PORTRAIT sentipost nr. 3/09– 3 – Ein neues Gesicht Für die Mitgliederversammlung des Ver - eins Sentitreff stellte sich Ylfete Fanaj als neues Vorstandsmitglied zur Verfügung und wurde einstimmig gewählt. Sie trat die Nachfolge von Doris Spaeti an, die drei Jahre im Vorstand mitgearbeitet hatte. ‹Ad interim›, wie diese damals meinte, «bis sich eine jüngere Person zur Wahl stellen würde.» Aus dem einen Jahr wurden dann drei. Im Namen des Senti - treffs möchte ich hier den selbstlosen, tatkräftigen Einsatz von Doris herzlich verdanken. Die gesuchte jüngere Nachfolgerin wurde inzwischen also gefunden: Ylfete wurde am 11. Juli 1982 in Prizren, Kosovo, gebo- ren. Sie wuchs in einer relativ grossen Familie auf, hat sie doch zwei Schwestern und zwei Brüder. Zwei Monate vor ihrer Geburt trat ihr Vater als Saisonnier in der Schweiz eine Arbeitstelle an. Damals waren die wirtschaftlichen Bedingungen im Kosovo ganz schlecht, und so ist die Mutter im Jahre 1990 mit den jüngsten Kindern nachgezogen. Ylfete und ihre älteste Schwester blieben bei der Gross - mutter in Prizren zurück. Es war eine recht schwierige Zeit für sie, vermisste sie doch ihre Eltern sehr, vor allem die Mutter. Tiefgreifend war und bleibt der Schmerz und die Erinnerung an das Ab - schiednehmen von ihnen, nach ihrem je - weiligen Ferienaufenthalt im Heim at land. 1991 verschlechterte sich die Lage im Ko - sovo. Die Schulen wurden geschlossen. Darum holten die Eltern auch ihre zwei ältesten Kinder in die Schweiz. Der Fa mi - liennachzug war vollzogen und für Ylfet e begann ein normales Familienleben. In Sursee wurde sie eingeschult, erlernte sehr schnell die deutsche Sprache und als bald war sie eine gute Schülerin. Mühe - los absolvierte Ylfete die vier Sek un dar - klassen. Trotz sehr guten Abschlussnoten fand sie aber keine Lehrstelle. Oft wurde sie nicht mal zu einem Vorstellungs ge - spräch eingeladen. Sie ist überzeugt, dass ihr Name und ihr Herkunftsland der Grund dafür waren. Schliesslich war ihr das Glück doch noch gut gesinnt. Bei der Bildungsorganisation ECAP Zen - tral schweiz in Luzern erhielt Ylfete die Lehrstelle als Kauffrau. Nach sehr gutem KV-Abschluss im Jahre 2003 fand sie ei - nen Teilzeitjob als Sachbearbeiterin bei der FABIA (Fachstelle für Beratung und Integration). Berufsbegleitend absolvier- te sie die Berufsmatura und entschloss sich danach, ein Studium anzuhängen. An der Hochschule Luzern ist sie zurzeit in der Ausbildung zur Sozialarbeiterin, welche sie im Herbst 2009 abschliessen wird. Neben dem Studium arbeitet Ylfete in einer 50%-Anstellung auf dem Sozial - amt Nidwalden. Und schon plant sie wei- ter und möchte im Jahre 2010, an der Uni Luzern, ein weiter es Studium anpacken. In Sursee, ‹ihrer zweiten Heimat›, er hielt Ylfete im Jahre 2002 das Schweizer bür- ger recht. Seit Herbst 2007 ist sie Mit - glied im Grossen Stadtrat und Mitglied der Ge schäftsleitung SP Luzern. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in diversen politischen und sozialen Organisationen, unter anderem beim Unterrichtsprojekt DNI (Deutsch/Nachhilfe/Integration) im St. Karli-Schulhaus, wo jeden Mittwoch - nach mittag und Samstagmorgen Nach - hilfe in Deutsch erteilt wird. Zurzeit pro- fitieren etwa 100 Schulkinder aus der Stadt Luzern und der Agglomeration davon. Auch im Vorstand des Vereins Secon d@s Plus wirkt Ylfete tatkräftig mit. Daraus ergab sich selbstverständlich ihr persönlicher Einsatz bei der Unter - schriften sammlung für die Initiative zum Aus länderstimmrecht ‹mit(be)stimmen› «Das war eine sehr aufwändige Arbeit, 5000 Unterschriften zusammenzutragen», mein te sie mit einem leisen Seufzer. «Es brauchte viel Durchhaltewille.» Als frei- williges Team-Mitglied des Programms ‹zwangsheirat.ch› berät sie ausserdem Be - troffene und deren Bezugspersonen. Die Aufzählung all ihrer Tätigkeiten in ver- schiedenen Organisationen und Vereinen würde hier den Rahmen sprengen. Auch wenn Yl fete momentan noch s elten im Sentitreff anzutreffen ist, besteht die grosse Hoffnung, sie nach ihrem Ab - schluss öft ers im Quartiertreff begrüssen zu können. Ist es doch ein glücklicher Zu - fall, eine junge, talentierte und so zia l - kompetente Frau für den Verein ge - wonnen zu haben. Für den Bachelor-Ab - schluss wünschen wir Ylfete viel Glück und alles Gute für die weitere Zukunft. Verjüngung im Sentitreff- Vorstand von Leonie Bernet ; Foto: Susanne Stauss