Obmidner töliöTj uuftD. «bonncmcn 4 (Bet sämtlichen Post-Bureaux.) jährlich (franko durch die ganze Schweiz) öalbjährtich ' bei der lkxpkditio» abgeholt jährliw halbjährlich . > " Tarnen, 1896. Fr. 4.- .. .. 3-8" .. 2.- M. Erscheint jeden Samstag vormittags. 5. September. l^inrücku»tq«iftcbttlir für Obivalvncki: Die einspaltig? Petitzeile oder d>.rn !tta»m I<» Rp Bei Wirderbolungen . 8 » ?yür Inserate von answärts. Die einspaltige Pctitjeile oder deren Raum 1*> Stt> Bei Wiedrrhoiungen '0 „ £6. Jahrgang. von Auswärts nehmen für uns entgegen die -lnnoncen.ExP-ditionen der Herren Ka..stnst.in & -v-gl.r, Rudolf M-ss. und vr.ll Kühlt » <ki.. in Bern. Zürich. Luze.n Basel, Lausanne, (»enf, Berlin. Leipzig. Dresden. MUnchen. Hamburg. Frankfurt a M. Straßdurg und Wien. . Se. Hochw. H. Pfarrer u. bischösl. Kommissar Joses Jgna; von Ah in Kerns ist in der Nacht vorn Montag auf den Dienstag nach L« Krankheit eines raschen Todes gestorben D,e unmittelbare Todesursache soll ein Anfall von ^lutsturz aeivesm sein. Es war eine erschütternde Kunde welche w i Klana der großen Glocke von. Kirchthum. in Morgen hmmMwg in bi, PK-. iuuieinbe und i« das ganze Land, und diese Tranerhmde wird ihr lvehiuütiges und schmerzliches Echo finden rings i» der katholischen Schweiz. Es gibt gewiß nur ganz wenige Namen, welche sich beim katholischen Schweizer-, nnlfv einer solchen volkstümlichen Beliebtheit erfreuen, wie der Heimgegangene Kommissar von Ah. Wer hat nicht überall vom „Weltüberblicker", vom „Kilchherrn von Kerns" gehört? Der Eine kannte ihn als Prediger, der Andere als Zeitungsschreiber, ein Dritter als eifrigen Schl.lu.ann und 'ein Vierter als geist- und gemütvollen Dichter Wenn ein Name unter den katholischen Zeit- aenossen populär gewesen ist in llnsern. schweizerischen ^aterlande so ist es derjenige von Kommissar von Ah. Dam bat seine Eigenart, seine hohe und vielseitige Be- gabung und seine rastlose und unermüdliche Arbeitskraft mächtig beigetragen. Ja, der Tod hat plötzlich und mit unerbittlicher Hand eine große und eine schwer auszu- füllende Lücke gerißm. Unter diesem Eindruck stand gewiß ein jeder, der am Dienstag Morgen die völlig nber- raschende und ungeahnte Hiobspost erfuhr. Aber auch m protestantischen Kreisen im Schweizerland und bei Freund und Gegner über die Grenzen der Schweiz hinaus stand Kommissar von Ah vielfach in hohem Ansehen und wird u sein Tod aufrichtig betrauert. Wenige Wochen sind ver- B strichen seitdem durch die ganze Schweizerpresse dle Kunde Ilief das von einem obwaldnerischen Künstler gemalte Bild des „Weltüberblickers" sei vom Bundesrate für die eidgenössische Kunstsammlung angekauft worden und seit- her hat sich ein Weltblatt, das drunten am Main, im schönen und reichen Frankfurt erscheint, eingehend mit dem Pfarrer von Kerns beschäftigt Der Verewigte erblickte das Licht der Welt am 15 Christmonat 1834 in Sächseln. Er war das Kind braver Eltern. Sie hießen Theodul von Ah und Anna Maria Umfeld. Er war von fünf Kindern das älteste. Auch ein Onkel mütterlicherseits gehörte den, geistlichen Stande an. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen heran. Seine reichen Talente traten frühzeitig zutage und deshalb wurde er in's Kollegium geschickt. Seine Gymna- sialbildung erhielt er in Sarnen. Philosophie und Physik studierte er in Einsiedeln. Nie hat er es vergessen, daß er seine Bildung zum wesentlichen Teile zwei Mönchs- schulen verdankte. Mit einer rührenden Treue und An- hänglichkeit war er stets seinen Lehrern und dem Bene- diktinerorden, welchem sie angehörten, zugetan. Diese innige und unauslöschliche Dankbarkeit für die Lehran- stalten, die mit den Erinnerungen seiner Jugend ver- wachsen warm, bildete einen schönen Zug seines Herzens. Schon dazumal sprudelte sein Geist. Er tat_ sich unter seinen Mitschülern hervor und es ist merkwürdig, das; seine ersten publizistischen Versuche schon in diesê frühe Zeitperiode hinaufreichen. Seine theologischen Studien absolvierte er vollständig am Priesterseminar St. Luzi in Chur. Er war noch zu jung, um die Priesterweihe empfangen zu können und wirkte inittlerweilen als an- gehender Kleriker am .Knabenseminar in Chur. Am i IG. August 1857, am Feste des hl. Kirchenpatrons Theodul, feierte er in der Pfarrkirche von Sächseln sein erstes hl. Meßopfer. Am Grabe unseres seligen Landes- vaters, den er dreißig Jahre später durch eine nngeniein anziehend geschriebene Biographie verherrlichen sollte, brachte er Gott dein Herrn ni t dem unblutigen Opfer des neuen Bundes auch das Opfer seines Lebens, seiner Kraft, feiner Arbeit und seiner glänzenden Begabung dar; denn es darf an seinem Grabe mit voller Wahrheit gesagt werden, Kommissar von Ah stand treu im Dienste der Kirche, er ivar ein sitteni einer, ein frommer, ein eifriger Priester. Wer je daran gezweifelt hätte, der mußte ihn mir an, Altare stehen sehen, »in sich zu über- zeugen, daß dieser Mann von der Heiligkeit des Opfer , und von der Würde des katholischen Priestertuius tief durchdrungen war. Bei seiner Prüuiz stand ihm der edle Generalvikar von Haller, der nachmalige Weih- bischof von Chur, als geistlicher Vater zur Seite und der berühmte Dichter aus der „heiligen Wüste", ?. Gall Morel, war Ehrenprediger. Ein Prediger und ein Dichter. Mit diesen beiden Worten ist auch ein gutes Stück vom Lebensbilde unseres Verewigten gezeichnet. Zwei Jahre lang ivar. der junge von Ah Vikar in Bern unter Pfarrer Baud. Es war die Zeit des Kirchenbaues. Vikar von Ah durchzog einen Teil der Schweiz, Tirol und deutsche Gaue, um bei den Katho liken für die neue Kirche Liebesgaben zu sammeln. Es war ein saures Stück Arbeit, dem er sich aber willig und auch mit Erfolg unterzogen hat. Er hat manchen Bau- stein für die neue Kirche herbeigeschafft; aber die guten Leute, von denen er diese Bausteine bezog, wollten gewiß ebensowenig als er selbst daraus eine Kathedrale er- stellen für — einen altkatholischen „Bischof". In den Kreisen der Bundesstadt und auch der' Bundesversammlung hätte er sich bald heimisch gefuitoen, aber es öffnete sich dem jungen Manne ein neuer Wirkungskreis, den er hauptsächlich darum antrat, weil er ihm die Gelegenheit bot, sich in der französischen Sprache auszubilden, welche er denn auch in, spätern Leben mit vollendeter Meister- schaft beherrschte. Von Ende 1859 bis im Herbst 1863 war er Vikar an der St. Nikolauskirche in Freiburg im Uechtland. Dort machte er sich ungeinein beliebt, zumal unter der deutschen Bevölkerung. Gar manches Freund- schastsband wurde dort geknüpft, das den Tod überdauert hat. Es muß eine schöne Zeit gewesen sein; denn noch in seinen spätesten Tagen redete er davon mit sichtlicher Freude oder gar mit heller Begeisterung oder auch mit tiefer Wehmuth. Aber es zog ihn heimwärts zu den grünen Unterwaldnerbergen, von denen er schon damals gar manches gemütvolle Lied gesungen hatte. Von 1863 bis im Herbst 1867 wirkte er in Stans zuerst als Kinderpfarrer und Sekundarlehrer und seit 1866 als Frühmesser. Stans wurde und blieb seine zweite Heimat. Er war ein eigentlicher Unterwaldner, denn er gehörte mit seinem Herzen nnd zumal mit seiner Feder beiden Landesteilen an. In die Zeit seines Aufenthaltes in Stans fällt die Gründung des „Nidwaldner Volks- blattes", welches er mit einigen Freunden in's Leben rief. Es waren dies Kaspar von Matt, dessen Sohn Hans von Matt, Jakob Wyrsch, Karl Deschwanden im Heimeli und der leidet zu früh von uns geschiedene Anton Odermatt. Der „Weltüberblicker" im „Nidwaldner Volksblatt" hat seinen Namen hinausgetragen über Berg und Tal, über See und Land und sogar über das weite Meer. Diese stets originellen, geistreichen und immer frisch, packend und ungemein .volkstümlich geschriebenen Wochenberichte haben von Ah in weiten Kreisen zum berühmten Publi- zisten gemacht, und unter der zahlreichen Gilde der schweizerischen Zeitungsschreiber sind die Namen sicher bald gezählt, die sich einer gleichen Volkstümlichkeit er- freuen. Dein Blatte, an dessen Wiege er gestanden hatte, blieb er treu bis zu seinem letzten Hauche. Schon im März 1886 erschien der tausendste und vor nicht gar- langer Zeit der zweitausendste Wochenbericht aus des „Weltüberblickers" rastloser und rostloser Feder, und als am letzten Samstag der Wochenbericht ausblieb, da hat uns unwillkürlich ein trübes Ahnen beschlichen. Am St. Michaelstag, den 29. September 1867, wählte die Gemeinde Kerns, nachdem Hochw. Hr. Franz Sales Rohrer, der nachmalige Professor und Chorherr in Luzern, als Rektor an die Kantonsschule nach Altdorf übersiedelt war, den Frühmesser von Ah von Stans zu ihrem Pfarrer, und seither war sein Herz und sein Lebensschicksal mit seiner Pfarrgemeinde eng und treu verwachsen. Er raii: ein Kernser geworden, schon lange bevor ihm die dortige Gemeinde in Anerkennung seiner vieljährigen Wirksamkeit am Allerseelentage 1888 das Gemeindebürgerrecht verliehen hat. Die allgemeine und tiefe Trauer der ganzen Bevölkerung ist der klassische Zeuge dafür, daß den Kernsem ihr Pfarrer lieb gewesen ist und daß sie ihm ein treues und ein gesegnetes An- denken bewahren. Im Jahre 1872 vom Erziehungsrate zum kantonalen Schulinspektor gewählt, bekleidete er dieses Amt bis 1887 und nun wieder zum zweitenmake seit anderthalb«» Jahre. Er hat ungemein viel dazu beige- tragen, daß die Schiile volkstümlich, daß sie dein Volke lieb geworden ist; er hat den Sinn und das Verständnis für den Wert tüchtiger Schulen im Volke gefördert und gehoben und er hat auch zu einem guten Teile »litge- halfen, daß wir im Schulwesen einen achtunggebietenden Rang einnehmen im Kreise unserer Miteidgenossen. Seine Schulberichte haben aufmerksame Leser gefunden nicht nur bis in die entlegene Hütte des Obwaldnerlandes, sondern auch weit über dessen rnge Grenzen hinaus. Durch seinenNamen und durch sein Wirken hat er auch mitgeholsm, den eidgenössischen „Schulvogt" zu bannm. Für die Lehrtätigkeit der religiösen Institute ist er stets mit großer Wärme in die Schranken getreten. Wir sagen durchaus nicht und es wäre zweifellos auch völlig unrichtig, wenn man behaupten wollte, die herrliche Blüte, zu der sich unser Schulwesen entfaltet hat, sei das Werk von Pfarrer von Ah; aber einen wesentlichen Mitanteil an diesem Verdienste kann dem Verewigten niemand ab- sprechen. Seit 1874 saß er ini kantonalen Erziehungs- rate. Daß er auch unserer kantonalen Lehranstalt seine lebhafte Sympathie und sein reges Interesse weihte, ist selstverständlich, und wohl wenige werden durch die Hiobspost, welche der elektrische Draht am Dienstag Morgen in alle Welt hinaustrug, in gleicher Weise er- griffen worden sein, wie unser hochverehrte Ehrenbürger draußen im Tirol, Abt Augustin von Muri-Gries, ist ja der Hingeschiedene noch im letzten September mit zwei seiner Kollegen im Erziehungsrate zum goldenen Jubiläum der Ansiedelung der Mönche von Muri in Gries dorthin gereist. Im Juni 1888 nach dem Tode des hochw. Hm. Pfarrers und bischöflichen Kominissars Franz Josef Dillier in Sarnen wählte der hochivst. Bischof von Chur den nunmehr verewigten Pfarrer von Kerns zu seinem Vertreter in Obwalden und damit auch zum Haupte unserer Pfarrgeistlichkeit. Kommissar von Ah war ein hervorragender Kanzel- redner. Zu einem solchen hatte er sich durch unermüd- liches Studium herangebildet. Die Männer sind bald gezählt, ivelche die großm Muster der geistlichen nnd weltlichen Beredsamkeit, an denen zumal Frankreich in neuerer Zeit so reich ist, mit gleichem Eifer und Erfolg studiert haben, wie Pfarrer von Ah. Montalembert und Thiers, die großen Parlamentarier, warm ihm ebenso geläufig wie Bonrdalou, Ravignan, P. Felix und vor allein aus derjenige, für den er am meisten begeistert war, von dem er nie genug erzählen konnte und auf den er immer wieder zurückkam — der unsterbliche Heinrich Dominik Lacordaire. Aber einen tiefen und wohl den tiefsten Schatz, aus deni er seine Kanzelberedtsamkeit schöpfte, das warm die Kirchenväter, die er fleißig und sorgfältig las und studierte. Uns ist es immer vorge- kommen, das Beste, was er in der Beredsamkeit leistete, bewege sich auf dem Gebiete der Homiletik. Die An- Wendung des hl. Textes anf einen gegebenen Anlaß oder auf die Verhältnisse des Lebens, das war ganz vor- wiegend das heimische Gebiet seiner Kunst, wo sich seine Originalität und Volkstümlichkeit am besten und würdigsim bewährte. Wer zählt die Kanzeln, die der Verewigte betreten hat? Wir müssen hier abbrechen. Zeit und Raum'fehlen uns für heute. Den Abschluß unserer Lebmsskizze ver- schieben wir auf die nächste Nummer.