E17 . H ) £ H E m ; 00 1 ; & i ML N° 36 April 2008 Auflage: 8000 F 2 Verkauf in Stadt und Aaglomeration Fr. N a . = Redaktionsteam: Michi Auer, Guido, Beni, Sarah, Fritz, Bessie, Habakuk, Corina, Bobby, Lidia, Yolanda Mathys. Produktion und Layout: Loris Succo. Michael Iten. Liebe Leserin, lieber Leser Die Stadt Luzern macht Schlag zeilen: Statt über die Euro-08-Aus josung wurde aber im Dezember über die Massenverhaftung nach der unbewilligten Demonstration berichtet. Statt sich über das Label «Sauberste Stadt der Schweiz» zu freuen, wurde ein Paket von re- pressiven Massnahmen wie die Wegweisung, die Kameraüberwa- chung und die Vertreibung aus dem Zentrum beschlossen und teil- weise bereits umgesetzt. Die Leidtragenden dieser sozia- ten Säuberung sind jene, die am Rande der Gesellschaft stehen, die gemeinhin als Randständige be- zeichnet werden. Für sie ist die GasseZiitig fast das einzige Sprachrohr, sie kommen auch in dieser Ausgabe zu genau diesen Themen zum Wort. In diese schwierige Zeit fällt der schied von einem Mann, der den “Massenleuten seit über 30 Jahren eine gewichtige Stimme gab. Seine Stimme. Sepp Riedener, der Ge- schäftsleiter des Vereins Kirchliche Gassenarbeit, geht in Pension. Ohne sein selbstloses Engagement wäre die Realisierung vieler Projekte, zu denen auch die GasseZiitig gehört, undenkbar gewesen. Ihm gehört ein riesiges Dankeschön aller Gassen- leute. Wir danken herzlich für Ihr Inter- asse und Ihre Solidarität und wün schen eine unterhaltsame Lektüre Ihre GaZ-Redaktion da | Sperrzone Vögeligärtli: Im aesäuberten Park bewegen sich nur noch die Schachfiauret EOtO Is Wegweisungsartikel, Ka ras, Vertreibung, vermehrte Polizeikontrollen: Die Stadt Luzern geht massiv gegen die Randständigenszene vor. Freund im «Zöpfliv beim Drehen ei- nes Joints erwischt wurde, kam er nur davon, weil sein Freund aus lau- ter Angst einen epileptischen Anfall Jekam und sich zuckend am Boden välzte — worauf die Patrouille der Stadtpolizei die zwei in Ruhe liess. er jen werden durchsucht und ihnen vird angeraten, nach Kriens zu ge- 1en. Im Salesia-Park würden sie to- eriert, aber nicht mehr im Vögeli- Järtli, das neugestaltet werden sol- e - und dann Familien mit Kindern ınd Schachspielern offenstehe. Für die Schachspieler Mutter S.K., die mit ihren zwei Kindern regelmässig den Spielplatz m Vögeligärtli benutzt, hat sich Tüher kaum an den Randständigen jestört: «Sie waren ja immer an- ;tändig und ich selber habe nie Spritzen bei ihnen gesehen.» Trotz- dem ist die Mutter froh, wenn der Dark jetzt aanz den Familien und Wozu Namenslisten? Im Salesia-Park werden von der Kantonspolizei Listen erstellt mit den Namen der Benutzerinnen ınd Benutzer. Was geschieht mit diesen Daten? Darüber will nie- mand Auskunft geben. Bo Inhaltsverzeichnis Zwei Leserbriefe be- fassen sich mit dem Fixerraum und der Repression, in einem dritten "dYeht ein Dank an einen «Drögeler, Der geplante Wegwei sungsartikel und die Kameraüber wachung können mit einem Refe rendum bekämpft werden. SUR Die Integrationsfigur der Gassenarbeit geht in Pension: Sepp Riedener nimmt in einem per- sönlichen Artikel Abschied. Heroin oder Metha- don? Mit Kokain und Medikamen- ten ins Elend? Viele brennende Fra- gen warten auf Antworten, Schon im Mittelalter wurden Aussenseiter ausgegrenzt. Das Gesindel und die Landstreicher vegetierten vor den Stadttoren. Nach der erfolgreichen Therapie bereitet sich Daniela M. in der Aussenwohngruppe des DFI auf das Leben mit ihrer Tochter vor. Obwohl die Sonntagspresse her- ausgefunden hat, dass Luzern die sauberste Stadt der Schweiz ist und as nirgends so viele Strassenkehrer »r0 Einwohner gibt wie bei uns, sind Sauberkeit und Ordnung offenbar doch ein grosses Problem. So hat der Kantonsrat gleich drei neue Ge- setze angenommen, die diesen Be- reich betreffen. «Müll auf den Boden werfen» und «Wild plakatieren» soll verboten werden und dazu soll es möglich werden, jemanden für eine bestimmte Zeitspanne aus einem vestimmten Rayon wegzuweisen. Doch schon im Vorfeld der Ab- stimmung im Kantonsrat hat die Stadt Luzern ihr Vorgehen gegen Randständige und jugendliche Rau- >her und Biertrinker verschärft. Gegen die Jugendlichen Seit einiger Zeit häufen sich die Klagen von Jugendlichen und jun- gen Erwachsenen, die sich auf dem Bahnhofplatz oder vor dem KKL aufhalten, sie würden zu oft von der Polizei kontrolliert. G.L. ist ein Ju- gendlicher, der im Bahnhof einmal pro Woche in die Gewerbeschule muss. Seit Anfang Jahr wurde er schon mehrmals kontrolliert, wenn er zusammen mit Freunden unter dem KKL-Dach rauchte und Bier trank. Dabei kam es auch einmal zu einer Verhaftung, weil er betrunken gewesen sei. Er musste auf den Po- lizeiposten, wo ihm mit Gewalt klar gemacht wurde, er solle sich in Lu- zern besser benehmen, Als er dann eine Woche danach mit seinem aegen die Randständigen Ähnliche Klagen wie jene dieses ugendlichen kommen auch von landständigen, die aus dem Vöge- ıgärtli bei der Zentralbibliothek ver- rieben werden. «Sobald drei Rand- ;tändige zusammen stehen, greifen vir ein», heisst es dazu bei der Stadtpolizei. Das heisst, die Aus- weise und Taschen der Randständi- Stadtbewohnern gehört, die kein auffälliges Verhalten zeigen. Und janz ähnlich äussert sich T.U., der ;zich regelmässig mit seinen Kolle- Jen zum Schachspielen im Vögeli- zärtli trifft: «Mich haben die Rand- ‚tändigen nicht gestört, aber es ;tört mich auch nicht, wenn sie weg sind.» Bobby Ruedi Meier: «N*- ”nd kann sie dort wegschicken» Die Vetreibung der Luzerner tandständigen aus dem Vögeli- järtli sorgt für Aufregung. Ruedi Yeier, warum ist sie nötig? Ruedi Meier: Es gab Nutzungs- sonflikte im Vögeligärtli zwischen “amilien mit Kindern, Passanten, 3ibliotheksbesuchenden, Schach- Spielern und Randständigen, die mmer zahlreicher dort aufge- xreuzt sind und für die «normalen» Besucher bedrohend gewirkt ha: en järtli umgestaltet werden, etwa mit den Toiletten, die schon lange ge- wünscht werden, und der Neuanla- ae des Kinderspielplatzes. Wieso soll man rot-grün wählen, wenn diese Politiker nach einigen lahren «Lärm von rechts» genau teren Politik exekutieren (Arbeit "ür Sozialhilfeempfänger, Sozial- Jetektiv, Vertreibung)? Ruedi Meier: Es braucht eine ?olitik im Gleichgewicht! Eine der- art starke Szenenbildung im Vöge- igärtli liegt einfach nicht drin. jrundsätzlich aber haben alle Per- ‚onen ein Aufenthaltsrecht im öf- ’entlichen Raum. Die Grenze liegt ei der regelmässigen Übernut- ‚ung. Das Vertrauen in die Sozial- ılfe kann dann geschaffen werden, venn der Missbrauch konsequent »ekämpft wird. Dies liegt im Inter- ;sse all jener, die auf Sozialhilfe an- Jjewiesen sind. Und dies sind nicht wenige, leider! Interview: Bobby letzt sind sie auf Anweisung der >tadtpolizei nach Kriens ins Sale- ij{a-Pärkli gezogen. Werden sie Jort in Ruhe gelassen? Ruedi Meier: Soviel ich weiss, cam der Wunsch von den Rand- ;tändigen aus, dass sie dort hin <önnen. Es gibt keine Anweisung der Polizei. Dort ist ein öffentlicher 7ark und niemand kann sie dort wegschicken, solange es keine Re- klamationen aibt. Sie werden aller: Ruedi Meier. Luzerner Sozialdirektor. dings auch dort regelmässig von der Polizei kontrolliert. An dnd.ch 'Jat die laufende Repression et- vas mit der Euro 08 zu tun? Ruedi Meier: Nein, das hat es ılcht, wie gesagt, es gab Nutzungs sonflikte im Vögeligärtli. Ich bin sel- »er unglücklich, dass zum Beispiel der Fixerraum nicht besser genutzt wird. Ausserdem soll das Vögeli- zo DES anne tplatz 2, CH-6383 Dallenwit 7416297900, Telafavna1 670700