ObAAer s MOemö Katholischkonservatives Organ Wöchentlich« Beilagen: „Obwaldner Psarrblatl" » „?amilien-Veilage" » „Obwaldner Buiräftubli' ?«"««r't"ionspreiS: FürObwalden die einspaltige Millimeterzeile od. deren Raum <5 Rp., für die übrige Schweiz 8 Rp., Reklamen 20 Rp. Bei Wiederholungen Rabatt. Dlaeierung»vorschristen w«rd«n abgelehnt. Inseraten - Annahme: Schweizer - Annoncen AG., Lnzern (Allgemeine schweizerische Annoncen. Expedition. Telephon 21.254) und deren sämtliche Filialen. Mittwoch, den 10. Januar 1940 Redaktton: Ludwig von Moos Sächseln. Tel. S 64 52. Abonnementspreis: Für die Schweiz jährlich Fr. 10—, halbjährlich Fr.5.30; Ausland Fr. 14.50 jährlich. — Spesenfreie Einzahlung aus Postscheckkonto VII 1085. Druck und Expedition: Buch- und Kunstdruckerei Louis Ehrli, Sarnen. Telephon Rr. 8 öl 32. Erscheint Mittwoch und Samstag Siebzigster Jahrgang — Nr. Z : Neues in Kürze Der Rücktritt des britischen Kriegsministers Höre Belisha und seine Ersetzung durch den bisherigen Handelsminister Oliver Stanley bedeuteten in England und darüber hinaus die Sensation des Wochenendes. Es heißt, der Kriegsmini- ster, der Jude ist, habe gehen müssen, weil er das konferva- tive Ofsiziers- und Generalskorps zu radikal „durchgekämmt" habe. An den Kriegszielen Englands ändere sich nichts. Zu- gleich mit Höre Belisha scheidet auch der Jnformationsmini- ster Mc Millan aus der Regierung aus. In Venedig besprachen der italienische Außenminister >raf Ciano und der angeblich aus der Reise nach San Remo egrisfene ungarische Außenminister Graf Csaky das Balkan- roblem. Italien will der Ausdehnung des Bolschewismus einen Damm setzen. Graf Csaky ist am Montag, statt zur Kur nach San Remo zu reisen, nach Budapest zurückgekehrt. In Spanien und Portugal verheerendes Hochwasser. Es gab verschiedene Menschenopser. Auch in Kleinasien sind ver- schieden? Flüsse über die Ufer getreten. 45 Arbeiter von einem Brückenbau über den Tigris befinden sich abgeschnitten auf einer kleinen Insel. Der rumänische König Earol bereist die Grenzgebiete sei-' nes Reiches. Sowjetrußland und Ungarn zeigen Appetit. In der bessarabischen Hauptstadt Kischinew erklärte der König am Dreikönigstag mit Entschiedenheit, Rumänien werde keine Amputationen an seinem Leib vornehmen lassen. England will Finnland gegenwärtig mit 40 Bombern be- liefern. In Deutschland argwöhnt man, England suche eine Angrisssbasis. Die holländische Regierung gibt wieder bekannt, daß je- der Angriff aus holländisches Gebiet hartnäckigstem Wider- stand begegnen werde. Schon wieder Rauch? Eidgenossenschaft Nach London ist anstelle des zurückgetretenen Minister Paravicini ein neuer schweizerischer Gesandter abgereist: Minister Dr. W. Thurn- Heer, bisher Gesandter in Tokio. Er soll vor allem wirt- schaftspolitisch „durch" sein, ein Umstand, der hoffentlich un- serem Land in diesen bösen Zeiten von Vorteil ist. Aufschlag im Butterpreis. Das Kilogramm Butter hat um 50 Rp. aufgeschlagen. Im Milchpreis ist keine Veränderung eingetreten. Mancher wird sich fragen, wieso die Butter aufschlage, die Milch aber nicht, der Bauer habe also nichts davon. Es wird erklärt, die Butter sei bisher schon um 70 Rp. per Kg. unter den Her- stellungskosten abgegeben worden, und dieser allzuniedrige Preis (im Verhältnis zu den Gestehungskosten) habe nur durch Zuschüsse von jährlich 16—18 Mill. Fr. aufrechterhal- ten werden können. Die Preiszuschläge auf Futtermitteln, aus denen diese Zuschuß-Millionen stammten, sind dahin- gefallen, automatisch schlägt also der Butterpreis auf. Ein- gesottene Butter wird davon nicht betroffen. Die Stimme aus Rom Der Hl. Vater Pius XII. hat bekanntlich in seiner Weih- nachtsansprache an die zur Ueberbringung ihrer Festwünsche bei ihm erschienenen Kardinäle zu den gegenwärtigen Ereig- nissen auf der Weltbühne Stellung genommen. Die Agentu- ren verbreiteten dann seine Worte in alle Welt. Die päpstliche Ansprache mit ihren fünf Punkten zur Herstellung des Welt- sriedens hat dokumentarischen Charakter. Wir zitieren nach- stehend die in der „Schweizerischen Kirchenzeitung" erschienene Uebersetzung aus dem „Osservatore Romano", Nr. 302, vom 26./27. Dezember 1939. * „Seit vier Monaten sind Wir nun Zeugen dieses Krieges, der in so ungewohnten Umständen angefangen und fortgesetzt wird/ auf den Trümmern tragischer Ruinen. Und, wenn auch — ausgenommen in Polen und Finnland — die Zahl der Opfer bis jetzt geringer ist, als zu befürchten war, so ist doch die Summe der Schmerzen und Opfer schon so groß, daß jeder, der sich um den zukünftigen wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Stand Europas, und nicht nur Europas, be- kümmert, von lebhaftester Sorge ergriffen werden muß. Je mehr das Ungeheuer des Krieges sich breitmacht und alles verschlingt und an sich reißt, alle materiellen Mittel in den Dienst des Krieges gestellt werden müssen, dessen Anforde- rungen immer größer werden, um so mehr droht für die in den Krieg verwickelten Völker die Gefahr eines verderblichen Aderlasses. Wir fragen: Wie wird nach dem Krieg eine er- schöpfte und ausgeplünderte Wirtschaft die Mittel zum wirt- schaftlichen und sozialen Wiederaufbau finden, unter den un- geheuren Schwierigkeiten, die sich allerseits aufgetürmt haben werden? Werden nicht die Mächte und die Schliche der Um- sturzpartei, die auf der Lauer liegt, mächtig erstarken und dem christlichen Europa den Gnadenstoß versetzen? — Solche Ueberlegung sollte den Regierungen und dem gesunden Teil jedes Volkes auch im Fieber des Kampfes den Kopf kalt be- wahren und die Folgen nicht aus dem Auge verlieren lassen, und wohl zu überlegen, welchen Zweck und welche Verant- wortung der Krieg denn hat." Die fünf Punkte Pius' XII. „Wir denken: wer mit Aufmerksamkeit auf die Anzeichen in vielen Weltteilen achtet, die eine solche Entwicklung wahr- scheinlich machen, sollte sich jetzt schon trotz der harten Not- wendigkeiten des Krieges geistig bereithalten, um im gegebenen günstigen Augenblick, soweit es auf ihn an- kommt, die Hauptpunkte eines gerechten und ehrenhaften Friedens klar festsetzen zu können; auch sollten nicht ohne wei- teres Verhandlungen abgewiesen werden, wenn sich dazu Ge- legenheit bietet und die nötigen Bürgschaften und Sicherheiten geleistet werden. 1. Die grundlegende Bedingung eines gerechten und ehren- haften Friedens ist die Sicherung des Rechtes auf Leben und Unabhängig- teit für alle Nationen, mächtige oder schwache. Der Lebenswille einer Nation darf niemals zum Todesurteil für eine andere führen. Ist diese Rechtsgleichheit vernichtet, verletzt oder gefährdet worden, so fordert die Rechtsordnung eine Wiedergutmachung, deren Ausmaß nicht durch das Schwert oder egoistische Willkür, sondern durch die Grund- sätze der Gerechtigkeit und in'gegenseitigem Entgegenkommen festgesetzt werden sollte. 2. Damit einer solcherweise hergestellten Ordnung die Angelpunkte eines wahren Friedens: Ruhe und Dauer, be- schieden seien, müssen die Nationen von der drückenden Skla- verei des Wettrüstens befreit werden und ebenso von der Gefahr, daß die materielle Gewalt, anstatt das Recht zu schützen, zu seiner tyrannischen Vergewaltigung führt. Frie- densverträge, die nicht auf einer gegenseitigen, organischen, fortschreitenden vereinbarten Abrüstung sowohl in der praktischen als in der geistigen Ordnung, beruhen und die Abrüstung nicht loyal durchzuführen sich bemühen, werden über kurz oder lang ihre Schwäche und den Mangel an Le- benskraft offenbaren. 3. Bei der Neuordnung des internationalen Zusammen- lebens würde es den Grundsätzen menschlicher Weisheit ent- sprechen, daß alle Parteien sich von den Mißerfolgen Rechen- schaft geben würden, die in den Fehlern der Vergangenheit ihren Grund haben. Bei der Gründung oder Wiederherstel- lung von internationalen Institutionen, welchen eine so hohe, aber auch so schwere und verantwortungsvolle Aufgabe zu- kommt, müßte man sich die Erfahrungen zunutze machen, die aus dem Versagen und dem fehlerhaften Funktionieren frühe- rer, gleicher Initiativen gewonnen werden konnten. Und weil es der menschlichen Schwachheit sehr schwer fällt, — man wäre versucht zu sagen: fast unmöglich ist — im Augenblick der Friedensverhandlungen selbst alles vorzusehen und alles sicherzustellen, wo es sowieso schwer fällt, sich von Leiden- fchaften und Bitterkeit fernzuhalten, so wäre die Gründung von Rechtsan st alten, deren Aufgabe wäre; die loyale und treue Durchführung der Verträge zu sichern und nötigen- falls sie zu revidieren und zu korrigieren, von entscheidender Bedeutung für die Annahme eines ehrenhaften Friedensver- träges und um einseitige und willkürliche Verletzungen und Auslegungen der Vertragsbedingungen zu verhüten. 4. Besonders muß einem Punkt Aufmerksamkeit geschenkt werden, wenn man eine bessere Ordnung in Europa anstrebt. Er betrifft die wahren Bedürfnisse und die gerechten Förde- rungen der Nationen und Völker wie der völkischen Minder- Heiken. Wenn diese Forderungen auch nicht immer auf ein strenges Recht sich berufen können, wenn schon anerkannte Verträge oder andere entgegenstehende Rechtstitel vorliegen, so verdienen sie doch wohlwollende Berücksichtigung. Man sollte ihnen auf friedlichem Wege entgegenzukommen oder selbst durch eine billige, weise und einmütige Revision der Ver- träge sie zu erfüllen trachten. Würde so ein wahres Gleich- gewicht zwischen den Nationen hergestellt und die Grundlagen eines gegenseitigen Vertrauens geschaffen, so wären viele Zündstoffe zur Anwendung von Gewalt beseitigt. 5. Aber auch die besten und vollständigsten Reglements werden unvollkommen und zu schließlichem Mißerfolg ver- urteilt sein, wenn die Leiter der Geschicke der Völker und diese selbst sich nicht immer mehr von jenem Geiste durchdringen lassen, von dem allein der tote Buchstabe, die Paragraphen der internationalen Verträge Leben, Autorität und Verpflich- tung erhalten: nämlich vom Geist eines tiefinnerlichen Verantwortungsgefühls, das die menschlichen Satzungen nach den heiligen und unerschütterlichen Grundsätzen des göttlichen Rechtes bemißt und wägt; es ist jener „Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit", die in der Bergpredigt selig gepriesen wird, einer Gerechtigkeit, die die sittliche Gerechtigkeit voraussetzt, die erfließt aus jener all- umfassenden Liebe, die das Hauptziel christlicher Vollkommen- hat ist, und die deswegen auch Brücken zu jenen schlägt, die nicht das Glück haben, unsern Glauben zu teilen. «Aus der geschickte eines Rasthofes Wo zu Sächseln der Dorfbach seine Wellen, eine auf die andere, plaudernd zu Tal hüpfen läßt, wo die Fuhrwerke noch ärmend über die hölzerne Bachbrücke rumpeln und wo heute die Flüelistraße bei der Frühmesserei aus dem Dorf rechts hinauf gegen Steinen ihr Ziel nimmt, da traten an Martini des Jahres 1489 nach unseres Herrn Geburt der Landam- mann und die Fünfzehn des Geschworenengerichts zu Unter- walden ob dem Wald wegen der Schlichtung des Streits um ein Holzhaurecht zusammen und „thun kund mengklichem mit disem briesf, das wir ze Sachslen in der Hurdmat- ten ob Göttschis hus offenlich richten..." Das war 1489. Und von da zur Jahrzahl 1939, die wir eben im Kalender umgeblättert haben, ringelt sich eine runde schöne Zahl: 450 Jahre. Vierhundertfünfzig Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung, daß da- mals, Ende des 15. Jahrhunderts, unter der Hurdmatten Götschis Haus gestanden habe, und dazu, daß unweit davon der Landammann und die Fünfzehn zu Gericht ge- sessen: in der Hurdmatt, die sich zwischen Dorfbach und hen- tiger Flüelistraße hinaufzieht und heute noch diesen Namen trägt. 1649. Wieder eine schöne, geringelte Neun am Schluß. In diesem Jahr erstellt der habliche Ratsherr Nikolaus Göt- schi — er heißt nicht umsonst „der Reich" — an der Stelle des heutigen Gasthauses zum „Kreuz" ein Wirtshaus. Dem Schwiegersohn des Landammanns Melchior Halter von Gis- wil konnte es die Tagsatzung der Eidgenossenschaft nicht wei- gern, auf gestelltes Gesuch hin ins neue Haus zu Sächseln Schild und Fenster zu stiften: „Die drizehen Orth einer lob- lichen Eitgnofchaft. Anno 1656." Wer heute in die Gaststube zum „Kreuz" in Sächseln tritt, mag sinnend eine Weile vor dieser Scheibe stehen. Aus dem gleichen Jahre 1656 stammt übrigens ein Votivbild, das derzeit ebenfalls im „Kreuz" zu sehen ist und den alten Gasthof in seiner früheren Form dar- stellt. Dann kamen Wandlungen. Ein Sachsler Stich aus den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts zeigt noch die alte Form. Kreuzwirt Regierungsrat Nikolaus Götschi (1793 bis 1879) nimmt dann einen Umbau vor (nach 1835). Das aus- ladende Büffet in der heutigen Gaststube zeigt die Wappen Götschi und von Moos. Die zweite Frau des Erbauers war eine 'Regina von Moos, Tochter des Säckelmeisters und Kir- chenvogts Niklaus von Moos. Dieser Regierungsrat Nikolaus Götschi starb am 12. August 1879 zu Luzern auf der Dampf- schiffbrücke an einem Schlaganfall. Seine erste Tochter Karo- lina heiratete den Ratsherrn Nikolaus Rohrer im Mattli, Vater des hochw. Herrn Kommissars und Domherr Joseph M. Rohrer und des Regierungsrats Karl Rohrer, während Anna Maria aus zweiter Ehe den Zeugherrn und Regie- rungsrat Franz Britschgi ehelichte und damit in die Familie Britschgi überleitete. Diese letzte Stammhalterin in der alten Kreuzwirtsfamilie Götschi werden viele unserer Leser noch persönlich gekannt und geschätzt haben. Seitdem steht schon die zweite und dritte Generation Britschgi am Steuerruder, um den alten, guten Namen dieses Gasthofes in „Götschis Haus unter der Hurdmatten" weiterhin aufrechtzuerhalten und auszubauen. Ach, wieviel könnte dieses alte Gasthaus erzählen von frohen und ernsten Tagungen, Anlässen und Festlichkeiten! Bischöfe, Prälaten, Buudesräte gingen hier ein und aus. Mit welcher altväterisch-eleganten Würde wurdeu hier die großen Jubiläumsfeste des seligen Landesvaters Bruder Klaus um- spielt, wenn etwa ein Jüngferchen in der Obwaldner Tracht vor den Herrn Bundespräsidenten hinstand und mit einem traulichen „Dui" ansprach. Und, als bescheidenes Pslänzchen, mag nebenbei erwähnt sein, daß nicht bloß anno 1489 der Landammann und die Fünfzehn in der Hurdmatt zusammen- traten, sondern daß auch jetzt noch in geregelten Abständen der Gemeinderat hier in der Stube zum „K'reuz" seine Sit- zungen abhält, über Wohl und Wehe der Gemeinde ratschlagt.