Vor 100 Jahren gebaut Seit dem Jahr 2000 ist die neue St. Karli- Brücke mit Busfahrstreifen im Betrieb. Doch vor genau 100 Jahren wurde an dieser Stelle die erste Brücke über die Reuss geschlagen. Die in Eisenbeton aus - ge führte Brücke versah ihren Dienst über 90 Jahre. Bereits um 1400 standen in der Stadt Luzern vier Brücken, was zu jener Zeit aussergewöhnlich war in Europa: Reuss - brücke (bereits im 12. Jahrhundert er - wähnt), Hofbrücke (um 1250, 1834 ab - gebrochen), Kapellbrücke (um 1300) und Spreuerbrücke (Ende 14. Jahrhundert). Weitere Brücken kamen erst viel später dazu: u.a. 1864 die Eisenbahnbrücke der Zürichlinie, in den 1 890er Jahren die Geiss - mattbrücke und die Eisenbahn brücke der Gotthardlinie, 1909 die St. Karli-Brücke und zuletzt 1974 die Sentibrücken (Auto - bahnbrücken). Die alte St. Karli-Brücke Die alte St. Karli-Brücke wurde in den Jahren 1907 bis 1909 als Dreigelenk-Bo - gen brücke in Eisenbeton im Auftrag der Stadt Luzern erstellt. Vorher gab es zwi- schen der unteren Sentimatt und dem St. Karli-Quartier während Jahrzehnten nur eine Fähre über die Reuss. Die St. Karli-Brücke führte vom Kreuz - stutz direkt zum zwei Jahre später ein - geweihten Schulhaus. Dort, wo spä ter die St. Karli-Kirche gebaut wurde, stand damals die Heizungsfabrik Moeri. Und auf dem linken Ufer fand sich zu jener Zeit noch das Restaurant Kreuz stutz. Für den Bau der St. Karli-Brücke hatten sich die Bewohner der Quartiere Unter - grund und St. Karli über Jahre hinweg immer wie der eingesetzt. Es wu rden Un - terschriften gesammelt, und vom Stadt - rat wurde bereits zehn Jahre vor Bau be - ginn gefordert, mit dem längst verlang- ten Fussgängersteg über die Reuss end- lich vorwärts zu machen. Durch die guten Erfahrungen, welche die Stadt mit der Geissmattbrücke (bis 1909 noch St. Karli-Brücke genannt) gemacht hatte, entschied sich der Stadtrat doch noch, die Brücke in Angriff zu nehmen. Die Stadt beauftragte eine Berner Bau - unternehmung mit dem Bau in der neuen Bauweise des Stahlbetons. Die Krienser Firma Bell hatte mit ihrem Plan einer Eisenbrücke das Nachsehen. Ausschlag gebend waren die Eisenpreise, welche zu jener Zeit angestiegen waren und die Ei - sen brücke teurer machten, sowie ästhe - tische Überlegungen. So wurde die mit nur einem Bogen über die Reuss führende Betonbrücke als eleganter empfunden als die Eisenbrücke von Bell, welche ähnlich der heutigen Brücke auf einen Mittel pfei - ler zu liegen gekommen wäre. Probleme beim Absenken des Lehrgerüstes ... Beim Absenken des Lehrgerüstes traten unerwartete Probleme auf: Der Bogen - scheitel hatte um 13cm nachgegeben. Des - halb mussten zuerst die Widerlager mas- siv verstärkt werden, bevor das Lehr ge - rüst vollständig entfernt werden konnte. Trotz alledem senkte sich der Bogen - schei tel in den folgenden Jahren immer weiter ab, bis 1960 auf total 31cm. Zum Glück beeinträchtigte dies die Gebrauchs - tauglichkeit der Brücke jedoch kaum. ... und durch die zunehmenden Belastungen Seit den 90er Jahren fahren über den Reuss übergang St. Karli-Brücke täglich ca. 10’000 Fahrzeuge mit einem Schwer - ver kehrsanteil von rund 8 Prozent. Die alte St. Karli-Brücke, die noch vor dem Automobilzeitalter errichtet wu rde, kam nach jahrzehntelangem Dienst an ihre Grenzen. Eine zeitgemässe Lösung muss - te her. Da der alte Betonbogen als nicht schutzwürdig eingestuft wurde, stand einem Neubau nichts mehr im Wege. Im Frühjahr 2000 wurde die alte Brücke mit zwei grossen ‹Betonbeissern› abgebro- chen, um der heutigen Brücke Platz zu machen. Zur Geschichte der St. Karli-Brücke von Dominik Küng, Historiker und UntergRundgänger; Foto: Stadtarchiv Luz ern DAMALSsentipost nr. 3/09– 2 –