www.qvhochwacht.ch HOCHWACHT POST5 Andres Alvarez winkt noch ins Café Sow ieso hinein, weil es in un- mittelbarer Nähe des Stollens ist. Drinnen winkt man lächelnd zu- rück. Dann bläst Andres ins Horn, fünfmal lang und dreimal kurz, damit auch die weitere Nachbar- schaft weis s, dass es jetzt gleich wuchtig donnert. Die Sprengung wird von Kai Wolf ausgelöst, der etwas in Deckung hinter dem zum Gletschergar ten gehö renden Schweizerhaus steht. Auch wenn man sich die Ohren zuhält, ist der Chlapf heftig. Staub dringt aus dem Stollen, der vor dem Eingang mit einer Art Vorhang aus Pneu- material abgedeckt ist. Andres bläst noch einmal lange ins Horn. Das Signal, dass es vorbei ist. Bis zum n ächsten Mal. In ein paar Stunden. Bis dahin wird zunächst der massi- ve Pneu-Vorhang mit dem Kran hochgezogen, dann wird von den drei Leut en der Gasser Felstechnik AG aus Lungern OW der weg ge- sp reng te Sandstein in Mulden ver- frachtet. Diese werden re gelm ässig in eine Deponie nach Eschenbach gefahren. Und schon macht sich Kai Wolf (er vertritt an unserem Be- suchstag den ferienabwesenden Polier Roland Imfeld) wieder dar- an, neue Löcher ins Gestein zu boh- ren. Die Löch er werden mit p atro- niertem Sprengstoff gefüllt. Kein Dynamit, sond ern Tovex, ein Was- sergel-Sprengstoff. Die Patrone n werden so verkabelt, dass sie nicht alle aufs Mal gezünde t werden, sondern im Ab stand von Millise- kunden. Das trägt entscheidend dazu bei, dass sich die Erschütte- rungen im Rahmen halten. 10 Messgeräte Aufs Gefühl allein verlässt man sich dabei nicht. Es gibt streng e Vorschriften, die eingehalten wer- den müssen. «Rund um die Bau- Baustelle «Projekt Fels» «Bumms» mit Ansage Seit Anfang September wird gesprengt beim Gletschergarten. Jeweils insgesamt achtmal bläst Andres Alvarez ins Signalhorn, ehe gezün det wird. Bisl ang läuft alles nach Plan. Die Hochwacht-Post machte einen Ba ustellen-Besuch . stelle sind zehn Erschütterungs- m essgeräte platziert, und alle bisherigen Sprengungen (Anm.: bis 22. Oktober) waren klar in der Norm», sagt Bauleiter Roman Ca- vegn von der Lombardi AG, welc he die Gesamtprojektleitung und Bauleitung für die Untertagbauar- beiten im «Projekt Fels» des Glet- schergartens Luzern innehat. Die A rbeiten werde n bis ins Jahr 2021 dauern. Hauptattraktion der 20 Millionen Franken teu ren Glet- schergarten-Er weiterung ist ein E rlebn isweg im Felsinneren. Er be- steht aus einem begehbaren Stol- len, einer als Bergsee inszenierten Kaverne und einem durch eine T reppe erschlossenen Schacht. Und um das zu bewerkstelligen, muss gesprengt werden. Voraus- sichtlich bis Januar 2020, zirka zweimal pro Arbeitstag (Mo-Fr). Der laute Knall ist jeweils in weit en Teilen des Quartiers unüberhör- bar, und wenn das warnende Hornsignal vom Verkehrslärm übertönt wird, kann man auch mal schön ersch recken . Doch mittler- weile scheint sich ein G ewöh- nungseffekt eingestellt zu haben. «Die Rek lam ationen haben merk- lich nachgelassen», sagt Roman Cavegn. Das hat vielleicht auch da- mit zu tun, dass man immer weiter drin ist im Fels – der 35 Meter lan- ge Zugangsstollen ist bald ausg e- brochen – und das Donnern d raus- sen etwas gedämpfter wahr- genom men wird. Touristen fürchteten Anschlag Caveg n fügt an, dass die meisten neg ativen Reaktionen gar nicht aus dem Quartier, sondern von entfernteren Stadtgebieten ka- men. Zuweilen gingen B eschwer- den selbst dann ein, wenn die Knall-Quelle nicht eine Sprengung war, sondern Überschall-Kampf- jets der Armee… Gleichwohl sind sich alle Beteilig- ten der Baustelle ihrer Verantwor- tung bewusst. Man unternimmt a lles, damit die Imm issionen im gesetzl ich erlaubten Rahmen blei- ben, wohlwissend, dass man das von au ssen subjektiv auch mal an- Der «Sprengtrupp» der Gasser Felstechnik AG, von link s: Andres Alvarez, Kai Wolf und Hans-Peter Arm, dahinter Bauleiter Roman Cavegn von der Lombardi AG. Bild Verena Di Gallo ders wahrnehmen kann. Auch Be- such er des Gletschergartens wer- den immer extra auf die Spreng u ngen aufmerksam ge- macht, nachdem zu Beginn mal bei einer Gr uppe Isra eli Panik ent- sta nden ist, weil sie an einen An- schlag glaubte. «Das hier m itten in der Stadt ist schon eine spezielle Baustelle, sie verlangt nach besonderen Mass- nahmen, auch die Arbeitszeiten sind eingeschränkt, und daran halten wir uns selbstverständ- lich», sagt Roman Cavegn. Bislang sei aber trotz Einschränkungen al- les nach Plan verlaufen. «Und wir machen das Menschenmög liche, dass das auch so bleiben wird.» ◆ Text Hans Graber Hinweis Zum Stand der Bauarbeiten lädt der Gletschergar ten die Bewoh- ner des Quar tiers zu einem Info- abend ein: Do, 15. Nov., 17.15 Uhr (ca. 1 Std.). Eingang beim Kassenhaus neben Löwendenk- mal. Anmeldung nicht nötig.