1 me ® © | f E MN UI ) 00 1 E N a } 70 a ‘A i a { N° 35 Dezember 2007 Auflage: 14000 F 2 Verkauf in Stadt und Agglomeration Nn a’ > Liebe Leserin, lieber Leser Für die Menschen auf der Gasse st die Weihnachtszeit eine schwie ige Zeit. Nicht nur ist das Wette: <alt und unfreundlich, auch kom nen oft wehmütige Erinnerunger: auf. Sei es, weil sich die einzigen Kontakte mit der Familie auf die Weihnachtstage beschränken, se as, weil die Einsamkeit in der Fest: :agszeit besonders bedrückend ist Um so mehr schätzen die GaZ: VerkäuferInnen neben dem Sack: jeld auch die persönlichen Ge spräche und guten Wünsche, wel. zhe die oft nur kurzen Begegnun- zen beim Verkauf der GaZ beglei- ‚en. Dass das verdiente Sackgeld sinnvoll investiert werden kann, »ewies GaZ-Verkäufer Pesche, deı seine dringend nötige Zahnsanie: "ung mit dem Erlös des Zeitungs- verkaufs mitfinanzierte und jetzt vieder mit einem strahlenden „ächeln durchs Leben gehen kann. So schreibt das Leben auf der Äjasse zum Glück auch seine Er- "olgsgeschichten. Wie etwa jene des im Rahmen einer Projektarbeit angebotenen Fotokurses für sozial »enachteiligte Menschen. Ein Sex- jett fotografierte zwei Wochen lang ınd durfte dann seine Arbeiten im ?icasso-Museum ausstellen. Wir danken herzlich für Ihr Inter asse sowie Ihre Solidarität und wün schen eine unterhaltsame Lektüre, ain besinnliches Weihnachtsfest und ainen quten Start ins Neue Jahr Ihre GaZ-Redaktion der auf der Gasse verkauft: Stoff ist oft gestreckt und 1at einen sehr geringen teinheitsarad FEato: Inhaltsverzeichnis E73 Die Leserbriefe befas sen sich mit den zwei Dauerbren: ı1er-Themen Fixerraum und Weg: veisungsartikel, GaZ-Verkäufer Pesche acht wieder: Er hat mit dem Erlös les Frühlings-GaZ-Verkaufs einen Teil seiner Zahnsanierung bezahlt. FD GaZ-Serie «Sucht und Gesellschaft»: Der Missbrauch von zynthetischen Drogen hat ein riesi- Jes Ausmass angenommen. Schläge, Frust und Drogenrückfall statt «Sun, fun and ıothing to do»: Wie eine Florida- Traumreise zum Albtraum wurde. Ka e Der Fotokurs für sozial 3Zenachteiligte wurde ein Vollerfolg Das Highlight: Die Vernissage im Pi cassn-Miuseum. Das «Bündnis Luzern rür alle» hat mit Aktivitäten und Vor: schlägen Leben in die Wegwei sunasartikel-Diskussion aebracht. Im neuen Fixerraum können unter hygienischen Bedingun- Jen Drogen konsumiert wer- den. Dass dieser Stoff aber /on miserabler Qualität ist. muss alarmieren. Nur eine 16U6e Drogenpolitik mit neuen _Ösungsansätzen kann aus Jieser Sackgasse führen. Besten Dank, seit Ende August st Luzerns Sozialstruktur um ein ‘Aitglied reicher, der Fixerraum im Geissmättli» ist endlich realisiert ınd wird mehr oder weniger rege genutzt. Nun hat also, wer mag, die Mög- ichkeit, sich unter hygienischen 3Zedingungen und in geschützter Jmgebung das auf der Gasse er- vorbene Gift zu konsumieren. Von ler Strasse weg, kein Verstecken in lauseingängen oder Parkanlagen, und im Notfall ist geschulte Hilfe zur Stelle. Sicherlich für ehemals be troffene Anwohner wie für die Dro- jgenkonsumenten ein Vorteil. Was der eine an Ruhe, Ordnung und Si- °herheit mehr hat, gewinnt der an- dere an Menschenwürde und ver- bessert seine gesundheitlichen Aussichten. Jauchen Sie ein! iS) ATI © Aad.ch MER TEL ER 6383 Dallenwit 1900 ma Das klingt alles so Jut und einfach, wo st denn da der Ha- <en? Gut, derzeit scheint der gewählte Standort den einen zu ;ehr im Wohnquartier und lien anderen zu fernab für den Schuss». Wenn das alles ist, das sollte ja noch zu lösen sein, oder jibt es da noch andere Punkte? Meh Dräck! Beim Ausspruch des mittlerweile zeläufigen Slogans «Meh Dräck!» lürfte Music-Star-Juror Chris von zohr an alles Mögliche gedacht ha »en, doch wohl kaum an den Luzer- ıer Gassen-Stoff. Doch Analysen eigen auf, dass das auf der Strasse .ngebotene Heroin einen Reinheits- jrad von lediglich 10 bis 15 Prozent 1at. Der Rest setzt sich grösstenteils ıus Koffein und Paracetamol zu- '’ammen. Dies ist — im Gegensatz zu jjelen dubiosen «Sdreckmitteln» bis ın zu Strychnin! — soweit noch ver- retbar, da nicht gesundheitsschädi- end. Zudem taucht, wenn auch nur 'ereinzelt, in der Szene auch hoch- ualitativer Stoff auf (Kokain mit ıber 90 Prozent Reinheitsgradl). Diese gewaltigen und unberechen- »aren Unterschiede bergen für die fonsumenten aber enorme Risiken. No meh Dräck! Drogenkuriere transportieren vor ıllem Heroin und Kokain in ihrer Li Redaktionsteam: Beni, Michi Auer, Dominik, Sarah, 3uido, Bessie, Habakuk, Wale, Lidia, Yolanda Mathys. Produktion und Lavout: | aris Succn Michael Iten. Mägen. Nach der Ausscheidung zind die Behältnisse im wahrsten Sinne voller Scheisse. ÜUnreali- stisch, dass nach dem Auspacken Aände, Arbeitsfläche und Instru- mente ernsthaft geputzt und schon Jar nicht desinfiziert werden. Wird ınschliessend der Stoff gestreckt ınd in kleinere Portionen abge- »ackt, ist eine gelegentliche Verun- einigung mit Fäkal- und anderen 3akterien mehr als wahrscheinlich. Diese führt wiederum bei den schon jeschwächten Körpern der Abhän- Jigen zu tiefen Abszessen und schweren Infekten. In Anbetracht dieser Umstände ist die Situation vertrackt und auf dauer sicher unbefriedigend. Unter ıygienischen, geregelten Bedingun- zen den Dreck-Stoff von der Stras- ;e zu konsumieren, mag ein Schritt n die richtige Richtung sein, doch es st weder eine befriedigende noch ne richtungweisende Lösung. Bis ;ich auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene nicht grundsätz- lich andere Ansichten und Einstel- jungen durchsetzen, wird sich dar- an wohl auch wenia ändern. Beni Im Artikel «Utopien, Visionen ınd neue Lösungsansätze» werden auf Seite fünf weiterführende Ideen zur Gestaltung der Drogenpolitik anderissen. Komitee für zweite Abstimmung gegründet Da das Stadtluzerner Stimmvolk am 24. Februar 2008 mit allergrösster Nahrscheinlichkeit erneut über den Fixerraum abstimmen muss, ist Ende November das «Komitee Nein zur Initiative» gegründet worden. Es ist iden- isch mit dem «Komitee Ja zum Fixerraum», das im März 2007 bei der er- sten Abstimmung einen Grosserfolg verbuchen konnte (über 58 Prozent Ja-Stimmen). In der zweiten Abstimmung (Volksinitiative «Kein Fixerraum im Wohnquartier») müssen am 24. Februar 2008 alle BefürworterInnen des 7ixerraums ein Nein einlegen, sonst würde der Versuchsbetrieb im «Geiss- mättli» eingestellt. Der Betrieb des Fixerraums hat im St.-Karli-Quartier - Trotz schlimmster Prophezeiungen der Gegner — zu keinerlei negativen Aus- wirkungen geführt. Alle Araumente sprechen für ein Nein aa7