Donnerstag, 1.Mai 1969 Nr..100 118. Jahrgang Preis 40 Rp. Ziperner Onablatt es Weiterer biafranischer Erfolg? 2 Hat Angst auch Albert Mader umgebracht? 2 Selbstverbrennungsversuch in der CSSR LM Wer kandidiert noch außer Pompidou? Unabhängige Republikaner, Zentrum und Sozialisten haben sich noch nicht entschieden Paris, 30, April. (UPI) In Frankreich schenfälle zu provozieren beabsichtig- A Mn für Fnmnide? aus en, em Boden, nachdem er die volle Un- jerstützung der Gaullisten gewonnen hat. \bkehr Frankreichs von der Der ehemalige Ministerpräsident "be- ‘Rundumverteidigung» - müht sich nun vor allem um die Un- Paris, 30, April. (UPI) Noch unter abhängigen Republikaner des einstigen jem Regime von de Gaulle hat sich Finanzministers Giscard d’Estaing, Pom- .n Frankreich eine Abkehr von der Stra- pidou hat erklärt, er wolle nicht nur von jegie der atomaren Rundumverteidigung den Gaullisten, sondern von weiteren angebahnt, die der damalige General- politischen Gruppen unterstützt werden, stabschef Ailleret auf dem Höhepunkt der Bemühungen um die französische Giscard d’Estaing sagte an einer Presse- Großmachtstellung formuliert hatte, Der konferenz, er selbst wolle nicht kan- neue französische Generalstabschef, Ge- didieren, neral Michel Fourquet, hat die Ailleret- Haken ET vd strebt statt des- x 2 KR ;en bei Wahrung der militärischen Der ehemalige Finanzminister de nappängigkeit Frankreichs eine engere Gaulles erklärte, wenn Pompidon über- 7u<ammenarbeit mit den Nato-Ko zeugend darlege, daß er sich um die mandobchbiden an. Di EL re: en N Vereinigung von Gaullisten und Libe- ‚cher geheim. a ehalte en orte To ralen in Frankreich bemühen werde, ‚o1s Harvon EC nen 8 Four- Ai werde er Zn hinter diesen Kan. ! " idaten stellen. «Wenn nicht, dann wird es einen liberalen Bewerber in der er Frauen wollen ersten Runde der Präsidentschafiswahl "° tantspräsidentin geben.» An wen in diesem Falle ge- Die «demokratische Frauenbewe- dacht ist, wurde klar, als der amtierende jung» Frankreichs hat am Mittwoch Staatspräsident Alain Poher im Elys&e jefordert, eine Frau solle sich um die seinen ersten Besucher in der Person Nachfoige de Gaulles als Staatsober- des Fraktionsvorsitzenden der Unab- haupt bewerben, Die Organisation be- hängigen Republikaner in der National- tonte, die französische Verfassung Tess und Raymond Mondon, emp- ei nicht vor, daß «der Präsident ing, ein Mann sein muß», Es sei kein «nor- Jean Lecanuet, der im Jahre 1965 Maler Zustand», daß die Frauen zwar gegen de Gaulle kandidierte, betonte lie gleichen Pflichten und Verantwor- ebenfalls, daß die Gruppen des poli- +Unsen wie die Männer zu tragen hüt- jischen Zentrums in Frankreich ihre SR, von der Teilnahme an der Regie- Hoffnungen auf Poher setzten, zungsgewalt aber ausgeschlossen blie- 4 Mitarbeiter „Pompidans erklärten, °P jeser wolle sich im Falle eines Wahl- n sieges um eine Festigung der Bezie- De Gaulle Ist yirder hungen zwischen Paris und Washington " TB bemühen. Seine erste Auslandreise _ Colombey-les-deux-Eglises, 30, April. würde Pompidou nach Amerika führen, ‚UPI) De Gaulle führt wieder das Le- Die Entscheidung der Präsident. ben eines einfachen französischen Bür- schaftskandidaten wird am Sonntag fal- gers, Wie aus seiner Umgebung verlau- Jen, tete, hat er kaum 48 Stunden nach sei- ner Niederlage bei der Volksabstimmung 1-Mai-Kundgebungen verboten ehe seinem Rücktritt alle Privilegien Paris, 30. April. ag. (DPA) Allt %%usr ziqunden: Die direkte Telefon- Kundgebungen anläßlich des 1, Mai eitung zwischen seinem Landsitz «La sind in Frankreich verboten worden, 3ojsseric» in Colombey-lex-deux-Egli- Das Innenministerium erklärt: «Extre- es und dem Elysge-Palast in Paris war mistische Gruppen haben ihre Absicht „jcht mehr in Betrieb, der Militürarzt, angekündigt, aus dem 1, Mai in Paris der Tag und Nacht in seiner Nähe war, einen Tag des ‚revolutionären Kamp- jst nicht mehr da, der Hubschrauber, fes’ zu machen, Der Innenminister hat der immer in Bereitschaft stand, ist zu diese Kundgebungen verboten», einem Luftstützpunkt zurückgekehrt, Das Verbot folgte der Ankündigung statt sieben Leibwüchter ist nur noch des linksgerichteten Studentenverbandes einer zu seinem Schutz da, De Gaulle, Unef, am Donnerstagnachmittag eine der seit seinem Rücktritt noch nicht Mai-Kundgebung zu veranstalten, Die einmal das Haus verlassen hat, empfing peiden großen Gewerkschaften CGTI am Mittwoch zwei seiner früheren eng- (kommunistisch) und CFDT (christlich) sten Mitarbeiter zum Mittagessen, sei« hatten am Vorabend alle öffentlichen nen, Privatsekretäir Xavier Daufresne de Mai-Demonstrationen abgesagt, weil an- la Chevalerie und den Leiter seines geblich CGT gaullistische Aktionskam- persönlichen Stabes, General Michel La- mandos bei den Kundgebungen Zwi- lando, Sa Te Da1-239292 — Fortschrittlich-Nberale Tageszeitung Iuwerner Cnablatt A 7 / en 2» a ; © ; ax . ) A Sn Mn Y / . OU” — A h 5 =: ; tm, ad N A X \ = KW Di X -. En r Fa FT nn ; FR EC be Ka Sa GERN Nixons Mann in Großbritannien Die Vereinigten Staaten von Amerika sind seit einigen Tagen mit einem neuen Mann in Großbritannien vertreten, Es ist Valter Anneberg, hier in Begleitung seiner Frau und seiner Tochter vor dem US-Botschaftsgebäude In London, der im Buckingham Palace das Beglaubigungsschreiben seiner Regierung überbrachte, Kürzlich ist auch für die Schweiz ein neuer US-Botschafter ernannt worden, der Bankier Shelbv Davis. Keystone ® ® ® Nixons erste hundert Tage im Weißen Haus... Von unserem Amerika-Korrespondenten Die ersten hundert Tage der vierjäh- mer lauter werdendes Murren im Kon- rigen Amtsperiode amerikanischer Prä- greß; das Parlament tagte, war aber sidenten sind eine politisch traditionelle ohne Beschäftigung, weil keine Gesetz- ‚Zinrichtung. Sie gelten als politische vorlagen aus dem Weißen Haus kamen. Flitterwochen des neugewählten Chefs ZEnttäuscht sah jedermann, daß der mit dem Kongreß und der öffentlichen neue Präsident dem Krieg in Vietnam Meinung, als Phase der Harmonie und ebenso hilflos gegenübersteht wie sein es Fernbleibens innenpolitischer Diffe- Vorgänger. Ein allmählicher Truppen- renzen. In diesen hundert Tagen zehrt rückzug aus Vietnam ist auf eine noch der Präsident noch vom Prestige seines recht ferne Zukunft vertagt worden, Wahlsieges, und die mit ihm ins Amt Dafür gab es (und gibt es. nach wie vor) geschleusten Parlamentarier seiner Par- die hitzige Debatte über die «Sentinel»- tei bemühen sich, ihre Dankesschuld an oder «Safeguard»-Formel eines Netz- den großen Wahlsieger abzutragen. werkes von Anti-Raketen-Abschußram- Nach rund drei Monaten setzt dann ge- Den, das der Kongreß vermutlich nicht wöhnlich wieder die Normalsituation Dewilligen wird, das die Regierung aber nterner Spannungen, Gegensätze, Lei- verzweifelt durchzusetzen versucht, lenschaften und Kritik ein, Am 85, Tage nach Nixons Amtseid Die Bilanz von Nixons ersten hundert kamen die ersten Krisen; der neue Prä- Tagen ist bescheiden, Die von ihm in sident schlug eine Aenderung zum Jlieser Zeitspanne «durchgeboxten» neuen (noch von Johnson vorgelegten) Neuerungen lassen sich an den Fingern Budget für das kommende Fiskaljahr ner Hand aufzählen. Die Aera inner- vor, die, weil sie Johnsons kleines Defi- nolitischer Harmonie hat sogar kaum zit in einen bescheidenen Ueberschuß “üUnfzig Tage angedauert; nur der psy- umwandeln will, recht bestechend aus- chologische Erfolg seiner überraschend sieht, Die geplanten Einsparungen be- srüh nach Amtsantritt angesetzten Euro- treffen aber zum größten Teil Sozial: pareise ragt als Motor nationaler Ein- aufgaben, wie Altersversicherung, mütigkeit (und internationaler Anerken- «Kampf gegen die Armut», Berufsum- Aung) aus einer sonst unanschnlichen ‚chulung und Kinderbeihilfen für die srsten Bilanz hervor, Bewohner schwarzer Ghettos usw, Das Das ist keine abfällige Kritik am Be- 1at sofort scharfe Opposition geweckt, ginn von Nixons Amtswaltung. Er hat «Der Notschrei aller Städte unseres :s selber ausdrücklich so gewollt, Er Landes ist ungehört verhallt», hieß es itartete am 20, Januar, dem Tage seiner ‘n den Zeitungen, Amtsübernahme, mit der ausdrücklichen Nixons «Philosophie» hinter dieser Irklärung, langsam vorgehen und «leise Ausrichtung des Budgets ist nicht Gleich- „‚prechen» zu wollen, Das klang plau- gültigkeit oder gar Feindschaft gegen übel und gefiel vielen Amerikanern, die Nutznießer notwendiger Sozinlauf- aber Nixon machte die Rechnung ohne gaben: was er ablehnt, ist, jedem Uebel Jen Wirt, das heißt, er vergaß, daß Kon- im Lande mit Bundesgesetzen, mit einer greß und Oeffentlichkeit trotzdem mit neuen Bürokratie und riesigem Aufwand nöchster Aktivität im Weißen Hause an Gesetzgebung (und Kreditbewil- ‚echneten und die Parole des «Leise- ligung) zu Leibe zu rücken, Den Zweck Sprechens» schr schnell vergessen wür- ‚Jer Sparmaßnahmen (Bekämpfung der den, Etwa Mitte Mürz begann ein im- [nflation) hält er für so wichtig, daß er ‚& dafür unpopuläre Entscheidungen in Kauf nimmt, Es wäre falsch, von Nixon zu erwar- ten, in drei kurzen Monaten das Blei- N. Heute Beilage: Hochzeit im Mai 16 Seiten” FF 7 gewicht des Krieges in Vietnam, die Ur- sache aller internen Spannungen und der Seldentwertung, beseitigen zu können, Dennoch muß gesagt werden, daß die Passivität des Kabinetts in so vielen Jlebenswichtigen Fragen böses Blut ge- ‚macht hat und daß sich der Präsident mit seiner Budget-Revision keine Sreunde erworben hat. Der gleiche 85. Tag seiner Amtszeit Äbrigens, an dem er den neuen Voran- schlag vorlegte, zwang ihm auch eine Entscheidung über den Zwischenfall des von den Nordkoreanern abgeschossenen Erkundungsflugzeuges auf, und auch Jiese Entscheidung konnte nicht auf Begeisterung in der Oeffentlichkeit rechnen, Den einen war sie zu schwäch- lich, den anderen zu säbelrasselnd, was auf eine nun beginnende «Phase der ichlechten Laune» im Kongreß schlie- Ben läßt. In den ersten hundert Tagen der Ni- Kon-Präsidentschaft sind keine Katastro- phen eingetreten, Es hat aber auch kei- nen zündenden Elan zu einem Neube- ginn und zur Ueberwindung des inner- amerikanischen «Malaise» gegeben, Die- ‚er letztere Punkt ist es, der auf Nixons erste hundert Tage im Amt einen Schatten geworfen hat, Hans Steinitz (New York) ® Israel hofft auf neue Freundschaft Frankreichs Erklärung Abba Ebans nach dem Rücktritt de Gaulles - General Dayan glaubt nicht an Aufhebung des französischen Wufenembargos Jerusalem, 30, April. ag. (R) Der is- Präsidentschaft hätten sich die Bezie- raelische Außenminister Abba Eban hungen zwischen den beiden Regierun- nofft auf ein Wiederaufleben der gen entsprechend der gegenseitigen Sym- Freundschaft zwischen Frankreich und pathie zwischen dem französischen und „srael, Diesem Wunsch gab er in der israelischen Volk entwickelt, Um so ırsten offiziellen Erklärung nach dem schmerzlicher müsse die Entfremdung Rücktritt General de Gaulles Ausdruck, auf Regierungsebene empfunden wer- Abba Eban erklärte, Isracl habe seit den, die im Mai 1967 vom französi- ler vor 23 Monaten erfolgten Schwen- schen Staatschef eingeleitet wurde, Der kung der französischen Politik in bezug jetzige Zeitpunkt sei gut gewählt, um auf das Nahost-Probiem die Hoffnung Frankreich den Wunsch erneut in Er- nie aufgegeben, daß die Beziehungen innerung zu rufen, es möchte wieder zwischen den Regierungen der beiden wie ehemals Verständnis für die Bedürf- Länder wieder so hergestellt werden nisse Israels bekunden, Damit würde es könnten, daß sie die echte Freundschaft zur Stabilisierung der Lage im Nahen „zwischen dem französischen und dem is. Osten beitragen, aelischen Volk widerspiegeln. Diesen Beobachter in Tel Aviv legen den Wunsch äußere er heute mit besonde- letzten Teil der Erklürungen Ebans da- rem Nachdruck, hin aus, Frankreich möge das seinerzeit Israel habe scit jeher General de gegen Israel verfügte Waffenembargo Gaulle als einen der kraftvollsten und aufheben, das nach Ansicht weitester mutigsten Kämpfer gegen den Nazismus Kreise auf einen persönlichen Entschluß angesehen, Während neun Jahren seiner de Gaulles zurückzuführen sei, (AFP) Der israclische Verteidigungs- minister, General Dayan, erklürte, er glaube nicht, daß Frankreich demnächst das Waffenembargo gegen Israel aufhe- ben werde, doch hoffe er von ganzem Herzen, daß die französisch-israelischen Beziehungen nach dem Rücktritt de Gaulles sich wieder verbesserten, Es sei leichter, ein Waffenembargo zu verhüngen, als ein solches aufzuheben, Es sei lelder kaum anzunehmen, daß Frankreich die Israel geschuldeten 50 «Mirage»-Diüsenjäger bald Neffen werde, Zur Situation am Suezkanal erklärte Dayan, Aegypten stelle wohl den Waf- fenstillstand am Suczkanal in Frage, nicht jedach die dortige Waffenstill- standslinie, die es nicht zu überschreiten wage, Trotzdem milsse man mit einer Verschlechterung der Lage rechnen, weshalb Israel beweisen müsse, daß es