L* 0W«l|rittt |%tittu»ad| uttfr fntnstag MksfrrauD AbonnementspreiS: Für die Schweiz: jährlich Fr. 5.5V, halbjährlich Fr. 2.80; Post-Abonnement 20 Cts. Zuschlag. JnserttonSpreis: Für Obwalden die einspaltige Petitzeile 19 CtS., für auswärtige 15 CtS. Wieder holnngen Rabatt. • Inserate nehmen für uns alle Annoncen- Expeditionen entgegen. Gratis-Beilage: „Laudu>irtschaftliche Mitteilungen". • Druck und Expedition: Louis Ehrli, Sarnen. — Telephon'Nr. 32. vierzigster 3rtlfr8itita llv. 36 Ki»r«e«> putworfr 5 Pni 1916 Die Landsgemeinde. Alle Zeichen ließen eine ruhige Landsgemeinde er- warten, und diese Erwartung hüt sich erfüllt. Das Land- Volk ist befriedigend zahlreich erschienen, und es mögen bei 1500 Stimmfähigen im Ringe gewesen sein. Große Ehre widerfuhr uns durch den zahlreichen Besuch von Eidge- nossen anderer Kantone. Sogar ein Mitglied unserer obersten Landesbehörde, Herr Bundesrat Calonder, ferner Herr Bundesrichter Dr. Merz, Herr Regierungsrat Dr. Merz aus Bern, das Zentralkomitee des Schweizerischen Preßvereins und eine Anzahl Offiziere von der Etappe Luzern wollten einmal mit eigenen Augen das Früh- lingsfest unserer Demokratie ansehen. Ausgezeichnet hat sich, nebenbei gesagt, auch das Wetter gehalten. Ein gol- dener Frühlingstag hat seine volle Pracht und Lieblichkeit über unser Ländchen ausgegossen. Etwas vor 12 Uhr setzte sich unter dem üblichen Ge- läute der Glocken der Landsgemeindezug in Bewegung. Zum erstenmale wieder seit langen Dezennien spielte die Harmoniemusik Sarnen den sogenannten alten Landsge- meindemarsch nach der Komposition des Herrn Musik- direktor Gaßmann in Sarnen. Wir können verraten, daß das Urteil über diese Komposition allgemein ein sehr günstiges war und man diesen altehrwürdigen Marsch im neuen Gewände in Zukunft an diesem Tage nicht mehr missen will. Herrn Direktor Gaßmann sei für die wert- volle Erhaltung dieser alten Tonidee wärmstens gedankt. Auf dem Landenberg eröffnete der regierende Land- ammann, Herr I. B u s i n g e r , den Volkstag mit einer sehr sympathischen Ansprache. Wir wollen den Gedanken- gang kurz wiedergeben: Wir leben in einer ewig denk- würdigen und furchtbar ernsten Zeit, in welcher die Mächte Europas in einen schrecklichen Entscheidungskampf ver- wickelt sind. Wenn wir nach den Beweggründen dieses Riesenkampfes fragen, müssen wir konstatieren, daß Haß, Mißgunst und widerstrebende wirtschaftliche Interessen da- zu geführt haben. Schon beinahe 21 Monate wütet dieser Krieg und noch ist kein Ende abzusehen. Unermeßlich ist der Schaden, den er anrichtet; reiche und blühende Gefilde sind vernichtet, liebliche Wälder und reiche Städte sind verschwunden und nur traurige Ruiuen zeigen uns die Stellen, wo sie gestanden. Und erst die furchtbaren Men- schenverluste! Der Stolz und die Freude von Millionen von Eltern sind vernichtet, die Kraft und die Blüte des männlichen Geschlechtes eines großen Teiles Europas hat der furchtbare Krieg dahingemäht, die Gebeine ruhen auf den Schlachtfeldern und im tiefen Meeresgrunde. Die Le- bensfreude und Lebenslust vou Millionen ist dahin und die- jenigen, welche vom Kriege direkt verschont geblieben sind, leiden unter den Folgen in wirtschaftlicher Beziehung eben- so schwer. Es liegt die Frage nahe, wie ist ein solcher Krieg möglich im Zeitalter des Fortschrittes, der Bildung und der Humanität? — Gefühle des Mitleides muß uns das namenlose Unglück einflößen und den Wunsch nach dem längst ersehnten Frieden. Einer Insel gleich befindet sich die Schweiz mitten in den brandenden Wogen des Völkerkrieges. Wenn auch der Schaden fast unermeßlich ist, der uns durch das Darniederliegen von Handel und In- dnstrie entstanden ist, nnd unsere Wehrmänner schwere Opfer für den Schutz des Vaterlandes bringen mußten, so soll doch ein Gefühl innigen Dankes uns beseelen, daß wir den Frieden bisher bewähren konnten. Danken wollen wir inständig dem Lenker der Geschicke, der uns vor den furchtbaren Greueln des Krieges verschont hat. — Am 16. November 1915 feierten Regierung und Volk des Ur- standes Schwyz den Kvvjährigen Gedenktag der Schlacht am Morgarten. Wir zollen dem Schwyzervolke unsern Dank für die herrliche Erinnernngsfeier. Aus den Satz- ungen des ersten Freiheitsbriefes und dem Siege her Schlacht am Morgarten ist unser schweizerisches Vater- land aufgebaut worden; ohne das Gelöbnis der drei Ur- kantone und ohne den Kampf am Morgarten hätte es! feinen Schweizerbund gegeben und kein schweizerisches! Vaterland, sie waren das Samenkorn, aus dem der heutige schöne Baum des Schweizerhauses emporgeblüht. Unsere Väter haben große und schwere Opfer gebracht, um den Sieg an ihre Fahne zu heften, danken wir ihnen in diesen Tagen des Krieges mit besonderer Verehrung. Der schönste Tan? aber besteht in dem feierlichen Gelöbnis, die gleiche Liebe, den gleichen Opfersinn zu hegen und zu pflegen zum Wöhle und zur Ehre unseres lieben Vaterlandes. — Unser wirtschaftliches und "kommerzielles Leben hat unter der Allgewalt des Krieges stark gelitten. Es sind Erscheinun- gen zu Tage getreten und es mußten seitens der obersten Landesbehörde Maßnahmen getroffen werden, die wir frü- her als unmöglich gehalten hätten. Die Behörden haben nach dem Gebote der Notwendigkeit gehandelt. Der ober- sten Landesbehörde, dem h. Bundesrate, gebührt wärmstens Dank für seine Sorge ums Schweizervolk. Und wenn in den letzten Monaten sich eine Kluft aufzutun schien zwischen der romanischen und der deutschen Schweiz, so wollen wir hoffen, daß die Versöhnung in der Bundesversammlung in Bern ihre Früchte zeigen werde und daß wieder Friede und Eintracht einkehre im Schweizerhause. Mit seltener Energie und Tatkraft hat der h. Bundesrat die überaus schwierige Zeit der wirtschaftlichen Not und des Grenz- fchutzes bisher überwunden und wir haben das volle Zu- trauen, daß es auch in Zukunft geschieht. Auch! in finan- zieller Beziehung mußten bereits Maßnahmen getroffen werden, und der Bund ist zur Erhebung einer Kriegssteuer geschritten und die Eröffnung noch anderer Einnahme- quellen wird unerläßlich notwendig sein. Hoffen wir, daß unser heißgeliebtes Vaterland auch in Zukunft von der Kriegsgeisel verschont bleibe und in sich geeint und neu- gestärkt an patriotischer Hingebung aus dieser schweren Krisis hervorgehen werde. In diesem Sinne eröffnet der regierende Landammann die Landsgemeinde des Jahres 1916. — Es folgen „Veni creator" und die Verlesung der Vor- schriften über die Stimm- und Wahlfähigkeit an der Landsgemeinde. Herr Finanzdirektor C a t t a n i gibt dem Landvolke summarisch Kenntnis vom Resultate der Landsäckelverwal- tnng, Das Wort wird weiter zu diesem Geschäfte nicht verlangt. Bei den Wahlen ergriff Herr Landstatthalter Dr. M i n g das Wort und dankte vorab den beiden Herren Regierungsräten Franz Burch, Schwendi, und Ios. Im selb, Lungern, für ihre dem Lande geleisteten treuen Dienste. Beide Herren haben der h. Regierung Kenntnis gegeben, daß sie eine Wiederwahl ablehnen. Diesem wohl- verdienten Danke schloß sich das Landvolk stillschweigend an. Herr Regierungsrat Burch war der typische Vertreter der Bauersame. Er hat sich in jüngern Jahren in den Verwaltungen der Korporation Schwendi und der Ge- meinde Sarnen hervorgetan. Die Landsgemeinde erkor ihn dann zum Oberrichter und vor 12 Jahren zum Regierungsrate. Herr Jmfeld war Fachmann im Ge- werbewesen. Ihm waren die kantonalen Lehrlingsprü- sungeu unterstellt nnd in seiner ganzen Tätigkeit als Regierungsrat hat er wiederholt Anstrengungen gemacht, um Fragen des Mittelstandes in Diskussion und auch zur Verwirklichung zu bringen. So ist das Obligatorium der Lehrlingsprüfungen sein Werk. Der Souverän soll den beiden Männern ihre Verdienste wärmstens anerkennen. Mit Vorschlägen war Herr Landstatthalter Ming nicht in Verlegenheit. Für den demissionierenden Herrn Burch dürfte am richtigsten wieder ein Sarner gewählt werden, sein Vorschlag fiel daher auf Herrn Gemeindepräsident Karl Stockmann. Ans dem Volke tönte eine Stimme, welche Herrn Oberrichter Verwert auf den Schild er- hob. Weitere Vorschläge unterblieben, so daß Herr Präsi- dent Stockmann fast einstimmig als Mitglied des Re- gieruugsrates aus der Wähl hervorging. Ebenso glatt vollzog sich die zweite Ersatzwahl. Um dem Oberlande, d. h. den Gemeinden von Sächseln aufwärts, wieder eine Vertretung in der Exekutive zu sichern, nannte Hr. Land- statthafter Dr. Ming zwei Herren: Hr. Kantonsrichter Karl Rohrer und Herr Gemeindepräsident v. Flüe, beide in Sächseln. Letzterer lehnte aber eine Wahl mit aller Bestimmtheit ab und erklärte, da er nicht mehr unter dem Amtszwange stehe, sich nicht „ins Mehr" bringen zu lassen. Ohlne Opposition stimmte das Landvolk dew Vor- schlage der Regierung bei und übertrug Würde u. Bürde eines RegierungDrates auf Herrn Kantonsrichter Karl Rohr er. Im Austritt befand sich auch Herr Regie- ruugÄat Otto Heß in Kerns. Ein Gegenvorschlag erfolgte nicht, Herr Gustav Dürrer sah sich nur veranlaßt zu sagen, warum die Kernser, bezw. die Gegner des Herrn Heß, ' ihn „sprengen" wollten. Herr Heß sei der beste Freund eines Mitgliedes der Regierung, das der Gemeinde Kerns feindlich gesinnt sei. Mit Einmut wurde Herr Otto Heß verdienterweise als Regierungsrat bestätigt. Die beiden Herren Regierungsräte B u s i n g e r und Dr. M i n g tauschten noch ihre Rollen aus, und Herr Dr. Ming wird im Amtsj achtre 1916/17 regierender Landammann sein und Herr Bnsinger Landstatthalter. Ersatzwahlen waren keine zu treffen, da die beiden neugewählten Re- gierungjsräte nicht dem Obergerichte, sondern dein Kan- tonsgerichte angehören und der Kantonsrat die Ersatz- wählen zu treffen hat. Das Kantonsgericht erweist sich immer Wehr als die „Schule für künftige Regierungs- räte". Früher kam diese Rolle mehr dem! Obergerichte zu. Der feierliche Akt der Beeidigung ist eine .religiöse Handlung, bei der das Landvolk mit entblößtem! Haupte und Wohl mit dem Wunsche beiwohnt, es Möge die Vor- sehung unsere Staatsmänner erleuchten, daß sie die Gnade besitzen, den geleisteten Eid auch voll und ganz zu halten. Es ist eine schwere Verantwortung, welche die Erkorenen des Volkes damit übernehmen; denn Verfassung und Ge- setze gewissenhaft und unparteiisch zu vollziehen, ist oft ein« gar dornenreiche Ausgabe. Die beiden Einbürgerungsgesuche des Herrn G i l - bert Gualliui und seiner Familie und des Josef Häcki-Selhofer in das Landrecht von Obwalden wurden stillschweigend nach Antrag des Kantonsrates ge- nehniigt. # Nicht so glatt sollte die Landsgemeinde enden. Beim F e n e r w e h rgesetz wurde es in den Reihen etwas! lebendig. Herr Landammann Bnsinger und Herr Land- statthafter Dr. Ming gaben sich alle Mühe, das Gesetzlein zu retten und empfahlen dasselbe mit Recht zur An.- nähme. Ihnen trat Herr Kantonsrat B ä b i, Alpnach, entgegen, der den Verwerfungsantrag stellte, das' Gesetz schaffe einen kantonalen Feuerwehrinspektor, das doste die Gemeinden wieder Geld, man könne es mit der alten Ver«, ordnung noch ganz gut machen :e. Ihm sekundierte Herr Kaspar Windlin, der zwar grundsätzlich den Inhalt als fortschrittlich anerkannte, sich aber an ver- schiedenen kleinen Bestimmungen stieß, die dem Volke nicht paßten. In der Abstimmung wurde die Vorlage Mit Glanz verworfen; relativ nur wenige Stimmen wag- ten sich für die Annahme zu erheben. Uns' fiel auf, daß das gleiche Volk, welches bei den Wählen sich einmütig auf! die Seite der Regierung stellte und der h. Regierung ein uneingeschränktes Zutrauen entgegenbrachte, die gesetz- geberische Arbeit derselben wahllos verworfen hat. IM Kantonsrate wurde das Gesetz unseres Erinnerns ein- mütig angenommen, und die Herren Kantonsräte sind doch die Träger des Volkswillens. Wo fehlt's? Damit hatte die Landsgemeinde des' Jahres 1916 getagt. Es war eine ruhige und friedliche Tagung, der ernsten, schweren Zeit angemessen. Mit Recht hat man die Leidenschaften des Volkes ruhen lassen und sich gehütet, sie auszupeitschen; es hat daran wohl auch niemand ge- dacht. Würden und Bürden sind wieder verteilt und wir wünschen nur, es möge der h. Regierung gelingen, gemäß ihrer Pflicht das neue Amtsjähr hindurch iu friedlicher fortschrittlicher Arbeit für des Landes Wohl zu arbeiten und es wird sie an dieser Arbeit sicherlich niemand hindern und sollte auch ein politischer Luftzug durch die St übel fähren und etwas „Durchzug" machen, so wäre das nur demokratisch und entspräche der reinen Volksherrschaft, die am Sönntag in verschiedenen Reden so hoch gepriesen wurde. Mit einem 'kurzen Dankes- und Abschiedsworte er- klärte Herr Landammann Bnsinger die Landsgemeinde als geschlossen. In der Dorfkapelle begrüßte der Vertreter der hochw. Geistlichkeit, hochw. Herr Pfarrer Albert von Ah von Kerns, die h. Landesregierung, indem er die übliche An- spräche in poetische Form kleidete. Das Gedicht soll näch- stens im „Vaterland" erscheinen; wir wären dafür in erster Linie empfänglich gewesen! — Herr Landammann Ming antwortete in gewohnter Weise, das Verhältnis zwischen Staat und Kirche erörternd. Das Landsgemeindeessen auf dem Rathause brachte noch einige inhaltsreiche und sympathische Ansprachen. Herr Landammann Dr. Ming toastierte aus das Vater- land, indem er in geistreicher Weise sich an die anwesenden Vertreter der schweizerischen Presse wandte und die Presse als die Macht feierte, welche Krieg oder Frieden in unserm! Schweizeichause in ihrem Schoße trage, sie möge auch der großen Verantwortlichkeit immer bewußt sein; der Land- ammann erinnerte auch an die schweren Opfer, welche un- sere Wehrmannschaft für den Grenzschutz gebracht habe und schließt mit dem Wunsche, es mochten alle diese Opfer-