Preis: Fr. 2.- VS 19 September 2002 äeissensteinring 24 — 6005 Luzern KR IC w Auflage: 7000 Wird in Stadt und Agglomeration Luzern verkauft Redaktionsteam: Piitsch, Kiwi, Michi Auer, Habakuk, Simone, Guido, Sarah. Maya Fries, Nostrawinsky, Yolanda Mathys, Rolf Demuth, Roland Reisewitz Produktion und Layout: Loris Succo. Michael Iten. Liebe Leserin, lieber Leser In der neuen Ausgabe der Gasse- Ziitig haben wir erneut Themen auf- jegriffen, die uns wichtig und aktu- all erscheinen. Es dürfte bekannt ;ein, dass viele Heroinabhängige an depatitis C leiden und dass man ;ich im Gegensatz zu den Typen A ınd B dagegen bisher leider nicht mpfen kann. Doch jetzt gibt es be- ‚echtigte Hoffnung auf Heilung. Weiter lesen Sie einen Erfah- ‘ungsbericht über eine überholte Methode der Psychiatrie, aber auch aine kompetente Meinung zur mo- lernen Psychiatrie und auch inter- assante Angaben zum Fürsorgeri- schen Freiheits-Entzug (FFE), die nich überrascht haben. Zu beiden "’hemen haben wir Meinungen von ‚erantwortlichen Ärzten eingeholt. ch hoffe, dass diese Informationen :inige offene Fragen klären kön 1en. Es ist und bleibt mir ein Anliegen. /on unserer Seite (Gasse) her zu in: ormieren, denn wir sind ja die di ekt Betroffenen. Es ist auch wich- ig, dass mal wieder etwas Hoffnung ıufkommt, denn die Situation auf ler Gasse hat sich, wie Sie sicher auch schon bemerkt haben, nicht stwa so gebessert, wie uns viele Medien weismachen wollen. Noch mmer sind viele von uns krank, ınd noch immer läuft die scheuss- iche Art der Vertreibungspolitik in ınserer Stadt. Die neue GasseChu- ‘hi soll helfen, diesen Druck etwas ıbzudämpfen. In der Hoffnung, Ihnen lesenswer- e Infos zu liefern Ihr Pütsch Neue Hoffnung dank ıeuen Medikamenten: Hepatitis-C- afizierte können versuchen, mit ei ıer Kur den Virus zu besiegen. Reaktionen auf die etzte GaZ, so etwa eine scharfe Re: »lik auf den kritischen Artikel zur <ontrollierten Heroinabgabe. Am 9. September ist lie GasseChuchi umgezogen. Die 3asseZiitig hat im neuen Gebäude ajn eigenes Büro. Das Fazit einer Kurz- ımfrage: Benützerinnen und Benüt- zer fühlen sich in der neuen Chuchi schon nach wenigen Tagen wohl. Im Luzerner Bahnhof vird munter Kokain gedealt, doch lie Stadtpolizei «kümmert» sich lie- »er um die Kiffer im Vögeligärtli. Die Suchtabteilung der Xlinik St. Urban existiert zwar nicht nehr, aber die Erinnerungen an das 23 sind nach wie vor präsent. nhaltsverzeichnis = Q- x SE „se =. {a ß . » sa 3 SA o De dm = „0 Ks 7 N al a a 3 = = u “ wo A = ® Fan 5 am bl “nes © o u © = Oo Ca 0 5 5 8 RS 3 Chuchi-Fremiere: Am 9. September wurde erstmals geschöpft und gegessen (Blick vom Garten in den Essraum und die Küche). Foto: Yolanda Mathys AL 1 Mh — Ar erte | L a ass praktisch jeder Junkie auf der Gasse Hepatitis-C- positiv ist — oder zumin- dest viele von uns, wissen ‚umindest wir selbst, die Ärzte ıatürlich auch und wohl ein Teil der Aitmenschen ebenso. Relativ unbe- :annt dürfte aber sein, dass sich jese Krankheit relativ schwer über- ägt (via Blutkontakt wie Spritzen- ausch beispielsweise). Wenn man je einmal hat, verläuft sie ziemlich ariabel, bei einigen Leuten merkt ıan gar nichts. Allerdings geht sie ‚uch nicht einfach weg mit ein biss- hen Antibiotika — wie eine Grippe. sie bleibt uns erhalten, was zu er- ıöhten Leberwerten führen kann, janz besonders im Zusammenspiel mit regelmässigem Akloholkon- sum. Letztendlich kann das zu einer Leberzirrhose führen, was ein Jäm- merliches «Abkratzen» zur Folge nat. So weit, so schlecht! Neue Medikamente Allerdings gibt es jetzt die Mög- lichkeit, sie zu bekämpfen, mit neu- en Medikamenten, die 40-70 Pro- zent der verschiedenen Virustypen zu besiegen in der Lage sein sollen. Eine Studie mit rund 120 Patienten läuft seit Januar 2002 und soll im Januar 2005 abgeschlossen sein. Sie wird mit den neu zugelassenen Peginterferon alfa 2a und Ribavirin durchgeführt. Da es unbedingt not- wendig ist, dass die Patienten ihre Medikamente regelmässig nehmen ınd die Kur sechs, zwölf oder gar ıchtzehn Monate dauert, wird die tudie mit Substitutionspatienten Methadon) durchgeführt, die ja re- ‚elmässig ihre Dosis abholen müs- en, damit keine Termine verpassen ınd vom Arzt ‚uch regelmäs- ig gesehen verden. So ist lie Kontrolle mnmer gewähr- 2istet. So sind ler Arzt wie der ’atient auf »estmöglichem fenntnisstand. 5o kann auch nem möglichen «Totalschaden» ım Patienten vorgebeugt werden. as heisst aber auch, dass die Ne- ‚jenwirkungen nicht ganz harmlos iind, in einigen Fällen auch sehr lä- ;tig sein können. Deshalb kann ein ”atient auch im Verlaufe der Kur aussteigen, sollte es zu allzu starken Yebenwirkungen kommen. Den Teilnehmern wird eine Pati- ınteninformation vorgelegt, aus der sie alles Wissenswerte entnehmen <önnen. Sie müssen mindestens achtzehn Jahre alt sein, an chroni: scher Hepatitis C erkrankt sein und m = dürfen keine gröbe =s ist ja nicht mehr so, ren Herzfehler haben. . . Nierenleiden, erhöh- lass man, wie vor zwanzig tes Risiko für Blutar- . f ; x mut und andere Risi- Jahren, die Spritzen im Spital Kokrankheiten dürfen ıicht vorliegen. Da: "über werden sie in- formiert, spätestens bei der Vorsorgeun tersuchung. Die Dau- er der Behandlung ist n der Regel sechs Monate, plus sechs Monate nachträgliche Kon: rolle, in besonderen Fällen kanr lie Behandlung aber auch zwölf Aonate dauern, plus die Nachkon- "olle. Sie wird in der Regel durck len Arzt oder das medizinische Per sonal dort durchgeführt, wo der Pa jent sein Methadon bezieht. Das Peginterferon wird unter die jaut gespritzt, das Ribavirin in Ta- »lettenform verabreicht. Alkohol- xonsum ist während der Kur nicht »esonders «schlau», jedenfalls nicht regelmässig und in grossen Men- Jen. Sinn oder Unsinn Es ist natürlich gut, dass etwas jegen diese Geissel der Gasse und ästige Falle im Körper unternom- nen werden kann und auch wird. Ind ich hoffe wirklich, dass es auch unktioniert. Tönen tuts ja nun wirk- ich positiv. Nur müsste mittlerweile edem meiner Kollegen und Kolle- jinnen so langsam aber sicher auch ılar geworden sein, dass man kein njektionsmaterial tauschen sollte, auch wenns noch so pressiert. Es st ja nicht mehr so, dass man, wie ‚or zwanzig Jahren, die Spritzen im Spital klauen muss und dann zehn Zersonen mit der selben «Pumpi» fi- <en müssen. Heute kann man die Spritzen in fast jeder Apotheke wie auch in der GasseChuchi und im Spritzenbus tauschen. Auch gibt es im Ambulatorium an der Murbacherstrasse 20 sehr gute infobroschüren, die gratis sind. Zu- dem könnte es durchaus sein, dass vorbeugen schlauer ist, als seiner Gesundheit nachzutrauern. Piütsch Hepatitistherapie im Heroinprogramm Zurzeit läuft eine Studie zur Therapie der chronischen Hepatitis C für ıeute, die in einem Heroin- oder Methadonprogramm sind. Eine Le- ’erbiopsie (Entnahme von Lebergewebe) vor Therapiebeginn wird in diesem Programm nicht verlangt. Blutentnahmen vor und während der Behandlung sind aber notwendig. Die Behandlung wird von den Krankenkassen bezahlt, Wer sich interessiert, kann sich melden bei: Dr. Peter Schönbucher, Löwenstrasse 7, 6004 Luzern, oder - Dr. Markus Frei, Zürichstrasse 85, 6004 Luzern. Ein herzlicher Dank geht an Dr. Markus Frei für die fachlichen Informationen, die diesen Artikel ermöglicht haben. Im nl ff