28 — — Baumstamm daneben und schaute neugierig nach der Fremden herüber. Der Lieni war stehen geblieben. „Dort bon ich zu Haus“, erklärte er und zeigte nach dem Holzbau mit dem niedern Schindeldach. „Wollt Ihr mit hinüber kommen?“ fragte er zögernd. „Heute nicht“, gab sie zur Antwort. Dann wies sie auf einen kleinen Buben, der vom Hause herüber⸗ gerannt und, verlegen am dinger kauend, in einiger Entfernung stehen geblieben war. „Der erwartet Euch“, sagte sie. Lienil“ schrie zaghaft der Kleine. Der Bursche achtete nicht groß darauf. „Ade“, sagte er aber, mit ungelenker Höflichkeit den Filz lüftend. Dann wandte er sich ab und schritt dem Hause zu. Eoa sah, wie er drüben den Buben auf seinen Arm hob und aufrecht, als trüge er keine Last, seinen Weg fortsetzte. Langsam trat sie den Heimweg an, dem Lieni nachsinnend und seinen Leuten, denen die Mutter ge— storben war. IV. Zwei Tage später kam die Städterin ein Gelüsten an, des Mattli⸗Lienis Leute kennen zu lernen. Zusammen mit ihrem Vater verließ sie des Nachmittags das Gast⸗ haus. Ein heller Morgen hatte über der Alp geleuchtet. Noch' hielt am Nachmittag der Westwind an und fegte den Himmel, an dem manchmal ein grauweißes Ge⸗ wölk heraufzog, immer wieder rein. Aber der Wester“ bringt schlechtes Wetter im Gebirg. Weit unten, am Eingang zur Alp noch kaum sichtbar, lagerte sich fahles Nebelgespinst. Jetzt schob es sich herauf, durchsichtig