DAMALSsentipost nr. 3/15– 7 – Zwischenhalt auf der Suche nach dem Namenspatron der Meyerstrasse Meyer gibt es in der Tat mehr als zwei in unserem Quartier ... Aber einer zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten, die je im Untergrund zu Hause waren: Johann Baptist Meyer – er war zu Beginn des 20. Jahrhunderts gleichzeitig Gross - stadtrat und Grossrat! Manche sagen, dass nach dem volksnahen Politiker die Meyer strasse benannt sei – es spricht aber l eider ein iges dagegen. Im Stadtratsprotokoll vom April 1897 ist nicht festgehalten, nach welchem Meyer die Meyerstrasse benannt wird. Geht es nach Hanni Arnold, die 1957 das Buch ‹Strassennamen als Denkmäler› geschrie- ben hat, dann ist es Johann Baptist Meyer. ‹Badi›, wie er nur gerufen wird, kommt am 22. April 1851 in Buchs/LU zur Welt. Seine kinderreichen Eltern sind bettel- arm. Noch als Kind verlässt er die Schule und wird Gärtnergeselle. Er will die weite Welt entdecken und zieht nach Frank - reich und Italien. Doch heisst es, dass ihn grosses Heimweh gepackt haben muss, welches ihn zurück in die Schweiz treibt. Nach dem Leben in der urbanen Welt - stadt Rom war an ein Leben im Hinter - land nicht mehr zu denken. Also zieht er nach Luzern. Im ‹Untergrund› wird er hei misch. So ist er im Telefonbuch von 1877 als Gärtnermeister , wohnhaft im Unter grund 603c, verzeichnet. Doch der ‹Meyer Badi› sattelt um: Aus dem Gärtner wird ein Holzhändler. Hinter dem Haus Baselstrasse 39 verkauft er auf eigene Rechnung Holz. Im Quartier wird er nur noch ‹de Latte-Meyer› gerufen. Als Kost - gänger wohnt er im Restaurant Eisen - bahn in der Baselstrasse 24 (heute Crazy Cactus). Er verliebt sich in die Wirts toch - ter Marie Schüpfer und heiratet sie 1888. Kauf der Sägerei in der Fluhmühle Bereits vor der Heir at ermöglicht ihm sei - ne künftige Schwiegermutter den Kauf der Sägerei Troller in der Fluhmühle. Die Wirtin glaubt an die Rechtschaffenheit des mittellosen Badi Meyer. Zeitzeugen bescheinigen ihm tugendhaftes Beneh - men. Wenn jemand im Restaurant sich liederlich verhält, packt ihn Badi am Kra gen und wirft ihn eigenhändig vor die Tür. Die Sägerei läuft ausserordentlich gut und Badi ist ein gemachter Mann. Den - noch arbeitet er stets fleissig mit. Er be - gleitet den Förster in den Gütschwald, hilft beim Fällen und ist dabei, wenn das Holz mit Schlitten in die Fluhmühle ge - schleift wird. Er gilt als aussergewöhnlich sozialer Arbeitgeber. Mit seiner väterli- chen Art ist er im Untergrund bereits An - fang der 1890 er Jahre überall bekannt und geschätzt. Doch er stört sich an der unso- zialen Gesellschaft. Er tritt 1895 der Libe - ralen Partei bei, bereits ein Jahr sp äter ist er Mitglied des Grossstadtrats, und 1904 wird er zudem Grossrat. Das erste Haus an der Dammstrasse Hinter der Baselstrasse 24 will Badi Meyer sein eigenes Haus bauen. Er kauft 1895 eine Parzelle Sentimattland (1080 Qua - drat meter). Diese grenzt laut Kaufvertrag an die «Strasse neben dem Gotthard bahn - damm». Das vierstöckige Haus, das die Polizeimarke ‹Dammstrasse 1› erhält, ist bereits ein Jahr später fertig. Einen Teil des Haus es verm ietet er, den Rest bewoh- nen er und seine Frau selbst. Im Parterre richtet Meyer sein Büro ein. Man berich- tet, er habe aus dem Fenster den vorbei- ziehenden Strassenkehrern jeweils Zigar - ren geschenkt. 1913 tritt er von seinen Ämtern zurück. Ehrenamtlich betätigt er sich aber weiter- hin – vor allem im Untergrund. So unter- stützt er alle Vereine finanziell, ist als Ehrenmitglied an fast allen Versamm lun - gen dabei und hilft auch mal klammen QuartierbewohnerInnen mit einem Zu - stupf aus der Klemme. Als Badi Meyer am 30. März 1926 nach langer Krankheit 75- jährig stirbt, gibt es eine beispiellos gros- se Beerdigungsfeierlichkeit. Sein Haus samt Garten an der Dammstrasse wird in grossen Ehren gehalten und in seinem Sinn weiter geführt. Sp äter dann musste es der Autobahn weichen. Namenspatron wohl ein anderer Meyers Haus ist verschwunden, aber im Namen Meyerstrasse schwingt vielleicht ein Andenken an den ‹Quartiervater› mit. Gegen Badi Meyer als Namenspatron spricht jedoch, dass die zuvor namenlose Strasse im April 1897 getau ft wurde, also zu jener Zeit, als dieser selber im Gross - stadtrat sass. Es scheint viel wahrschein- licher, dass die Strasse nach dem Bau - meister Xaver Meyer ( *182 1–1878) be nannt ist. Ihm gehörte die Sentimatte, die er auch teilweise bebaute. Daneben erstellte er unter anderem die damalige Kaserne am Kasernenplatz (1971 gesprengt) oder auch den Schweizerhofsaal. Zweifelsohne ein wich tiger Architekt der sog. Gründer - zeit – doch wenn man an all jene Dinge denkt, die Badi Meyer für den Untergrund und dessen Bewohnerinnen und Bewoh - ner getan hat, wünscht man sich, dass die Meyerstrasse nach Badi Meyer benannt ist. Fortsetzung fol gt. Wie ein Meyer zum ‹Vater der Unter gründler› wurde von Misch a Weber, UntergRundgänger