«Ich dı , Co /e@e AN IeR (e ANAR Se i \ seite 8 NL38 —— Dezember 2008 In einer Interview-Serie arzählt Felix* über seine Erfahrungen als Drogen- süchtiger. In der letzten Ausgabe der GasseZiitig Jing es um seine Jugend und den Einstieg in die Sucht. Im zweiten Teil arfahren wir nun etwas über sein Leben mit der Sucht. lizei holte mich da raus. Danach wurde ich zum ersten Mal per für- sorgerischem Freiheitsentzug in die Nervenklinik eingewiesen. Als ich aach zwei, drei Monaten Ausgang natte, hatte ich einen Rückfall, bei dem ich auf einem öffentlichen WC ewusstlos aufgefunden wurde. Ich Jing dann wieder zurück in die Kli- ıik, was aber schlussendlich auch ıicht geholfen hat. Später, vor dem Eintritt ins Hero- nprogramm, als ich das Zimmer m Wohnhaus hatte, durchlebte ich sine exzessive Talfahrt. Manchmal spritzte ich mehr als zehnmal pro Tag Heroin oder Kokain. Ich war so zugedröhnt. Vom intravenösen Drogenkonsum hatte ich Abszesse ınd war deshalb innerhalb eines Jahres dreimal im Spital. Zudem ıatte ich eine Lungenentzündung ch konnte nicht einmal mehr allei- ı1e auf die Toilette gehen und >rauchte dafür Hilfe von Zimmer- ıachbarn. Ein Kollege, der mich einmal besuchte, sagte: «Du stirbst nir hier weg.» Der Kollege holte lann einen Arzt, worauf ich mich in lie Klinik einweisen liess. Der Kli- ıkaufenthalt war absolut schlimm ınd jeder einzelne Schritt in den zaucherraum schmerzte extrem. ch wurde dann wegen dem Abs- z„ess behandelt und daraufhin nachte ich den Entzug in St. Ur- pan. Danach war ich in einer sta- tijonären Therapie, welche jedoch abgebrochen wurde wegen Regel- verstössen, das heisst Rückfällen nit Cannabis und Alkohol. Danach kehrte ich nach Luzern zurück und wurde wieder rückfällia mit Heroin. Kannst Du mir sagen, wann Du an- gefangen hast, täglich Heroin zu Konsumieren? Im letzten Lehrjahr, mit neunzehn, nabe ich täglich Heroin konsumiert. Das ist jetzt zwanzig Jahre her. Trotzdem habe ich die Lehrab- schlussprüfung geschafft, wenn auch nur sehr knapp. Was hast Du nach der Lehre ge- nacht? Nach der Lehre bin ich in die Rek- utenschule. Der Grund, wieso ich sie jemacht habe, war, dass ich dienst- »flichtig war und die Erwartungen neiner Eltern, Arbeitskollegen und “reunde erfüllen wollte. Ein Korporal ıat dann aber bald gemerkt, dass ich Drogen konsumierte. Ich musste laraufhin ins Krankenzimmer und ıach ein paar Tagen haben sie mich ı1ach Hause geschickt. Wie ist es mit der Arbeit gegangen n der Zeit, als Du Drogen konsu- niert hast? Ich arbeitete nach dem Lehrab- ;chluss während zwei Jahren in der- ;elben Druckerei, in der ich die Leh- 'e gemacht hatte. Als mein Chef ein- nal merkte, dass ich auf dem WC Aderoin konsumierte, hat er mich ‚erwarnt und mit der Kündigung ge- iroht. Als ich dann einmal für einen Kollegen in der Nacht Schwarzarbeit nachte, hat er mir gekündigt. Das war der Beginn der Talfahrt. Danach ı1abe ich Gelegenheitsjobs gemacht, ‚um Beispiel als Eisenleger. Die Ar- »eit neben der Sucht war aber schwierig, da ich ja auch immer kon- ‚umiert habe und das Ganze körper- ich sehr anstrengend war, Später war ich auf dem Sozialamt und lebte n einem Wohnhaus. inten angekommen gibt es nur noch Hoffnungslosigkeit und Leere. Bild: Dreamstime dert. Später habe ich die Sucht mit em Sozialgeld und dem Drogendeal nanziert oder manchmal auch urch Diebstähle. Es war sehr stres- g, das Geld für den Drogenkonsum ısammenzubringen, und manch- ı1al hatte ich dann halt Entzugser- cheinungen, wenn ich das Geld icht zusammenbringen konnte. lie Polizei kam und uns das verbot. ievor ich ins Heroinprogramır am, hatte ich ein Zimmer in einerr Vohnhaus, wo es ganz schlimm vurde. Ich dealte in diesem Zim- ıer. Im Haus hatte es etwa drei, vie Jealer. Als dann einmal ein Spezi- ılkommando der Polizei einfuhr, natte ich zufälligerweise keiner. Stoff. Später, nach einer Therapie, war ich wieder auf der Gasse, dann wieder in einem Wohnhaus und da- nach wieder auf der Gasse. Als es nir nach der Eintritt ins Hero- inprogramm mil der Zeit besseı ging, hatte ich eine eigene Woh- nung mit einem Betreuungsange- >ot. Auch heute habe ich eine Woh: ıung mit einem Betreuungsange- 'oot, das ich jedoch kaum benötige. Vie waren deine Partnerbeziehun- jen in der Zeit, in der du süchtig varst? Ich hatte zwei lange Beziehungen. je erste Freundin war clean und /ollte mir helfen, mit den Drogen ‚ufzuhören. Ich bewundere es heu- 2 sehr, dass sie mir helfen wollte. ie konnte mir jedoch nicht helfen. :h habe mich dann von ihr ge- ‚ennt. Später hat sie leider auch ngefangen, Drogen zu konsumie- an. Danach hatte :;h eine weitere ıngjährige Bezie- ung; gemeinsam robierten wir ufzuhören, Zzo- 1en uns aber ıuch immer wieder gegenseitig hin- :in. Unsere Eltern wollten deshalb, lass wir uns trennen. Ihre Eltern ichickten sie deswegen nach Ame- ika, wo sie clean war. Als sie wie- ler zurückkam, kamen wir aber /ieder zusammen und es fing alles vieder an. Als ich im Wohnhaus ebte, wo ich im Zimmer dealte, ;agte ich ihr, sie soll mich verlas- ‚en. Ich sah, dass ich mich kaputt nachen würde, und ich wollte sie ıicht mit runterziehen. Wir haben ıns dann getrennt. Welche Therapien hast Du gemacht? 1994 habe ich zum ersten Mal ine stationäre Therapie gemacht n Toulouse, Eine zweite war im Jura 1999 und 2003 eine dritte in Schachen. Ich habe aber alle The- -apien nach drei, vier Monaten ab- zebrochen und bin wieder rückfäl ig geworden. Ich hatte die Thera jxien vor allem für mein näheres so- :jales Umfeld gemacht und nicht für mich selbst. Damit eine Therapie et- was nützt, muss man sie aber für sich selbst ma- chen. Zweimal be- gann ich auch eine Methadon- behandlung, welche ich jedoch »eide Male kurz nach Beginn wie- ler abbrach. 2004 bin ich dann in las Heroinprogramm eingetreten, ia ich überhaupt keinen anderen Neg mehr sah. Dieses Programm ıat mir sehr geholfen. Zuerst sät- igte ich mich so richtig mit Heroin. Ait der Zeit hatte ich dies allerdings ;att und ich fing an, den Konsum Schritt für Schritt zu reduzieren. Ich »egann, mein Leben neu zu organi- ;jeren und wieder Verantwortung ‚u übernehmen. Ich hatte dann ıuch eine Wohnung. Vor rund sie- »en Monaten habe ich mit dem Drogenkonsum aufgehört und lebe ıun clean. Ich bin darüber sehr glücklich und bin nun daran, meine Zukunft zu planen. Vie war deine Wohnsituation, ‚ährenddem du süchtig warst? Nachdem ich ei den Eltern usgezogen war, ‚ohnte ich mit ‚einer Freundin isammen, Ich atte damals uch einen Job. as ging eine /eile lang gut. Vir hatten aber wilde Nächte. Als ir deshalb Probleme mit dem Ver- jeter bekamen, wurde uns die /ohnung gekündigt. Später hatten ir nochmals eine Wohnung zu- ammen, welche wir dann aber ııcCh verloren. Eine Zeitlang lebte ich in einem vohnhaus und später auf der Gas- e. Einmal lebte ich auch mit einem Xollegen in einem Tipi im Wald. bis dch konnte nicht einmal nehr alleine auf die Toilette jehen und brauchte dafür dilfe von Zimmernachbarn.» Felix? «Damit eine Therapie etwas nützt, muss man sie für sich selbst machen.» Felix* —_— A — — =) Wie hast du die Sucht finanziert? Am Anfang habe ich den Lohn ‚on der Arbeit für die Drogen ge- »raucht und zum Teil habe ich das Konto sogar überzogen. Miete mus- ;te ich keine bezahlen, da ich bei neinen Eltern wohnte. Als ich den Job verloren hatte, konnte ich die Sucht mit Gelegenheitsjobs finan- :zjeren. Zeitweise habe ich auch ıicht so viel oder gar nicht konsu- Vie war das Verhältnis zu deinen "tern? Eigentlich durchgehend schlecht. ‚je hofften immer, dass ich aufhöre nit den Drogen. Ich hatte aber ein: ach meinen Kopf, den ich durch- etzte. Nächste Nummer... ... Betäubungsmittelgesetz: Was bedeutet das Ja? ... Obdachlosigkeit: Konnte das Problem entschärft werden? ... Serie Teil Il: Wie findet Felix den Weq aus den Drogen? Wie war dein Gesundheitszustand? Mein Gesundheitszustand ver- schlechterte sich zusehends, als ich keine Arbeit mehr hatte. Als meine Freundin nach Amerika ging, er- Tug ich das überhaupt nicht. Ict verbarrikadierte mich dann be meinen Eltern zu Hause und die Po Interview: Manuel Brillant * Name geändert