Früh gentipost nr. 3/2005 EIN AFRIKANER IN LUZERN . «BER BAUCH ENTDECKT DAS FREMDE SCHNELLER ALS DER KOPF» AMilliams KXalıme Der Titel ist ein Zitat von Paul Imhof, Ko- umnist und Redaktor für kulinarische Themen im <«Tages-Anzeigen. Williams <alume hat sich diese Weisheit zu nut- zen gemacht: Im Frühjahr 2004 organi- sierte er das erste afrikanische Essen im Sentitreif Luzern. Joch wer ist Williams Kalume? Williams ‚st im Juni 1964 in Kinshasa (heute Re- Jublik demokratisches Kongo) geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums 1984 in Kinshasa bildete er sich zum Program- mierer aus. Nebenbei half er im Im- Jortgeschäft seiner Mutter. In den Jahren 1988-1991 absolvierte er eine Fachschule für Wirtschaft. Ende der 80er-Jahre trat er einer Men- schenrechtsorganisation bei. für die er später Öffentlichkeitsarbeit leistete und olitische Gefangene juristisch unter- ;tützte. Im Jahr 1997 — zur Zeit Mobutu’s Diktatur — reiste er in die Schweiz ein ınd erhielt später in Luzern die Nieder- assungsbewilligung. Jetzt begann für ihn der schwierige Weg der Arbeitssuche. Das Allerwichtigste für ihn war, die deutsche Sprache zu erlernen. Alsbald fand er für ein Jahr einen Job als Küchenhilfe. Später absol- vierte er an der Uni Genf ein Nachdi- plomstudium für Menschenrechte, und zwischendurch verdiente er sein Geld in einer Geflügelfirma in Zell. Zusätzlich plante er eine berufsbegleitende Aus- bildung zum Logistikassistenten. Sein Wunsch, intellektuell mehr gefordert zu werden, wurde Wirklichkeit. Heute ar- beitet er in einer Zuger Firma als Be- rriebslogistiker. Eigentlich könnte er sich jetzt zurück- lehnen und mit sich und der Welt zufrie- len sein. Der berufliche Erfolg allein ge- nügt Williams aber nicht. Jetzt möchte er noch etwas für das Wohl der Allgemein- heit beitragen. Willliams ist ein Mensch voller Tatendrang und Ideen: Er gründe- te zusammen mit Freunden den Verein Amicale Congo-Suisse», den er inzwi- schen präsidiert. n den Jahren 2003/2004 hat er ausser- lem die Ausbildung für interkulturelle \nimation (AikA) abgeschlossen. Er er- ırbeitete ein Projekt zur Verbesserung jes Zusammenlebens der Einheimischen ınd der Zugewanderten in der Stadt Lu- zern, im Rahmen der Tätigkeit der Ge- sellschaft Kongo-Schweiz. 'n diesen Kurstagen nahm Williams Kon- akt -mit dem Sentitreff auf und kam auf lie Idee, dort sein Unterprojekt für inter- :ulturelle Animation <«Baobab 2004 zu ancieren. Es ging darum, jeden Monat ıjn afrikanisches Essen anzubieten, das ür alle. zugänglich ist. Sozusagen als zastgeber ist Williams dann so richtig m Element. Mit erstaunlicher Ruhe und zelassenheit organisiert er den Abend ınd serviert jeweils die Gäste. immer mit ajnem Lächeln auf den Lippen, so ganz nach dem Motto: «Der Bauch entdeckt das Fremde schneller als der Kopf.» Jas Unterprojekt enthielt noch andere Aktivitäten: Besichtigung des Stadtparla- nents, Begegnung im Quartier am inter- ıationalen Tag des Flüchtlings sowie ine Velotour zusammen mit dem Verein G-Velo und der Gesellschaft Kongo- ichweiz. Auch bei der Gründung des Zusammenschlusses der Migrantenorga- ıisationen hatte er seine Hände im Spiel. Zudem beteiligte er sich beim XII. Kon- zress der Europäischen Arbeitsgemein- schaft «Mut zur Ethik» vom 3. bis 5. August 1004 in Österreich mit einem Expose. Neben dem Beruf und all den Tätigkei- en für den Verein <«Amicale Congo-Suis- ;‚e> führt Williams ein ganz normales “amilienleben. Er lebt mit seiner Frau ?rancine und den drei Kindern in Lu- zern. Sarah, die zehnjährige Tochter ist n Afrika geboren. Der fünfjährige Dan ınd Kastella, die Jüngste, drei Jahre alt, 1aben in Luzern das Licht der Welt er- »lickt. Sarah spricht ein ganz normales Luzernerdeutsch», wie ich am Telefon 'estgestellt habe. \m guten Gelingen der afrikanischen Mahlzeiten, die im Sentitreff an jedem etzten Freitag im Monat angeboten wer- len, ist William’s Frau massgeblich be- eiligt. Francine ist es, welche die Mahl- zeiten jeweils zu Hause zum grössten Teil vorbereitet, zusammen mit einer <ollegin vom Verein «Amicale Congo-Su- sse». Und wie das so ist unter den Senti- treffbesuchern - man hilft sich gegensei- :ig - so nimmt an diesem Kochtag jemand ınders Francine’s Kinder in Obhut. Jas alles ist doch die Bestätigung, dass las Zusammenleben zwischen Einhei- nischen und Zugewanderten machbar zeworden ist. Es braucht von beiden Sei- en guten Willen, Toleranz und die Neu- zierde, das Fremde im Anderen zu ent- lecken, was schlussendlich für alle zur 3ereicherung wird. ‚ennie Bernet