\J° 5 Preis: Fr. 2.- / “AOEZITIG 16 Auflage: 5000 Wird in Stadt und Agglomeration Luzern verkauft A Dezember 1997 >ostfach 3003 - 6002 Luzern !Liebe Leserin, lieber Leser Die Adventszeit ist gekommen. Man zieht es überall. Seit Wochen schon sind die Festtage überall präsent. In den Schaufenstern der Geschäfte sind wir- kungsvoll die neuesten Barbie-, Ninten- do- und andere "weihnachtstaugliche" Modelle ins Licht der elektrischen Kerzen drapiert. Die Zürcher Bahnhofstrasse wird von Abertausenden von Glühbirnen und Sternen beleuchtet. Das mühsam übers Jahr gesparte Geld wird in die Geschäf- te getragen, um möglichst alle Wünsche ‚on Freunden und Verwandten zu erfül en. Diese Seite der Festtage dürfte uns al- en bekannt sein. Es gibt aber auch noch ne andere, die Seite der "Unterprivile- Jjierten". Auch diese Leute, diejenigen die dem Konsumrausch aus irgenwel z:hen, wie auch immer gelagerten Grün: den, fernbleiben, haben ihre Vorstellun- Jen, ihre Wünsche gegenüber diesen Tagen. Um zumindest einen kleinen Ein- iruck dieser Welt zu erhaschen, wurden ür diese Zeitung verschiedenste Leute aller Altersklassen befragt. Also Leute aus der Szene, Programmteilnehmer 'Methadon und Heroin), sowie auch ältere Leute, Im Weiteren befassen wir uns auch wieder mit dem Projekt Lebensraum, las im letzten Jahr einen grossen Schritt ıach vorne gemacht hat und sich vom Alptraum zur Traumalp wandelt. Last ut not least möchte ich an diesem Platz auch einmal allen danken, die es mög- ich machten, dass diese Zeitung entste- ıen und auch weiterbestehen konnte. Zs sind diese: Paul Weber (Redaktion), „oris (Layout), Maya Fries (Bilder), Y. Jebelhard (Autorin, Redaktion), S. Alle- mann (Uebersetzung), M. Grüninger (Autor, Redaktion), M. "Bachmi" Bach nann (Autor, Redaktion), der Stadtin: lianer (Autor, Redaktion), Nelly Meyer (Fotos), sowie allen, die uns ihre Artikel ‚ur Veröffentlichung zur Verfügung stell- ‚en. Piitsch Fest der Freu(n)de Ich bin in der glücklichen Lage, dass lie Verbindung zu meiner Familie aller meiner Eskapaden zum Trotz nie ganz abgebrochen ist, So gehe ich an Weih- nachten meine Familie besuchen. Es gibt dann zur Feier des Tages immer etwas Gutes zu essen, Erfahrunger sowie Neuigkeiten werden, wie auch andere Gedanken ausgetauscht. Ich treue mich jeweils auf diese Treffen die mir ja auch zeigen, dass ich trotz allem eine Familie habe, die hinter mi: steht. . Weihnachtsgeschenke erfreuen sich »ei mir keiner grossen Beliebtheit, denn ich denke nicht, dass Geschenke die Liebe ersetzen, und bin sowieso deı Ansicht, dass man den Leuten die Sa- chen dann geben sollte, wenn sie sie »enötigen und nicht dann, wenn der Kalender es befielt. Die ganze Heuche- ei und Arschkriecherei können wir uns ‘uhig sparen. Wenn mich jemand das jzanze Jahr nervt, mache ich ihm sicher nicht zum Dank noch ein Weih- nachtsgeschenk um gut Wetter zu machen. Leider ist es schon etwas so, dass las Fest der Liebe zum Fest der Diebe geworden ist, zum Kommerzfest, Die Diebe sind die Ladeninhaber, die ihre Yreise über diese Zeit noch schnell an- ı1eben, damit ihr Profit noch höher wird. Den Rest der Festtage verbringe ıch zumeist im Rahmen meiner Freunde und Mitbewohner unserer Wohngemeinschaft. Auch hier wird am Weihnachtsabend wohl etwas Gutes zekocht. Fürs Neujahr stelle ich mir et- vas ähnliches vor. Es wird uns sicher atwas einfallen, den Rutsch ins neue Jahr positiv zu gestalten. Fline HerausgeberiInnen: Piitsch Galbier; Der Stadtindianer; Maya Fries; Frappe; Alessandra; Je Frieda: Elias: Emil Huser; Remo Della Vecchia; Michael Grüninger; Paul Weber; Yolanda Uebelhard Draoduktion und Lavout Loris Succo m N ibt es den nachtsmann? Eine eingeflogene, fast romantische Geschichte für grosse und kleine Herzen Die 8-ährige Virginia O’Hanlon aus New York wollte es ganz genau wissen. Darum schrieb Sie der amerika- nischen Tageszei ‘ung "Sun" einen <urzen Brief. Ich bin 8 Jahre alt. Einige von mei ı1en Freunden sa: Jen, es gibt keiner Neihnachtsmann. ?>apa sagt, was in ler Sun steht, ist immer wahr. Bitte sagen sie mir: Gibt 28 einen VWeih- ı1achtsmann? Virginia, deine kleinen Freunde haben nicht recht Sie glauben nur, vas sie sehen, sie jlauben, dass es ıicht geben kann, was sie mit ihrem Kleinen Geist nicht erfassen können Aller Menschen- Jzeist ist klein, ob er ıun einem Erwach- jenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winzi- zes Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus die“ ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen. Ja Virginia, es gibt einen Weih- nachtsmann. Es gibt ihn so ge wiss wie die Liebe und Grossher:- zigkeit und Treue. Weil es all das Jibt, kann unser Leben schön und 1eiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn 2s keinen Weihnachtsmann gäbe! zs gäbe dann auch keine Virgi- ıia, keinen Glauben, keine Poe sie, gar nichts was das Leben erst arträglich machte. Ein kleiner dest an sichtbarem Schönen blie- »e übrig. Das Licht der Kindheit, lass die Welt ausstrahlt, müsste rlöschen. Es gibt einen Weihnachtsmann ;onst könntest Du auch die Mär- hen nicht glauben. Gewiss, Du «önntest Deinen Papa bitten, er 'olle m Heiligen Abend Leute ‚usscCken, den Weihnachts- nann zu fangen. Und keiner vor ıns würde ihn je zu Gesicht be vommen, was würde das bewei en? Kein Mensch sieht ihn einfach jo. Do eweist gar nichts. Die vicht @%en Dinge bleiben mei- ;itens unsichtbar. Die zifen zum Beispiel, wenn sie auf Aondwiesen tanzen. Trotzdem 3ibt es sie, All die Wunder zu denken, ge- chweige denn, sie zu sehen, das ‚ermag nicht der Klügste auf der Nelt. Was Du auch siehst, Du siehst ıie alles. Du kannst ein Kaleido- ;kop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du virst einige bunte Scherben fin- Jen nichts weiter. Warum? We es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schlei- er, den nicht einmal die Gewalt auf der Welt zerreissen kann, Nur Glaube und Poesie und Lie- be können ihn lüften. Dann wird die Schönheit und Herrlichkeit lahinter auf einmal zu erkennen ;ein, «Ist das denn auch wahr?» kannst Du fragen. Virginia, nichts ıauf der ganzen Welt ist wahrer ınd nichts beständiger. Der Weihnachtsmann lebt, und awig wird er leben. Sogar in zehn- aausend Jahren wird er da sein, ım Kinder wie Dich und jedes of- 'ene Herz mit Freude zu erfüllen. Frohe Weihnachten Virginia TV-Tip: Es gibt einen Fernseh- ilm zu dieser Geschichte! Recherchiert: Der Stadtindianer WA —— Stadtindianer 'n Medellin, sonst als Drogenme- ıropole berüchtigt, wurde der er- ‘te städtische Indianerrat Kolum: ıuens gegründet. Angehörige ver- :chiedener Stämme haben sich in zinem «Cabilde» zusammenge- .chlossen. Sie haben kostenlose nedizinische Versorgung der In- lianer durchgesetzt, eine beson- lere Zugangsberechtigung zur Iniversität und die Befreiung ‚om Militärdienst, gestützt auf ein jesetz aus Simon Bolivars Zei- ‚en. Sie wollen unabhängig von jen politischen Parteien weiter: kämpfen, da sie denken. so mehr zu erreichen. Glamour in der Leuchtenstadt FEata: Paul Weher LICHTBLIGKE A/ınır7Zeln Seit 1986 bin ich HIV-nositiv Bis jetzt bekam ich noch keinerlei Pro- »leme. Habe weder Fieber noch hatte ich ine Lungenentzündung oder was man ‚onst noch so von dieser Krankheit be- ‚ommen kann. Eines Tages, als ich bei <ollecen zu Besuch war las ich in der NEUEN POST", dass ein Medizinmann nit sieben HIV-Patienten einen Versuch nit Wallwurzeln machte. Diese Menschen ‚onnten nicht mehr aus dem Bett. Einige Aonate, nachdem sie die Wallwurzel ein- ıaahmen, konnten die Patienten wieder ıufstehen, sich bewegen und sogar wie- ler laufen. Vor ein paar Monaten hatte ich jehr starke Schmerzen bekommen an neinem Körper. Seit ich die Wallwurzel ajnnehme, sind meine Blutwerte qgestie- gen. Wie man die Wallwurzel einnimmt: 2-3 Kaffeelöffel ins Joghurt oder in Quark mischen und einnehmen. Die Wallwurzel kann man im "Krüterhüüsli und in der Hertenstein-Droaerie kaufen. Alessandra Erleichterung und Freude Eindeutig wurde die Initiative "Ju: jend.ohne Drogen" am 28: Sept; 97 'erworfen. Wir alle sind erleichtert dar: ber. Wir freuen‘ uns, dass‘: Humanität ınd“Menschenfreundlichkeit tragende Nerte:in- unserer Kultur sind und blei: »)en; trotz.der bösartigen Hetze unserer selbsternannten: Saubermänner gegen ıll jene Menschen; die sie stören. Auf- grund der haushohen Ablehnung der Vorlage können neue Ziele angepack! verren Fs aeht datum eine BEarm > inden, - lebendigen Menschen ein nenschenwürdiges Leben zu ermögli- hen; Kriminalisierung und soziale Ausgrenzung ‚von drogengebrauchen: len Menschen: müssen ‚gestoppt ‚erden. Die immensen Kosten für den epressiven Apparat müssen im 'ahmen‘ einer“ gesunden staatlichen ‘inazpolitik. ‚reduziert werden. - Der 'chwarzmarkt:- muss‘. “abgeschafft ‚erden: Diese Schritte: können ‚jetzt ıngegangen werden; ohne zu verges$- ‚en, - dass ‘ein: friedliches ‘soziales Aiteinander. ..Kompromissbereitschaft Jon allen Saiten erfordert ein Herz für Kranke Der Abstimmungskampf ist ‘noch :inmal‘ gutgegangen. Es-ist interes- ;ant; dass viele: Leute im. Geheimen ın gutes Herz für die Drogenabhängi- zen ; haben. Während des: Abstim- nungskampfes kam” es mir, vor, wie venn man kranken Leuten die Medi camente wegnehmnen wollte. Eigent- ich sind die Drogenabhängigen auch ırank und brauchen daher auch Medi camente (sprich Heroin, Kokain). zurr Iherlehan: Oahen Sia ainmal in il Spital und verbieten den Ärzten, den <ranken. Medikamente. zu - geben. Ind nachher zwingen: Sie die Kran: zen; in einen‘ Medikamentenentzug u gehen. mit all seinen Folgen. Ich 1öre Sie schon sagen; dass man das ine -nicht mit dem anderen verglei- :hen kann. Aber wo ist da der Unter- schied? Der. Drogenabhängige und jer. Kranke brauchen ihre Mittel. Je- der braucht sein Mittel um wieder -ge- sund zu werden, Sowie es nicht alle Kranke schaffen, gesund zu werden. so: schaffen“es auch nicht alle Dro: zenabhänagige. Michael Grüninger Emil Husar