\° 6 Preis: Fr. 2.- April 1998 Dostfach 3003 - 6002 Luzern Liebe Leserin, lieber Leser Wir leben in einer komischen Welt. Einerseits geht es uns gut, ‚zumindest solange wir Arbeit ha- en, uns unser Auto leisten kön- ıen und weitere einigermassen iberflüssige Dinge. Darüber ver- jzessen wir nur zu gerne die dun- <len Seiten, einen amerikanischen >räsidenten zum Beispiel, der sich zum Weltpolizist aufbläst und gleichzeitig zulässt, dass in sei- ı1em Land Frauen hingerichtet werden. Oder Regierungen in der dritten Welt, die sich selbst und hre Familien stinkreich machen, ljeren Volk aber hungert. Regie- ‘ungen, die erwiesenermassen to- :al korrupt sind, Milliardendollar - 3Zeträge in die eigenen Taschen enken, aber kein Geld aufwen- den, um die teilweise über 50% Analphabeten in die Schule zu schicken. Soweit müssen wir allerdings gar nicht suchen gehen, auch bei ıns geschehen tagtäglich kleinere ınd grössere Schweinereien, die eweils auf dem Rücken irgendei- ı1es Schwächeren ausgetragen werden. Wir möchten auch im zweiten Jahr versuchen, Sie mit uns wichtigscheinenden Informa- tionen zu versorgen. Ihr Pütsch Leserbriefe ın dieser Zeitung veröffentlichen vir zum erstenmal Leserbriefe, Wir danken allen für ihr Interesse und ıhre Zuschriften. Wir sind gespannt auf weitere Echos, Kritiken und An- -egungen, die helfen, unsere Zei- tung weiterhin interessant zu gestal- ten und damit den Dialog aufrecht zu erhalten. Die Freiheit Die Freiheit hat viele Gesichter. Die eine Freiheit wird einem von len Drogen gegeben. Die Freiheit? Die andere Freiheit gibt einem das ‚eben. Ich war 13 1/2 Jahre dro- gensüchtig. Angefangen hat alles nit einem Joint. Und ich dachte. das Absolute an Freiheit zu erleben zin Gefühl, welches kaum in Wor- ‚en fassbar ist. Es war die absolute mreiheit. Bis dieses Gefühl langsam nachgab. Es kam dann das Koks. ch fühlte mich so super und un- schlagbar. Ich war so super drauf, Jass ich alles um mich herum nicht nehr fühlte. Das mit dem Koks ılelt nicht lange an. Denn dann kam Jjas Dope! Die Freiheit war voll- <ommen. Ich war frei — hatte immer warm, war unerreichbar. Und als ich jann süchtig war, war all dies weg. Die Freiheit —- die Wärme und das JInerreichbare. Die Freiheit wurde zu einer Ge- ‘angenheit. Und ich dachte, nie nehr die Freiheit zu fühlen. Da kam Jolanda! Meine heutige “reundin. Sie konsumiert keine Drogen, auch keine Zigis — Alki! ch fing mit ihr eine Beziehung an. ch stand vor der Wahl, sie oder die Drogen. Ich hörte auf zu fixen und ıach einiger Zeit - auch mit dem Xiffen. Und ich fühlte wieder etwas. Nämlich die Freiheit, Liebe —- Ieborgenheit - Zukunft und ein _eben in Freiheit. Kiwi — - Auflage: 5000 Wird in Stadt und Agglomeration Luzern verkauft A 7, HerausgeberInnen: Päütsch Galbier; Kiwi; Der Stadtindianer; Romano Regal; Maya Fries; Frapp6; Janine Steiner; Daniel; Michi Auer; Andrea; Paul Weber; Yolanda Uebelhard Produktion und Layout Loris Succo X ] “I f@» Wie viele waren es, die ich kennenlernte, lieben gelernt habe, in meiner langjährigen Karriere. Und wie wenige sind noch am Leben von ihnen. Warum eigent- lich? Hatten sie denn kein Recht auf Leben? Nur weil sie eine Droge konsumierten, die den Herren Blocher und Co. nicht passt? Woher nur, nehmt Ihr das Recht, uns zu jagen wie Karnickel? Kommt von Euren Bäumen herunter Ihr Affen! Lasst Euch auf den Boden der Realität verführen, wir sind Euch gerne behilflich. Ihr, die ihr die Gesetze macht die uns töten, kommt herunter. Keine Angst, ich will nicht nach Hemea9 um Auge, Zahn um Zahn-Prinzip der Bibel einen der Euren umbringen, für jeden der Meinen, so wie ihr die Meinen umgebracht habt. Nein, ich will etwas anderes: Euch zeigen, was Ihr angerichtet na die Ihr noch nicht geschnallt habt, dass Eure Kinder Eure Zukunft bedeuten. Jeder Name dieser folgenden Liste bedeutet einen Menschen, einen jun- gen Menschen, der die Kraft nicht hatte, Eure Jagd zu überstehen. Ein Mensch, der sich nicht in Euer System einfügen wollte, konnte. Eure Strafen dafür heissen: Ausgrenzung, Verlust des Rechtes Mensch zu sein. Jar noch sind manchmal die !!äume um uns herum Foto: Piitsch Wir erinnern uns... Billanz. r>5CcChreckend traurige Seid ihr sie durch, Name für Name? So bedenkt, dass hinter je- 1em Namen ein Mensch stand! Hin- ‚er jedem dieser Menschen eine Fa- milie, und damit ein Meer vergosse- 1er Tränen, Tränen, die nicht hätten jein müssen, Vor ein paar Wochen var ich an einem «Gedenkritual» für einen Bekannten von mir, der vor ei: ı1em Jahr gestorben war. Da haber lie Anwesenden über einem Feueı ıinweg mit Wolle ein Netz fabriziert. Jeder Teilnehmer hatte einen Fader ım einen Finger gewickelt, unc lann wurden die Wollknäuel jeweils len im Kreis stehenden in alle Rich- ‚ungen weitergegeben. Jeder Teil- ıehmer hielt bald viele Fäden in deı Hand und wurde dadurch mit der Leben der anderen Anwesender verwoben. Es entstand ein enge: Netz, das dann verbrannt wurde Warum wollte ich wohl, dass es ver brannt wurde? Jeder Faden erinner- te mich an irgendwen, den ich auf meinem Weg angetroffen habe, je der Faden ein Name, jede Kreuzung ein Tod. Ich hätte schreien könner vor Wut. Und immer wieder kommt die Frage: Warum? Diejenigen, die Drogen konsu- mieren, machen ja nichts anderes als ihr, die ihr euren Sekretärinnen ne Stadtwohnung haltet, und eu- en Frauen jeden 2. Tag erzählt, ihr lättet länger arbeiten müssen, oder venn ihr in schicke Restaurants es- ıen geht, teuren Wein und Whiskey ‘auft, bis ihr mutig genug seid, die 3erviererinnen zu betatschen. Oder 'enn ihr nach Bangkok reist, um 3-Jährige zu bumsen. Was macht hr denn da? Ihr versucht Euer Le- ıjn zu verschönern, interessanter ‚u gestalten und wisst ihr, wo der Interschied ist, zwischen euch und ıns? Ganz einfach, ihr dürft euer cheinheiliges Leben weiterführen, ınd um von eurer Scheisse abzu- enken, tötet ihr halt uns! Wie Mag- ji Tathcher, die den Falklandkrieg ‚om Zaun gerissen hat, um von den nnenpolitischen Spannungen abzu- enken! Also Affen, kommt runter ‚on den Bäumen, wir haben über wichtige Dinge zu reden! Pitsch