Ernst Zahn Dιααασ „Dank, daß Ihr gekommen seid! — Ihr seid schon eine Gute! Aber redet nicht vom Bleiben — Ihr — Ihr könntet es doch nicht halten.“ Sie wollte widersprechen. Doch nahm er ihre beiden Hände in seine Linke und sprach langsam, fast feier— lich, mit der Rechten deutend und bekräftigend: „Viele Straßen sind für die Menschen gemacht, und bestimmt ist es, daß jeder auf seinem Weg soll bleiben! Wenn einer überläuft auf einen andern, tut es nicht gut, und er paßt nicht zu dem Volk, das er da antrifft! — So — habe ich mir ausgedacht letzter Tage, so ist es uns gegangen. Wir sind gekommen vom Weg und haben zusammen gehen wollen und sind dabei ins Unglück ge— rannt! So — so müsset Ihr halt Eure Straße wieder suchen; ich“ — lächelte er bitter — „‚bin allweg schon bald am Ende von meiner!“ Wie er vom Sterben redete, kam ihm die Erinne— rung an das, was ihn zum Tode brachte. „Könntet Ihr mir noch ein gutes Wort geben, 'da ich doch so einer geworden bin?“ Er ließ den Kopf auf die Brust sinken, als erwarte er ein Urteil. „Lieni, armer Lieni!“ Eva lehnte ihr Gesicht an seines, in dem plötzlich ein Wechsel wie von Erregung zu grenzenloser Mattigkeit ging. Eine kurze Weile ver— schlich. Dann zuckten seine Glieder. An ihrer warmen Wange erkaltete die seine. Sein Körper fiel zurück. „Er ist tot“, fuhr die Kniende auf. Ihre Stimme zitterte in Qual, und taumelnd tastete sie nach einem nahen Stuhl, dessen Lehne sie stützte. Neben ihr schlug der Mattli⸗Vinzenz den weißhaarigen Kopf auf die Platte des Tisches. Und drüben stand die Trini trockenen, feindseligen Blickes. Selbst der Blinde verkroch sich in seiner Ecke wie in Abscheu vor der Fremden. Die schüttelte ein Grauen. 7