Wer in di esem Sommer über die St.-Karli- Brücke ging, konnte ein faszinierendes Projekt entstehen sehen: Stück für Stück und Masche für Masche wurde das Brücken geländer eingestrickt. Anfäng - lich vermehrten sich einfach die Farb - tupfer, später kam offenbar der Ehrgeiz dazu, möglichst vi elen Menschen aus den beiden Quartieren links und rechts der Reuss die eigen e Länderflagge präsent zu machen. «Einige waren echt anspruchs- voll zu stricken», meinte Dagmar Wegge, «aber es entstanden oft schöne Gespräche beim Vorbeigehen.» Ans Ufer der andern gehen Auch das Myconiushaus wagte kürzlich einen Brückenschlag: zum Asylzentrum Hirschpark. Es war aufschlussreich, Ein - blick in eine unbekannte Welt zu bekom- men – nah und doch abgeschieden. Das eigene sichere Ufer verlassen und sich in die Position des Gegenübers am andern Ufer versetzen, das ist immer ein Wagnis, kann aber auch eine Bereicherung sein! Die Pfarrei St. Karl macht es vor Die denkbaren Brückenschläge im Quar - tiere liessen sich ohne Aufwand vermeh- ren: zwischen Studis und Berufstätigen, zwischen Alteingesessenen und Neu zu - ge zogenen, zwischen Heranwachsenden mit ihrer Entdeckerfreude und der Gross - elterngeneration mit ihrem angesammel- ten Lebens- und Quartierwissen. Dass noch vieles zu tun bleibt, zeigt ein Vorfall im Rahmen des Strickprojekts: Die Frauen hatten bewusst die Flaggen von Israel und Palästina in trauter Nach - barschaft platziert auf der Brücke. Aber dieses Hoffnungszeichen friedlichen Zu - sam menlebens wurde mehrfach beschä- digt, die Israel-Flagge zerstört. «Uns hat das betrübt und ratlos gemacht», sagte Käthi Läng, eine der unermüdlichen Stricke rinnen. Nichtsdestotrotz hege ich die Hoffnung, dass auch im Palästina- Israel-Konflikt die Energien des Brücken - bauens stärker sind als jene des Zer - störens. Und dass unser Quartier mit gutem Beispiel vorangeht, den Brücken - schlag zu wagen. Wo ist was? Ein Fotoquiz Seite 2 Meyerstrasse Teil II Ein Portrait Seite 6 Fotostudio BaBeL Ein Gespräch Seite 7 DIE QUARTIERZEITUNG AUS DEM UNTERGRUND Nr. 4/2015 Editorial Dranbleiben hilft von Urs Häner Nach vielen Irrungen und Wirrungen kon nte im Oktober die neue Gütschbahn in Betrieb genommen werden. Seither nut zen Tag für Tag um die tausend Leute diese Verbindung innerhalb unseres Quar - tier s! Das zeigt, wie bedeutsam das neue Verkehrsmittel als Verbindung zwischen Baselstrasse und Gütschhöhe doch ist. Für mich ist dies es Dossier ein gutes Bei - spiel dafür, was langer Atem und Kreati - vi tät bei einer Problemlösung erreichen können. Manche Enttäuschung musste weg gesteckt werden (z.B. der Abriss der alten Talstation), und als die Lösung in Sicht war, kam noch ein Referendums - kampf dazu. Es galt also, bis zum Schluss dranzubleiben, denn auch die Katego- rie Kurzstrecke fiel nicht vom Himmel, sondern musste erst errungen werden. Ein Dank allen, die zum guten Ende bei - trugen. «Il museo siamo noi!» – Seite 8 Brücken bauen im Quartier Von Urs Häner kinder seite Leckeres zum Saisonabschluss –Seite 3 Eröffnungsapéro zur Gütschbahn mit Stadt rat Adr ian Borgu la (Foto: Josef Moser)