RÜCKBLICK sentipost nr. 4/15– 7 – Kunst im Quartier Ich treffe Bruno im World Café, um mit ihm über seine Erfahrungen im Projekt ‹Fotostudio BaBeL› zu sprechen. «Es ist ruhiger hier als im LUZ», meint er, was mich nicht erstaunt. So habe ich ihn auch bei der Mitarbeit im Fotostudio BaBeL erlebt: Ruhig, die Gedanken sorgfältig abwägend, mit einem guten Auge für Ästhetik und sensibel. «Was hat dich denn zum Mitmachen motiviert?», frage ich ihn. «Zum Ers ten sicher mal die Tat - sache, dass das Fotostudio BaBeL etwas mit Kunst zu tun hat, und als Holzbild - hauer liegt mir dies natürlich. Dann fand ich auch den Gedanken spannend, mit anderen Leu ten eine Ausstellung zu besu- chen und gemeinsam darüber zu disku- tieren. Das ist eine schöne Ergänzung zu meinen Ausstellungsbesuchen, die ich gerne auch alleine mache.» Er überlegt einen Moment, um dann nachzudoppeln: «Was mich auch interessiert hat, ist in - mitten dieser Gruppe etwas für mich zu schaffen, mein eigenes Porträt. Ausser - dem besuche ich regelmässig den Mit - tags tisch. Dort profitiere ich im weite- sten Sinne vom Sentitreff und hier beim Fotoprojekt konnte ich sozusagen auch etwas einbringen, zurückgeben.» Und wa rum ist er dabeigeblieben? «Ich fand die Mischung zwischen partizipativem Ansatz, bei dem wir als Gruppe entschei- den können, und Geleitet-Werden im Sinne von Vorgaben angenehm. Das gab einen klaren Rahmen, in dem ich gut ar - beiten konnte.» «Einmal hattest Du aber Mühe, oder?», wende ich ein. «Ja, das stimmt», meint er. «Als der Entscheid, mit Fotografie zu ar - beiten, feststand, bekam ich Angst, weil mir dies es Medium wenig vertraut ist. Ich bin es gewohnt, mit Holz umzugehen. Da spielt der künstlerische Prozess bei der Handarbeit eine wichtige Rolle. Man schnit zt, probiert etwas aus, schaut es an, verändert es und so weiter. Beim Foto - grafieren hatte ich das Gefühl, dass ich es im Kopf vordenken muss, dann posiere und ‹knips› wird abgedrückt. Das schien mir schwierig, aber die Herausforderung hat mich gereizt. Nun bin ich zufrieden mit meinem Porträt, aber zum Glück habe ich mir die Zeit genommen, um aus- zuprobieren. Ich hatte zwei Motive: ‹Such den Walter› und die ‹Bühne›. Beide muss man symbolisch verstehen. ‹Such den Walter› war die Idee, mich ganz klein irgendwo auf einem belebten Bild zu por- trätieren, da ich im Sentitreff ja einer von vielen bin und das Wichtige die Gemein - schaft ist. Diese Idee hat aber in der Um - setzung nicht wirklich geklappt. Dort hat sich die ‹Bühne› als guter Ansatz heraus- kristallisiert. Die Bühne ist ein faszinie- render Ort, und auch ich würde manch - mal gerne auf ihr stehen, aber in Realität mag ich das Rampenlicht eher nicht. Ohne Publikum ist es einfacher. Das habe ich gleich mit diesem Projekt auspro- biert. Eine Bühne gibt es ja im Hof des Sentitreffs. Natürlich muss man die Bühne auch als ‹Bühne des Lebens› mit- denken.» Sentitreff und Kunstmuseum Und die Ausstellungen im Sentitreff und im Kunstmuseum? «Ich fand es toll, dass wir mit so wenig Aufwand diese beiden Ausstellungsmöglichkeiten hatten. Es wa ren zwei ganz unterschiedliche Orte; der Sentitreff ist klein, familiär und die Atmosphäre an der Vernissage war schön. Beim Kunstmuseum fand ich es ange- nehm, dass die Projektmitglieder vor einer Öffentlichkeit über ihre Porträts sprechen konnten. Man muss ja die eige- ne Welt auch nach aussen bringen. Leider habe ich nicht mitbekommen, was Aus - sen stehende von den Porträts denken. Das hätte mich schon noch interessiert.» «Und was hat Dir das Projekt gebracht?», frage ich Bruno. «Ich bin an einem Thema drangeblieben, habe mich aktiv engagiert und Leute getroffen, mit denen ich aus- getauscht und zusammengearbeitet habe. Neue Türen haben sich aufgetan, und ich habe im Laufe des Prozesses, beim Fotografieren, vieles entdeckt. Das war bereichernd.» Und was wünscht Du Dir für die Zukunft vom Sentitreff ? «Kon ti - nuität mit diesen Museumsprojekten. Und dass noch mehr Leute mitmachen.» Danke, Bruno, für das angenehme und offene Gespräch! Und hoffentlich bis zum nächsten Museumsprojekt. Bruno’s Sicht auf das Fotostudio BaBeL von Nadja R. Bu ser; Foto s: Holzskulpturen (2), Bruno Friedli; Bruno im Sentitreff, Kairat Birimkulov