PORTRAIT sentipost nr. 3/12– 3 – Heiraten und Zusammensein in der Zentralschweiz Zu den Paaren, über die für die Aus stel - lung EWIG DEIN kurze Filmportrai ts ent standen sind, gehören auch Josef und Mar grith Graf-Zemp. Sie wohnen seit 1977 an der Dammstrasse, wo sie in der frü heren Schin dler-Liegens cha f t als Haus - warts paar angestellt worden waren. Ge - hei ratet hatten sie 1975 und wurden Eltern von drei Buben, die inzwischen längst aus geflogen sind. Im Film, der im Histori schen Museum zu sehen sein wird, er zählen sie, wie sie sich kennenlernten und verliebten und welchen Stellen wert der Hochzeitstag für sie hatte. An einem herrlich milden Sommerabend berichten sie mir auf ihrem schönen Bal - kon von weiteren Facetten ihres Lebens. Zunächst mussten sie gl eich eine falsche Vorstellung meinerseits korrigieren: Ich dachte nämlich, die beiden würden in der alten Direktorenwohnung des ehr- würdigen Robert Schindler residieren. Nein, ihre jetzige Wohnung sei erst 1989 umgebaut worden, sie hätten damals so - gar eine Weile ausziehen müssen. Die Liegenschaft hat sowieso eine bewegte Geschichte, einige erinnern sich noch, dass nach dem Auszug der Aufzüge- Fabrik Schindler das ‹Tech› hier angesie- delt wurde. Das Technikum wiederum war gerade erst nach Horw umgezogen, als die Grafs an der Dammstrasse an - fingen. «All die wechselnden Nutzer ha - ben unsere Arbeit interessant gemacht», meint Josef. «Die Arbeitslosenkasse war mal bei uns, der Lehrmittelverlag, die v er schiedenen Berufsverbände. Später wurde entschieden, die LehrerIn nen-Wei - ter bildung hier anzusiedeln, und als der Lehr mittelverlag nach Littau wechselte, kam – Schritt für Schritt und Raum für Raum –die Schule für Gestal tung rein, die heutige Hochschule Lu zern – Design &Kunst.» Die Geschichte der Schindler- Liegen schaft würde selber mehr als eine Senti post füllen … Zurück zu unserem Paar: Sepp Graf hatte eine Lehre als Maschinenschlosser bei Von Moos in Emmenbrücke absolviert, während Margrith Zemp bei Amberg- Blumen an der Pfistergasse (wo sich heute das ‹Blütenblatt› befindet) Floristin lernte. Und weil ihr Bruder sie manchmal mitnahm zu Anlässen seiner Clique, fiel ihr Auge auf den grossen, schönen Sepp … Allerdings dauerte es eine Weile, bis es funkte zwischen den beiden. Auf den ersten scheuen Kuss fol gte dann eine Zeit des Sich-irgendwo-Treffens und Sich- manchmal-sogar-Besuchens, aber an ein Einfach-zusammenziehen war damals nicht zu denken. «Die Frecheren wählten zu jener Zeit bereits das Konkubinat», meinte Margrith. «Für uns kam das aber nicht in Frage, zumal ich einen Konflikt mit meinem recht konservativen Eltern - haus ver meiden wollte.» Nach den Wanderjahren – sie arbeitete als Floristin in Zürich, er war im Aus - sendienst tätig – stellte der Kanton Josef Graf als Hauswart ein, wobei die Mit- hilfe der Ehefrau «erwünscht» war. Mar - grith Graf-Zemp putzte anfänglich die Büros (und half in floristischen Spitzen - zeiten weiterhin bei Blumen Amberg aus). Als dann die Kinder kamen, widm e- te sie sich ganz der Aufgabe als Mutter. Als die Buben später im Karlischulhaus zu den raren Exemplaren ohne Migra - tions hintergrund zählten, liess sich Mar - grith Graf für die Schulpflege gewin- nen und erlebte dadurch hautnah den Wechsel vom damaligen «Problem schul - haus» zum heutigen Vorzeigemodell! Ein Schweizer Paar ist nicht vollständig portraitiert ohne Hinweis auf Hobbies und fre iwil lige Engagements … Sepp war 22 Jahre in der Feuerwehr, neuerdings engagiert er sich im Vorstand des wie der - erwachten ‹Wächter am Gütsch›, dem Quar tierverein im vorderen BaBeL-Ge - biet. «Ich will einen Beitrag leisten zu einer guten Quartiergemeinschaft – mit ein paar geselligen Anlässen im Jahr», meint er. So wird im September eine Waldputzete im Gütschwald stattfinden. Margrith wiederum turnt seit Jahren, erst im St. Karli und heute im Steinhof. Sie war im SVKT Frauensportverband Aktuarin und ist momentan Kassierin, aber auch ihr ist vor allem die Gesellig - keit wichtig. Auch ein kleines Engage - ment in der Pfarrei St. Karl gehört dazu. Beiden sind ausserdem die fünf Gross - kinder eine grosse Freude, und ihr Chalet auf der Axalp ob Brienz ist ihr kleines Refugium. Zweimal 35 Jahre an der Dammstrasse von Urs Häner; Foto: Feli cia Nater