f |itiitwnit| ttttit Ka«»»»tag Obwaldner UotUsfmtuü. Abonncmentspreis: Für die Schweiz jährlich Fr. 5.50, halbjährlich Fr. 2. 80, Post-Abonnements 10 Cts. Zuschlag. • Jnsertionspreis: Für Obwalden die einspaltige Petitzeile 10 Cts., für auswärtige 15 Cts. Wieder- holungen Rabatt. Inserate nehmen für uns alle Annoncen^ Expeditionen entgegen. • Gratis-Beilage: „Jlluffriertes Sonntngsblatt". Druck und Expedition: Louis Ehrli, Sarneu. — Telephon. litltrsuttg !!«?• 1 1913 ooooooooooooooooooooooooooo Den werten Lesern, Freunden und Gekannten Glück «ml Gottes Segen zum neuen Saht! Redaktion und Verlag des „Obwaldner Volksfrennd" ooooooooooooooooooooooooooo * * -i-Ein Neujahrswunsch schwebt heute auf allen Lippen und bewegt alle Herzen. Gewiß reiht sich im Leben des Menschen ein Tag an den ändern. Man wird mit einem jeden Tag älter und reicher an Erlebnissen und an Erfahrungen. Man kann die Grenz- linie nicht genau bezeichnen, wo man angefangen hat, die Folgen des zunehmenden Alters zu verspüren, sei es, daß man aus der Zeit der Jugend in die Lebensperiode des reifen Mannesalters übergetreten ist oder sei es, daß man das Letztere mit dem Greisenalter vertauscht hat. Diese Grenze, welche zwei Lebensalter von einander trennt, knüpft sich nicht an ein bestimmtes Ereignis oder an einen einzelnen Tag im Laufe unseres Lebens. Der erste Januar unterscheidet sich nicht wesentlich von dem ihm unmittelbar vorausgegangenen 31. Dezember. Aeußerlich tritt die Bedeutung des Schrittes, der uns von einem Jahre in das nächstfolgende hinüberführt, nicht greifbar zu Tage. Aber dennoch setzt dieser Wechsel der Jahre je und je einen Meilenstein an unseren Lebensweg. Jedes Mal, wenn die Erde wieder ihren Lauf um die Sonne vollendet hat, ist dadurch auch ein ganz wesentlicher Ab- schnitt unseres Lebens zum Abschluß gekommen. Von der Kette unserer Lebensdauer hat sich wieder ein Ring ab- gelöst. Wenn man schon in den reifen Mannesjahren steht oder wenn man gar die Schwelle des Greisenälters allbe- reits hinter sich hat, so legt sich die ernste Frage nahe, wie mancher von diesen Ringen sich überhaupt noch ablösen könne, bis man am Ende seiner Tage angekommen sein werde. Der Jahreswechsel bildet im Leben des Menschen ein bedeutungsvolles Vorkommnis. An das Sonnenjahr oder an das Kalenderjahr, welches in der Mitternachts- stunde zwischen dem 31. Christmonat und dem 1. Januar geboren wird, knüpfen sich alle Tatsachen und alle Schick- sale, die uns und unseren Lieben im Laufe von 365 Ta- gen beschiedeu sind. Jedes denkwürdige Ereignis, mag es nur den engsten Familienkreis berühren oder von einer weltgeschichtlichen Bedeutung sein, ist für alle Zukunft ver- kettet mit einer Jahreszahl. Man bemißt und berechnet heutzutage Alles nach Zahl, Gewicht, Ausdehnung und Wert. Aber einen wichtigeren Maßstab hat man noch nicht entdeckt, als das Zeitmaß. Etwas wertvolleres gibt es vom materiellen Gesichtspunkte aus nicht, als die Zeit. Was tut man nicht alles, um Zeit zu ersparen? Man durchrast auf Dampfesflügeln und mit Sturmeseile ganze Welten. Man durchfurcht das endlose Meer u. bedient sich mit Vorliebe jener Schiffe, welche über die vollkommensten und leistungsfähigsten Maschinen verfügen und darum auch die Fahrt am raschesten und mit dem verhältnismäßig ge- ringsten Zeitaufwand zurücklegen können. Warum das? — Man will Zeit ersparen und Zeit gewinnen. Man be- trachtet eben den Zeitgewinn als den materiell wertvoll- sten Gewinn, welcher überhaupt errungen werden kann. „Zeit ist Geld" — sagt der Geschäftsmann. „Die Zeit ist mehr wert als Geld" — sagt der gläubige Christ; denn durch die Zeit und mit der Zeit können wir Güter und Schätze gewinnen, die in seinen Augen weit wertvoller sind, als das Geld. Wie hoch muß denn wohl der Wert eines ganzen Jahres einzuschätzen sein? Wie man seinen lieben Angehörigen, Freunden und Bekannten zur'Jahreswende einen herzlichen Glückwunsch darbringt, so möchten wir dies auch gegenüber unsern ver- ehrten Lesern tun. Wir wünschen einem Jeden von ihnen, daß ihm das neue Jahr recht viel Glück und Freude und möglichst wenig Leid und Schmerz bringen möge. Ein gesegneter Erfolg möge seine Bemühungen und Bestrebun- gen krönen! Krankheit und Ungemach mögen ihm erspart bleiben und seine Schwelle möge der Tod nicht überschrei- teu! Manch' Einer betritt das neue Jahr voll kühner und rosiger Hoffnungen. Der Iugeudmut schwillt seine Brust. Glückverheißende Pläne sind in seinem Geiste gereift. Mögen ihm keine Enttäuschungen beschieden sein! Ein Anderer schaut düstern Auges in die Zukunft. Sie erscheint ihm nicht nur iu tiefes und undurchdringliches Dunkel gehüllt, sondern voll Sorgen, Mühen und Plagen. Möchte sie sich güustiger gestalten, als er es jetzt ahnt! Ein Dritter seufzt auf hartem Schmerzeuslager. Er kann nicht hoffnungsfreudig in das neue Jahr hinüberschreiten. Schreiten kann er ja überhaupt gar nicht, liegt er doch gelähmt und gebrochen vielleicht schon feit Jahr und Tag auf seinem Krankenbett. Er wagt es nicht, vom neuen Jahre Heilung oder auch nur Linderung seiner schweren und schmerzlichen Leiden zu erwarten. In seine dunkle Kamnier dringt kein Freuden- und kein Hoffnungsstrahl. Möge ihm ein gnädiger Himmel Mut und Trost und feste Zuversicht in das gepreßte Herz gießen und möge über sei- nem Haupte doch jene Sonne leuchten, welche das dichteste Gewölk zu durchbrechen und zu verscheuchen vermag, das über dem menschlichen Herzen sich gelagert hat — die Sonne des Glaubens und der Religion! Im schweigenden Dunkel einer Winternacht wird das neue Jahr geboren. Es mahnt uns dies an die Tatsache, daß die Zukunft verschleiert vor unseren Blicken liegt. Wenn der Hammer an der Turmuhr seine zwölf Schläge in langsamem, ernstem und feierlichem Tempo fallen läßt, dann tragen diese die Kunde weit hinaus über Stadt und Land, über Berg und Tal, daß ein bedeutungsvoller Mo- ment angebrochen sei. Gilt dies schon für den Einzelnen und bessert ihm zunächst liegende Beziehungen und Ver- Hältnisse, so gilt es noch weit mehr, als von einer Privat- familie, von der Völkerfamilie und in dieser Richtung wer- den sich denn auch gegenwärtig, noch entschiedener.als in den letzten Jahren, die Befürchtungen, die Hoffnungen und die Wünsche bewegen, von denen die Jahreswende begleitet ist. Wie ein Alp lastet auf deu einzelnen Menschen und auf den Völkern die Furcht vor einer großen europäischen Katastrophe, vor einem völkermordenden Kriege. Für den Augenblick wird jetzt diese Gefahr wohl beschworen werden. Dagegen dürfte sicher nicht leicht Jemand geneigt sein, hier eine Garantie auf lange Sicht zu übernehmen. Uebrigens sind die Häupter jener Mächtigen dieser Erde sehr bald ge- zählt, deren Garantie in diesem Punkte als eine vollwertige und unbedingt vertrauenswürdige eingeschätzt würde. Glücklicherweise waltet über den Geschicken der Menschen und der Völker Einer, der mächtiger, weiser und gnädiger ist, als diejenigen, welche Schwert und Szepter führen und den Marschallstab in ihren Händen tragen. Möge das Kriegsschwert, welches auf der Balkanhalbinsel weite Länderstrecken mit Blut getränkt hat, nun wieder in die Scheide gesteckt und mögen im neuen Jahre und noch für eine lange Zukunft unserm Erdteil die Greuel des Krieges erspart bleiben mit all' dem Elend und dem Jammer und der völlig unberechenbaren Einbuße an Glück und Wohl- stand, welche in ihrem Gefolge einherschreiten! Der Bal- kankrieg mit all' dem Blute, das geflossen ist, und all' den Ausschreitungen eines übertünchten Barbarentums hat recht eigentlich dazu gedient, der Welt ein Spiegelbild dessen vor Augen zu halten, wessen man sich zu versehen hätte, wenn die Kriegsfurie in verheerendem Laufe über die gesegneten Gefilde des mittleren Europas dahinrasen würde. „Vor Pest, Hunger und Krieg erlöse uns. o Herr!" So flehen wir am Neujahrsmorgen. Unsere heißen Wünsche gelten der Heimat und dem Vaterlande. Mögen Sonnenschein und Regen zu rechter Zeit dem Landmann seine Scheuuen und seine Speicher füllen! Mögen Handwerk und Gewerbe blühen! Der Frie- de walte in unserem Lande. Er hebt den Wohlstand und verschönert das Leben. Er bildet die solide Grundlage einer wahrhast fortschrittlichen und gedeihlichen Entwick- lung der öffentlichen Zustände. Mögen alle die großen Fragen, welche aus der eidgenössischen Tagesordnung stehen, einer glücklichen Lösung entgegengeführt werden! Nicht nur die materielle Wohlfahrt soll gefördert und gefestigt werden, sondern es 'soll vor Allem aus christlicher Glaube und christliche Zucht und Sitte walten im Land und im Vaterland. Du aber, allmächtiger Lenker der Menschen- schicksale, wache über uns und gestalte das neue Jahr segensreich für den Einzelnen und für die Gesamtheit! Schweiz. Die Pfändung von Trinkgeld ist zuläßig! Die Be- treibungs- und .Konkurskammer des Bundesgerichtes sprach sich in einer ihrer letzten Sitzungen dahin aus, es sei die Löhnpfändung in, solchen Fällen, wo das Einkommen eines Schuldners sich.aus Lohn und Trinkgeldern zusam- meusetze, dann vorzunehmen, wenn beides zusammen den Betrag des Existenzminimums übersteige. Der Erfolg der Käseexportgesellschast Brngg. Die Schweizerische Exportgesellschast für Emmentaler Käse in Brug-g hat im ersten Geschäftsjahr 1911/12, das 'auf den Feuilleton. Sarnen—Lungern und zurück 2. Klaffe. Von einem Pechvogel. Während der nun begonnenen Bergfahrt am offenen Wagenfenster sitzend, den heißen Kopf in die beiden Hände gestützt, war es wohl begreiflich, wenn sich die Augen zum süßen Schlummer schlössen. „Heda — Billet!" tönte es mir Schlaftrunkenem auf einmal an die Ohren, indem sich sachte eine Hand aus meine Schulter legte. Erschrocken fuhr ich empor und stö- berte hal^btanmelnd in meinen Taschen herum, um dem immer noch vor mir stehenden Kondukteur das Verlangte zu überreichen. „Bitte, nur ein wenig Geduld, das Billet wird sich schon finden; ich fahre nach Lungern," wandte ich mich — endlich zum vollen Bewußtsein gekommen — an den immer noch aus die Vorweisung wartenden Beamten. „Was — jLungern? Wir werden jetzt bald auf Sta- tion Brünig angelangt sein. Luugern-Brüuig samt Zu- jschlagstaxe macht 70 Rappen." „Himmel, der Photograph!" zuckte es mir durch den Kopf, und dann zu allem noch diese vermaladeite Straf- tare. Ohne von meiner inneren Erregung etwas merken zu lassen, griff ich schweigend in die Tasche, um den verhaßten Obolns zu leisten. Beim Hinreichen desselben fixierten mich wieder die gleichen Augen, welche mir beim ersten Vorweisen des Billets begegneten, diesmal verrie- ten dieselben ernem s ichtlich spöttisch-ironischen Ausdruck. „Ist vielleicht aus Station Brünig Gelegenheit, den kreuzenden, nach Sarnen fahrenden Zug noch zu er- reichen?" forschte ich in anscheinend gleichgiltiger Miene. „Zirka zwei Minuten Zeit, wenn's rasch geht, wirds gelingen." Und wieder dieses ironische Lächeln — —! „Gott sei Dank!" entrang es sich heimlich meiner Brust; „also noch exakt Zeit genug, um sich auf die be- stimmte Zeit zum Photographieren einzusinden." Dieses freudige Bewußtsein ließ mich die Strapatzen und den entgangenen eiüstündigen Aufenthalt in Lun- gern vergessen machen. „Aber was dann, wenn du auf Station Brünig ohne Billet in den Zug steigst?" fiel mir plötzlich ein. Durch die gemachte unliebsame Erfahrung gewitzigt und auch in Rücksicht auf den bedenklichen Tiefstand in meinem Portemonnaie war der Entschluß bald gesaßt: „Unter keinen Umständen ohne Billet den Zug besteigen!" Nun hieß es, Äles daransetzen, um während den ver- fügbaren zwei Minuten am Schalter der Station Brünig ein Billet sich zu verschaffen. Langsam fuhr der Zug endlich in die Station ein. Auf der Plattform des Wagens hatte ich bereits Posten gefaßt, um von dem noch nicht ganz zum Stehen ge- kommenem Zug als „erster" in kühnem Sprung den Boden und das nebenbei liegende Stationsgebäude zu er- reichen. Aber, o Wehe! Auf dem zu überschreitenden zweiten Geleise vetsperrte eine Kopf an Kopf gedrängte Menschen- menge den Weg zur Station; es waren Reisende, die sich bereits zum Einsteigen nach Lungern anschickten. In diesen Menschenknäuel hineinfahrend und alles erbarmungslos bei Seite schiebend, war für mich die Arbeit einiger Augenblicke. Keuchend vor Anstrengung hatte ich mich endlich zum „Schalter" durchgerungen. „Bitte, schnell, Billet Lungern einfach!" rief ich hastig dem an der Brüstung Stehenden entgegen. Ein höhnisches Lachen schallte mir entgegen: „Sehen Sie denn nicht, daß hier das Büffet ist? Der Schalter befindet sich doch im weiter unten liegenden Gebäude!"