Liebe Leserin, lieber Leser Wie Sie sehen, wurde das Erschei- nungsbild der GasseZiitig Lozärn überarbeitet. Sie kommt in neuer Frische daher. Das letzte Mal wur- de sie vor acht Jahren neu gestaltet. Die GasseZiitig gibt es allerdings bereits seit 1994. Inhaltlich bleibt die GasseZiitig aber, was sie immer war: ein Sprachrohr für sucht- und armutsbetroffene Menschen. Menschen die suchtkrank sind, ha- ben oft Probleme in verschiedenen Lebensbereichen wie Arbeit, Woh- nen, soziales Netz oder Gesundheit. Die Probleme wirken übermächtig und überfordern sie oftmals, so dass sie es nicht schaffen, diese zu lösen. Dabei nehmen die Probleme aber eher zu. Allerdings ist es auch mög- lich, trotz der Sucht diese Herausfor- derungen anzupacken. Auch wenn Menschen süchtig sind, können sie sich auf ihre Stärken konzentrieren und diese zu ihren Gunsten einset- zen. So sind zum Beispiel eine Er- werbstätigkeit, eine Wohnung oder ein tragendes soziales Netz wichtige Ressourcen, die gepflegt werden können. Dies ermöglicht es, zuver- sichtlich zu sein und sich in die Ge- sellschaft zu integrieren. Wir danken für Ihr Interesse sowie Ihre Solidarität und wünschen eine spannende Lektüre. Ihre GaZ-Redaktion Verkauf in Stadt und Agglomeration LuzernJuni 2010, Nr. 42 Auflage: 10 000 www.gassenarbeit.chMitgearbeitet haben: Baris, Beni, Dominik A., Kurt B., Lidia, Martin, Michael, Richard, Salome, Thomas G., Walter, Willy Ammann, Severin Ettlin, Philippe Frey, Roger Lütolf, Gabriela Rohrer, Isabelle Schönenberger, Fridolin Wyss In Luzern und Umgebung wurde mit dem Hanf aufgeräumt. In der Luzerner Zeitung vom 20. März 2010 wird berichtet, dass die Ak- tion «Greenfire» ein voller Erfolg war. Diese Aktion wurde ab 2003 durchgeführt. War es wirklich so ein Erfolg, wie sie uns weismachen wollen? Mei- ne Wahrnehmung ist eine ganz andere. Seit der Aktion «Greenfire» stehen die Uhren still. Passiert ist seither nichts. Es wurde alles schlimmer. Ich frage mich ehrlich, auf wessen Kosten die ganzen Ein- sätze und Gerichtsverfahren finan- ziert worden sind. Jugendliche auf dem Schwarzmarkt Was wurde mit der Aktion «Green- fire» erreicht? Alle Hanfläden sind zu. Jugendliche bekommen den Hanf nicht mehr so leicht. Ei- gentlich eine gute Idee. Nur: Wo kriegen sie jetzt den Hanf? Viel- leicht von Kollegen oder auf dem Schwarzmarkt. Und was krie- gen sie dort sonst noch? Kokain, Extasy oder Heroin? Und wenn ein junger Mensch mal weiss, wie er sich diese anderen Drogen be- schaffen kann, wie lange kann er nein sagen? Vielleicht bis der erste Schlag kommt, zum Beispiel die erste Liebe zerbricht? Und dann, wenn man nicht mehr nein sagen kann, ist es schon passiert. Ich will und könnte das nie verantworten. Und Sie? Denken Sie mal darüber nach. Wie sehr kommen die Jugend- lichen durch die ganze Aktion «Greenfire» in Kontakt mit har- ten Drogen? Wie viele können dazu nein sagen? Wenn nur einer es nicht geschafft hat, kann ich nicht von einem Erfolg der Aktion «Greenfire» reden. Man verschliesst die Augen vor dem Problem mit den Jugend- lichen. Es kann doch nicht sein, dass man eine Lösung hat für je- des Problem, aber für die weichste Droge überhaupt findet man keine. Es gibt einfach keine absolut rich- tige Lösung. Es kann doch nicht angehen, dass sich jeder überall besaufen kann, sogar auf einem Spielplatz. Aber ein friedlicher Kiffer am See wird strafrechtlich verfolgt und kriegt eine Busse. Wegen Hanf muss man im schlimmsten Fall sogar ins Ge- fängnis. Konsumenten hören nicht einfach auf Es gibt nicht viele Orte, wo Can- nabis noch zu finden ist. Wo sol- len sich die Hanfkonsumenten das Gras beschaffen? Ich frage mich, was jetzt mit ihnen geschieht. Die werden ja nicht alle aufgehört ha- ben. Welche Strapazen die auf sich nehmen müssen, um noch was aufzutreiben! Zudem wird man im dümmsten Fall von einem Polizisten ange- halten, der unbedingt aufsteigen will und der es auf Hanfkonsu- menten abgesehen hat. Der Hanf wird dir weggenommen. Und der ganze Trott mit Busse und so wei- ter fängt wieder an. Und das ist ja nicht billig. Ich frage mich auch, ob die Hanfkonsumenten ihren Konsum auf andere Drogen verla- gert haben. Sind es jetzt eher syn- thetische Drogen, Alkohol, Kokain oder Heroin? Auf dem Schwarz- markt ist es oft schwieriger, Hanf zu erhalten als andere illegale Drogen. Hoffen auf bessere Zeiten Wir müssen endlich genug erwach- sen werden, uns unserer Verant- wortung stellen und eine saubere Lösung für alle finden. Ich hoffe, es wird nicht immer so bleiben und wir werden in der Schweiz endlich eine Lösung finden. Denn jedes Kind, das zu harten Drogen statt zu Hanf greift, ist eines zu viel. Und nicht nur die Jungen sondern auch die Älteren, die wirklich wis- sen, was sie machen, die vielleicht arbeiten, müssen ihre Dealer su- chen, obwohl sie vielleicht schon dreissig Jahre kiffen oder so. Und das ist echt nicht lustig. Es ist zum Weinen. Eine bessere Lösung ist dringend nötig, auch unseren Kin- dern zuliebe. An alle Gleichgesinnten wie mich: Haltet durch, es wird wie- der besser. Walter Ein Joint wird gedreht. Keine Polizeiaktion wird diese leichte Droge je zum Verschwinden bringen. Saubere Stadt Seit Februar 2009 ist der Wegwei- sungsartikel in Kraft. Freier wird das Leben dadurch nicht. Seite 4/5 Durch die Aktion «Green- fire» wurden alle Hanf- läden dicht gemacht. Das heisst aber nicht, dass deshalb weniger Drogen konsumiert werden. Foto: GaZ Die Sucht im Griff Michael beschränkt den Heroin- konsum auf das Wochenende. Während der Woche zeigt er vollen Einsatz im Beruf. Seite 8 Wechsel im Paradiesgässli Die ehemalige und die neue Leiterin des Paradiesgässli berichten über ihre Arbeit mit Eltern und Kindern. Seite 6/7 Süchtig nach Computerspielen Online-Spiele werden immer raffinierter und spannender. Für manch einen Spieler zählt nichts anderes mehr. Seite 6/7