RÜCKBLICK sentipost nr. 2/10– 7 – Sentitreff unterwegs Acht mondsüchtige WandererInnen tra- fen sich am Samstag, 27. Februar, abends um sieben an der Baselstrasse 21 vor dem Sentitreff. Eine Vollmondwanderung, or - ganisiert vom Quartiertreffpunkt, war an gesagt. Nein, es schaute nicht gerade vielversprechend aus: Der Himmel war mit ziemlich tiefliegenden Wolken fel - dern bedeckt, und die Ausschau nach dem Mond war ein aussichtsloses Unter - fangen. Trotzdem, wir liessen uns nicht entmutigen, frisch und munter machten wir uns auf den Weg Richtung Rathausen. Wir marschierten dem Reussufer entlang und überquerten bald die Brücke über die Kleine Emme. Trotz dem ununterbroche- nen Palaver kamen wir ganz zügig voran, und die mitgebrachten Taschenlampen warfen ein gespenstisches, immerzu flackern des Licht voraus. Fast genau nach einer Stunde (wie es die Organisator - Innen zum Voraus berechneten) standen wir vor den alten, historischen Gebäuden Rathausens und hier leg ten wir eine klei- ne Rast ein. Nur kulissenhaft konnten wir die verschiedenen Gebäudetrakte wahr- nehmen. Doch plötzlich, wie ein kleines Wunder, lugte der Mond zwischen den Wolken hervor. Er beschenkte uns mit einem etwas bizarren Licht auf das ganze Areal von Rathausen. Es war, als wollte der Erdtrabant uns für die Treue zu ihm belohnen. So plötzlich, wie er am Him mel erschien, so augenblicklich war er jedoch wieder verschwunden. Nun ging es erst etwas aufwärts, dann hinunter, am ehe- maligen Frauengefängnis vorbei, zum Rot see. Eine romantische, ge heimnisvolle Ruhe umgab uns. Es war ein unbekanntes Er - lebnis, nachts dem Rotsee entlang zu wan dern. Und wiederum er schien der Vollmond am Himmel und intensivierte das lauschige Wohlgefühl. Am Ende der Wanderung mussten wir nur noch die ewig-lange Treppe zum Kan tonsspital- Areal erklimmen, dann ging es abwärts, Richtung St. Karli-Kirche, wo wir uns voneinander verabschiedeten –mit dem Vorsatz, recht bald wieder eine Nacht - wanderung unter die Füsse zu nehmen. Rathausen ist übrigens ein uralter, his - torischer Ort – fast 800 Jahre alt. Den Grund stein zum Kloster legte der Lu zer - ner Peter Schnyder im Jahre 1245 mit ei - ner Schenkung an eine Beginengemein - schaft (Waldschwestern) aus Horw. Dieses Grund stück reichte vom Rotsee bis Buchrain. Die Schwestern lebten nach den Regeln der Zisterzienserinnen. Sechs Jahre später wurde die Klosterkapelle erbaut, in den Jahren 1588–1592 umge- baut. 1685 entstand unter der Äbtissin Anna Cäcilia P fyffer von Wyl das Kaplan - haus. Das riesige Grundstück err egte mit der Zeit den Neid der Obrigkeit von Lu - zern. Beeinflusst von der Franzö si schen Revolution erliess sie sehr kirchenfeindli- che Erlasse. So entstand unter anderem das Verbot der Neuaufnahme von Novi - zen. Im Jahre 1805 versuchte der Rat, das Kloster zu schliessen, um einem Armen- und Waisenhaus Platz zu machen, was aber der damalige Papst verhinderte. Nach und nach gelang dieses Vorhaben trotzdem, indem man dem Kloster Gut für Gut wegnahm. Die Sch wes tern muss - ten Rathausen verlassen, und 1848 be - schloss der Rat, das Kloster endgültig zu schliessen. Der Erlös diente zur Til - gung der Schulden des Sonderbunds - krieges. Im Deutsch-Fran zö sischen Krieg (1870–1871) diente das Kloster als Sol da - tenunterkunft. Elf Jahre sp äter wurde aus dem Kloster eine Er ziehungsanstalt für arme Kinder, geführt von einem Prie ster. ‹Bete und arbeite› war die strenge Devise der Klosterfrauen, die für die Er ziehung verantwortlich waren. 1951 wur de aus der ‹Anstalt› eine Stif tung, Rat hausen wurde umbenannt in ‹Erzie hungs heim›. Nach und nach legte man viel mehr Wert auf eine individuelle Förde rung des Kindes, und die Heilpä da gogik hielt Einzug im Erziehungswesen. Bei der Neukonzeption der Sonder schu len des Kantons Luzern im Jahre 1989 wurde das Erziehungs- heim aufgelöst und von der Stif tung für Schwer behinderte SSBL über nommen. Die se hat für die nahe Zukunft sensatio- nelle Pläne, nämlich die gesamte Kloster- Renovation und die Schaffung ei nes Er - lebnisparcours, Paradrom genannt. Es soll ein Ort von ausserordentlichen Be ge g - nungen werden, Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinde rungen. Im Rollen spiel können die Be sucher In - nen erfahren, wie der Alltag mit einer Behin de rung zu bewältigen ist. «Der Mond ist aufge gangen» von Leonie Bernet Osterzmorge im Sentitreff von Leonie Bernet Wow ...das sah aber aussergewöhnlich festl ich aus! Drei Tische längs zusammen - gestel lt, was eine ‹en famille›-Atmos phä re ausstrahlte, ein grosser Forsythienstrauss in der Mitte der Tische, das Ganze noch zusätzlich frühlingshaft-österlich deko- riert –so präsentierte sich das Oster früh - stück im Sen titreff . Das war geradezu eine Augenweide für die eintretenden Gäste. Verantwortlich für die Vorberei tung des Osterzmorges waren Roland Fux und Urs Häner. Und es hat sich wie der einmal be - wiesen, mit wie viel Phantasie und lie be - vollem Feingespür das männliche Ge - schlecht, bei einer nicht alltäglichen Auf - gabe, ausgerüstet ist. Es war ein gemütliches Zusammensein bei einem reichlichen Morgenessen, das aus Zopf und Brot, Butter, Honig und Konfitüre und ganz verschiedenen Käse - sorten sowie einem reichhaltigen Müesli bestand. Die buntgefärbten Ostereier durften natürlich nicht fehlen. Das tra - ditionelle ‹Eiertütschen› bereitete dann auch besonderen Spass. Die Über rasch - ungs gäste des Osterzmorges waren drei tamilische junge Mädchen. Rein zufällig stiessen sie auf das Angebot des Quar tier - treffs. Neugierig geworden, wollten sie offenbar ganz einfach auskundschaften, was da wohl offeriert würde. Österlich bereichert und zufrieden ver - abschiedete sich danach die bunte Gäste - schar. Urs und Roland verblieb noch die Aufgabe des Abwaschens und Auf räu - mens, doch s icher waren auch sie mit sich und der Welt zufrieden, im Gedan ken an ein gelungenes Osterzmorge.