PORTRAIT sentipost nr. 4/12– 6 – Abschied von Peter A. Meyer von Urs Häner Nachruf auf eine Quartiergrösse Als ich Anfang Oktober in der Wochen - zeitung ‹Die Region› blätterte, stockte mir der Atem, denn da stand, dass Peter A. Meyer – von vielen einfach ‹pam› ge - nannt – am 2. Oktober nach kurzer, schwe - rer Krankheit gestorben sei. Na türlich war mir bekannt, dass er, der Verleger und Journalist und Fotograf und Nachbar des Sentitreffs an der Baselstrasse 21, in den Wochen und Monaten davor nicht immer gut ausgesehen hatte, manchmal kraftlos und beinahe abwesend wirkte. Aber stets hatte er ein freundliches Wort, einen träfen Spruch, eine Portion präzi- ses Wissen oder eine altersmilde Sentenz parat, wenn ich ihm über den Weg lief. Nun war es offenbar plötzlich sehr schnell Zeit für den Abschied. Das Redaktionsteam Die Region und der Verwaltungsrat Regiomedia schrieben: «Mit ihm verlieren wir und die gesamte Luzerner Medienlandschaft einen enga- gierten Journalisten, der sich Zeit seines Berufslebens und mit jeder Faser seines Wesens dem treffenden Text und dem starken Bild verschrieben hat. Wir wer- den ihn als einen in Erinnerung behalten, dem das Schreiben nicht einfach nur Be - ruf, sondern immer auch eine Berufung war.» Und so versammelte sich eine grosse Trauergemeinde in der Hofkirche, um Abschied von diesem vielfältig in - teressierten und vernetzten Menschen zu nehmen. Die Trauerfeier in St. Leodegar Zunächst schilderte Fridolin Schwitter, der frühere Wirtschaftsförderer der Stadt Luzern und heutige Kapuzinerbruder in Brig, sein Verhältnis zu pam: «Peter war enga giert, er war vernetzt, er da chte prag - matis ch und handelte auch so. Er war un - abhängig, stand am Puls des Lebens und hat sich mit diesem Lebenspuls immer identifiziert. (…) Peter kannte keine Be - rührungsängste. In seinem Beruf stand er mit öffentlich bekannten Persönlich - kei ten, aber auch mit Menschen ‹wie du und ich› in Kontakt. Er stand für den Dialog mit Menschen, welche nicht auf der ‹Sonnenseite› des Lebens stehen.» Er erwähnte das langjährige Engagement von pam im Quartierverein Wächter am Gütsch, im Landschaftsschutzverband Vier wald stätter see und auch in der FDP der Stadt Luzern. Allein diese nicht voll- ständige Aufzählung seiner Ämter und Funktionen zeige, dieser Mann habe ge - sellschaftsübergreifend gedacht und viel- s eitig gehandelt. Danach – und nach einigen Arien aus ita- lienischen Opern, die Peter A. Meyer so sehr liebte – ergr iff der Weggefährte und Spenglermeister Ernst Lutz aus Luzern- Reussbühl das Wort. Er führte die Zu - hörenden in die Zeit kurz nach dem 2. Welt krieg zurück: «Um den Menschen Peter A. Meyer kennen zu lernen, müssen wir das Rad der Zeit um 65 Jahre zurück drehen. In eine Zeit, in welcher die Not der Menschen noch spür- und greifbar war. Eine Zeit, in der das Kriegsende den Alltag der Menschen noch weitestgehend mitbestimmte. Güter des täglichen Be - darfs zu erwerben wie Nahrung, Kleider, die hatten erste Priorität. Annehmlich - keiten waren für die meisten unerschwin - glich und nur der besser verdienenden Klasse überhaupt zugänglich. In diesem Umfeld des Nachkrieges erblickte am Dreikönigstag 1946 Peter A. Meyer das Licht der Welt. Die Zeit, während welcher Peter das Familienleben erfahren konnte, war kurz, viel zu kurz. Sein Vater verstarb viel zu früh, und er musste das Maihof - quartier verlassen und zu seiner Gross - mutter ins Sentiquartier ziehen. In einer Zeit, wo sich noch die Wasch- und Bade - anstalt mitten in der Reuss befand, der Schlachthof seinen Gestank im Quartier verbreitete, (…) auch das Waisenhaus mit den hohen Mauern in der alten Vorstadt stand, dort wuchs Peter A. Meyer auf.» Er sei dann erst Lehrer und später Medien - macher geworden. Die private Seite von pam Beide Redner bekannten, dass ihnen die private Seite von pam lange unzugäng- lich geblieben sei, dass sie dann jedoch Anteil erhalten hä tten an seiner Liebe zur italienischen Kultur und Küche, an seiner Ader für Pflanzen und Ti ere, insbesonde- re für Katzen, sowie an seinem Flair für die Fasnacht – notabene jene von Basel. Bruder Fridolin erwähnte, dass aus pam gut und gerne ebenfalls ein Kapuziner hätte werden können, wenn er sich nicht vor wenigen Jahren spontan mit seiner ‹ehemaligen Lieb e› verheiratet hätte. Und Ernst Lutz ergänzte: «Seine Liebe zu Anna Maria hatte er lange verborgen gehalten. Sie war es, die zur Gesundung von Peter beitrug. Sie wurde zu seinem ruhigen Pol.» Für mich bleibt pam eine bedeutende Figur im Quartier, und ich bedaure, dass diese Quelle für wichtiges Wissen zum Untergrundquartier nun nicht mehr im persönlichen Kontakt angezapft werden kann. Hoffen wir, dass seine Fotos, von denen er viele dem Stadtarchiv überge- ben hat, und auch seine Texte eine Ge - dächtnisstütze bleiben für die Identität unseres Quartiers, der Stadt Luzern und der Region.