettelstab gestellt sind. Dann gehören sie einem wildfremden Lande an, wo für sie kein treues Herz schlägt, wo sie keinen religiösen Unterricht für ihre Kinder, keine Hilfe und kein Obdach finden. . Erhebend ist's für's Schweizerherz, wie in 142 Städten des Auslandes schweizerische Hilfsgesell- schaften sich gegründet haben. Sie sind eine Frucht und ein treuer Herd de? vaterländischen Gefühls. Sie legten letztes Jahr nicht weniger als 453,846 Fr. auf den Altar der schweizerischen Bruderliebe. Sie erhielten vom Bunde 23,000 Fr., von den Kantonen 24,520 Fr. Das ist viel zu wenig. Das Vaterland soll großherziger und größer sein. Wo Schweizertreue als ein Heiligtum gewahrt wird in der Schweizerbrust, da hat auch die Schweiz die Pflicht des Dankes und der Treue gegen- über diesem braven Schweizerherzen. Die Zahl der amtlich ermittelten Auswanderer in fremde" Weltteile war letztes Jahr in Obwalden 30, in Nidwalden 6. Die Zahl der Arbeitslosen ist in Nordamerika noch sehr groß, und in manchen Gegenden Südamerikas müssen sich die Einwanderer sehr hüten, daß sie nicht in eine halbe Sklaverei geraten. Die nationalrätliche Kommission beklagt, daß meistens die notwendigen Arbeitskräfte der Landwirtschaft entzogen werden. Wie Viele hätten daheim bei gleicher Umsicht und Tatkraft eine glücklichere Existenz! Es besteht ein ausgezeichnet sachkundiges und dienst- williges eidgenössisches Auswanderungsamt, das ohne jede Bezahlung die möglichste Auskunft giebt. Nur muß man durch einen eigenen Brief oder durch einen beliebigen Vertrauensmann vernünftig fragen. Dieses Bureau wird sehr viel benützt, aber Obwalden erscheint nicht unter den Kantonen, die seine Hilfe angerufen haben. Es ist im höchsten Grade unverantwortlich, mit Frau und Kindern auszuwandern, ohne juber das Auswanderungsziel sich möglichst zu erkundigen. — Wenden wir einen raschen Blick der vaterländischen Wehrkraft zu, so besteht das Bundesheer im Auszug aus 141,354 Mann, in der Landwehr aus 80,297 „ zusammen aus 221,651 Mann, Dazu käme im Notfall der bewaffnete Landsturm mit 57,614 Mann. Es ist dies für unser kleines Land zur Aufrecht- Haltung der völkerrechtlich gewährleisteten Neutralität eine respektable Volksarmee, und das ganze Heer ist beseelt von einem Gedanken, daß es nicht für einen Fürsten und für eine bevorzugte Klasse, sondern für seinen eigenen Heerd, für die heiligsten Güter, für die Freiheit des Vater- land es kämpft. Die Zahl unseres Heeres ist zehn- nial größer als beim letzten Einfall fremder Heere, im Jahre 1813, sie ist aber sehr klein gegenüber den Riesenheeren unserer Nachbarstaaten. Es ist d i e h eiligste Gewissenspflicht für die Lenker der vater- ländischen Geschicke, fern von aller Partei- Politik nur die Wägsten und Besten an die Spitze unseres Gesamtheeres und aller Abteilungen unserer Armee zu stellen. Das Gegenteil wäre das unverantwortlichste Spiel mit der Existenz und Freiheit unseres Vaterlandes. Dann müssen wir aber auch nicht nur nach Außen unsere nationale Würde wahren, und, nach der Warnung des größten Eidgenossen, uns nicht in fremde Händel mischen, sondern wir müssen im Innern mit größter Gewissenhaftigkeit alle Rechte heilig halten und uns vor jeder Parteiwillkür und Unterdrückung hüten, damit wir im Ernstfall die Sympathie und die Hochachtung der Völker für uns haben, und daß uns jener Gott be- schützt, der die Völker wie die Menschen mit gerechter Wage wägt und lohnt und straft. Die Schweiz ist ein Bienenkorb. Da schwirrt und wimmelt Alles im Kampf ums Dasein durcheinander, und es zieht ein Jeder scheinbar am Andern fremd vorüber, aber es ist der Geist der Ordnung und der Frei- heit, es ist die tüchtige Selbstverwaltung, die Alles in ruhigen Geleisen hält. Und dann ist's noch etwas Höheres, das Schweizerherz, das uns über jede politische und soziale Kluft hinaus zusammenführt, das uns stark und glücklich macht und in aller Not zu einer Familie uns verbindet. Aber wie das saust und braust! Wir haben ein Eisenbahnnetz von 3,710 Kilometern und darauf legten die Eisenbahnen in e i n e m Jahre zurück 565,595,472 Kilometer. Wer das vor fünfzig Jahren gesagt hätte, dem hätte man eine Zelle im Irrenhaus bereitet und vor zweihundert Jahren hätte er auf dem Scheiterhaufen das Loos der Hexen und Zauberer geteilt. Was wild das Jahrhundert der Elektricität, das zwanzigste Jahr- hundert bringen? Ungeahntes, Riesengroßes! Nur keine andere Sonne, keine andere Wahrheit, keinen andern Gott! Was einzig unerschütterlich dasteht im Strome der Zeiten, was durch alle Entdeckungen deS Menschengeistes und durch die Fortschritte der Jahrhunderte, durch die Heerstraßen der Römerwelt, durch die Wasserstraßen eines Vasco de Gama und Christoph Eolumbus sowie durch die Eisenstraßen der Gegenwart nur gewinnt, das ist der Fels Petri, das ist das Evangelium, das ist die Propa- ganda für die Wahrheit. Daruni ist's das reinste Glück und unser höchster Adel, jenem Welt- und Gottesreich anzugehören, dessen Anfang und Ende himmelweit hin- aufreicht über alle Sonnen. Darum: Fortschritt' mit der Zeit,! Still- stand mit der Wahrheit! Leichtlebig sind die Menschen. Wie Viele von den Millionen, die einen Eisenbahnzug besteigen, denken daran, daß sie ihr Leben in die Hand jedes Lokomotivführers, jedes Weichenwärters legen? Das darf man ver- gefsen, aber wie wenig denkt nian daran, daß unser Lebensfaden in der Hand Gottes sich befindet! Man stellt^sich das Leben vielmehr wie das Räderwerk einer Eisenbahnmaschine vor, aber ohne zu überlegen, daß dieselbe mit Dampfkraft — ohne Bremsapparat — zur letzten Station hinführt. Diese Gedankenlosigkeit bei der wilden, verwegenen Jagd nach Gewinn und Genuß ist die verhängnisvollste Geisteskrankheit des Jahrhunderts. Höchst tadelnswert ist die Verleitung zur E n t - Heiligung des Sonntags. Tatsache ist, daß die größten Unglücksfälle an den Sonntagen sich ereignen. Wir lasen dies in Börsenberichten großer Judenblätter. Das ist der Finger Gottes. Tatsache ist, daß jene Völker die freiesten und reichsten sind, welche im Verkehrsleben die Sonntagsruhe heilig halten, die Eng- länder und Nordamerikaner. Jawohl, der Sonntag ist der Tag der Sonne. Wo der christliche Sonntag fehlt, da fehlt die Sonne der Wahrheit, der Freiheit und des Friedens. Ein Skandal ist's, daß verschiedene Bahngesellschaften den Pensions- und Hülfskassen ihrer Angestellten 8,524,750 Fr. schulden. Die Beiträge wurden größten- teils aus sauer verdientem Lohn bezahlt, und sie sind oft das einzige Kapital, welches ein in strengem, ehren- hasten Dienst ergrauter Mann seinen zahlreichen Kindern hinterläßt. Und ohne den Briefträger würde das Herz des Landes stille stehen. Wir denken viel weniger an die vielen Druckschriften, denn durch den Druck geht oft an der Reinheit des Papiers viel verloren, und die Viel- leserei und Vielschreiberei schadet vielfach der Geistes- klarheit und der Herzenswärme. Aber wie viel Freud' und Leid bringen nicht die 16,005,544 Postkarten und zumal die 82,047,073 Briefe in das Schweizer- haus! Ein Volk, das viele Briefe schreibt, ist geistig und geschäftlich regsam. Wir sprechen weniger von den 1