www.qvhochwacht.ch HOCHWACHT POST7 7 Strassen- Geschichten Die 318 Meter lange, sc hmale Privatstrasse bekam ihren Na- men im N ovember 1928. Etwas mehr als fünf Jahre später wurde sie öffentlich. Der Stadtplan von 1911 zeig t, dass damals ihr un- terster Teil zur Wesemlinstrasse gehörte, von der Abzweigung Zürichstrasse bis hinauf zur heutigen Haarnadelkur ve. Dort führt eine Abzweigung zum Steinbruch, wo vor allem zu Be- ginn des 19. Jahrhunderts viel Luzerner Sandstein abgebaut wurde. Denn damals wurde der Steinbruch beim Gletschergar- ten stillgelegt, obwohl in der Stadt eine grosse Bautätigkeit herrschte. Die Ausbeutung ver- lief nicht ohne Misstöne: Im Ok- tober 1882 wurden bei einer routinemässigen Sprengung Steinbrocken bis hinunter an die Zürichstrasse geschleudert. Glücklicherweise verletzte sich niemand, aber es trafen mehre- re Schadenmeldungen an Ge- bäuden ein. Drei Jahre später ereignete sich ein grosses Un- glück. Weggesprengte Felsmas- sen begruben drei Arbeiter unter sich. Trotzdem wurde 1904 die Bewi lligun g für eine Werkhütte erteilt. Auf dem Areal siedelten sich zu Begi nn des 20. Jahrhunder ts auch Gewerbebetriebe an. 1929 wurden die ersten Wohnhäuser erstellt, was nach dem Zweiten Weltkrieg für den oberen Teil eine neue Nummerierung ver- langte, da die Wohnblöcke im Steinbruch auch eine Hausnum- mer bek amen: Die Nummern 22 bis 28 ersetzen 12 bis 18, da diese für die Häuser im Stein- bruchareal benötigt wurden. Die ser Strassenteil ist heute noch privat. Übr igens: Wesemlin kommt vom Wort Wasen, was kleine (Feucht-)Wiese bedeutet. ◆ Hannes Küttel Die Häuser hinter dem Bourbaki-Panorama wurden un- gefähr zur selben Zeit wie der Rundbau von 1889 er- richtet, nachdem der gültige Bebauungsplan der Stadt ein rechtwinkliges Strassennetz mit Blockrandbebau- ung vorgegeben hatte. In ihren Erdgeschossen waren Werkstätten untergebracht, zum Beispiel jene eines Malermeisters oder eines Karosseriespenglers. Hier wurden auch die Kutschen der Wagnerwerkstatt Huber gebaut. Vier Häuser Dieser Häu ser komplex hinter dem Bourbaki-Museum besteht heute aus fünf Gebäuden. Seit 1983 werden vier von der seit 1957 existierenden Bäckerei-Kondito- rei Heini als Produktionsstätte genutzt: Je eines an der Weystrasse und an der Friedenstrasse sowie zwei mit Adresse Löwenplatz (Nr. 9), wobei die Backstube nicht zu verwechseln ist mit der ebenfalls am Löwenplatz (Nr. 1) domizilierten Heini-Filiale. Im Erdgeschoss des Komplexes, inwendig miteinander verbunden, finden sich Backstube, ein Teil der Kondito- rei und die Confiserie. Im ersten Stockwerk sind die restliche Konditorei, Büros und Personalräume unterge- bracht. In den oberen Etagen gibt es insgesamt 40 Wohnungen. Aussen haben die Heinis keine Veränderungen vorge- nommen, sieht man einmal vom schmalen Neuba u an der Weystrasse ab, wo jeden Tag vier Lieferwagen die fri- schen Produkte in die fünf Verkaufsläden mit je einem Café bringen. Der weiteste Weg führt nach Zug zu Treich- ler, dem Erfinderhaus der berühmten Zuger Kirschtorte, der kürzeste zur nahen Filiale am Löwenplat z. Immer wieder Neues Im Betrieb arbeiten im 7-Tage-Rhythmus 45 Angestell- te. Die ersten beginnen die Arbeit um Mitternacht, die letzten beenden sie am darauffolgenden Abend. An ei- ner wöchentlichen Sitzung wer den Neuheiten präsen- tiert, das geht von der Idee über ein Musterprodukt zur Degustation bis zum Entscheid, den dann der Abt ei- lung slei ter seinem Team weitergibt. Seit der Gründung dieses Standorts passten die in zwei- ter Generation geschäftsführenden Gebrüder Hans und Bruno Heini ihr über 600 Produkte umfassendes Sorti- ment immer wieder neuen Bedürfnissen an: Das Brotan- gebot wurde vielfältiger, die Torten farbiger, leichte Rahmfüllungen ersetzen die Buttercreme. Und die Lozär- ner Rägetröpfli – die Auf nahme ins Kulinarische Erbe der Schweiz gef unden hab en– werden hier produziert. Dazu kommen Menus und Take-Away-Produkte. ◆ Hannes Küttel Das besondere Haus Heini-Häuser mit Backstube Ein Komplex, drei Adressen: An Löwe nplat z, Weystrasse und – nicht im Bild – an der Friedenstrasse sind die He ini- Produktionsstätten und 40 Wohnungen untergebracht. Bild Verena Di Gallo