Seite 4 Nr. 48 Mai/Juni 2012GasseZiitigLozärn «Ich kaufe die GasseZiitig, weil ... … Menschen am Rand der Gesellschaft ein Sprachrohr brauchen und mich ihre Sicht- weise interessiert.» Claudio Soldati, Präsident SP Stadt Luzern & Mitarbeiter Verein Kirchliche GassenarbeitKannst du dich kurz vorstellen? Ich bin Roland. Ich bin Anfang dreissig und komme aus Deutsch- land. 2007 kam ich in die Schweiz und bin hier ziemlich schnell auf der Strasse gelandet wegen dem Saufen. Vor etwa einem Jahr habe ich nun aber mit dem Trinken auf- gehört. Wieso bist du in die Schweiz gekommen? Zum Arbeiten. Ich habe eine Wo- che in Emmenbrücke im Stahl- werk gearbeitet. Da hatte ich ein bisschen eine Fahne. Das hat man gerochen. Dann war gleich nach einer Woche wieder Schluss. Da sind die Sicherheitsvorschriften ziemlich streng. Ich hatte ein Zim- mer bei einer älteren Dame. Als ich ihr erzählte, dass es mit der Arbeit vorbei ist, hatte sie Angst, dass ich das Zimmer nicht bezahlen kön- ne. Sie war eh nicht so begeistert von mir. Sie hat mich dann raus- geschmissen und ich sass auf der Strasse. Nach Deutschland zurück wollte ich nicht. Ich hatte halt in der Schweiz ziemlich schnell Leu- te kennen gelernt. Zwischendurch habe ich temporär ein paar Tage gearbeitet. Meistens ist es aber am Saufen gescheitert. Wann hast du angefangen zu trinken? Angefangen hat es 2001 beim Mi- litär, beim abendlichen Trinken. Nach der Militärzeit war ich ar- beitslos. Dann ging‘s halt los. Ich habe immer mehr gesoffen. Ich war dann ziemlich schnell drin. Hätte ich nicht gedacht. Beim Alkohol ist das ganz gefährlich. Ich brauch- te meinen Pegel. Ich habe mich nicht so voll zugesoffen, dass ich ganz weg war, sondern ich war ein Pegeltrinker. Wenn ich früh mor- gens aufgestanden bin, musste ich zuerst ein Bier trinken, damit ich meinen Pegel hatte. Wieso hast du getrunken? Am Anfang habe ich getrunken, weil es Spass machte. Ich habe zwei Flaschen Bier getrunken und es war lustig. Aber dann war ich schlecht drauf. Ich war arbeitslos und habe immer mehr gesoffen. Wenn ich was getrunken hatte, ging‘s mir besser. Hast du auch andere Drogen genommen? Ja, schon. Alles Mögliche, bis auf Heroin habe ich alles ausprobiert. Das war aber noch, als ich in Deutschland lebte. Beim Alkohol ist es schwieriger davon wegzukommen. Wie hat sich die Alkoholsucht auf dein Leben ausgewirkt? Ich habe viel Scheisse gebaut. Vor allem habe ich gute Arbeitsstellen verloren. Das ganze Geld habe ich versoffen. Wenn ich überlege, wo ich jetzt sein könnte, gerade beruf- lich, wenn der Alkohol nicht gewe- sen wäre. Wie hat sich die Sucht auf die Beziehungen ausgewirkt zu den Menschen, die dir nahe stehen? Auch schlecht. Gerade bei der Fa- milie geht’s los. Dann habe ich meine Freundin verloren, die ich hier in Luzern kennen gelernt hatte und die ich sehr geliebt habe. Die Leute machen sich Sorgen um einen. Das ist nicht schön. Wieso konntest du mit dem Trinken nicht aufhören? Weil es eine Sucht ist. Man kann nicht damit aufhören, weil es einem irgendwie einen inneren Frieden gibt. Wenn alles Scheisse ist, dann vergisst man alles. Dann ist alles besser oder egal. Wie viel hast du täglich getrunken? Durchschnittlich waren es so fünf- zehn halbe Liter Bier. Wovon hast du gelebt, nachdem du auf der Strasse gelandet bist? Ich habe vom Betteln ge- lebt und hatte kleine Gelegen- heitsjobs. Ich war nicht so der Schnapstrinker, sondern Bier- trinker. Zum Biertrinken, da findet man immer jemanden, der einen einlädt. Wenn ich ge- Es hatte recht harmlos beim Militär angefan- gen, mit etwas Alkohol am Abend. Dann trank Roland* immer mehr, wurde arbeitslos und verlor seine Wohnung und seine Freundin. Erst während eines Aufent- halts in einem Gefäng- nis gelang es ihm, vom Alkohol loszukommen. Alkoholentzug im Knast Ich, wir. «Ich bin ziemlich schnell auf der Strasse gelandet wegen dem Saufen.» Roland Sommerzeit von Dominik A. Wir alle hoffen auf einen schönen, warmen Sommer, doch hoffen wir, dass wegen des Ozonlochs keine Hautflecken kommen! Tückisch ist heutzutage der schöne Sonnenschein, darum denkt daran, cremt euch immer gut ein! Ein Sonnenbad an einem schönen grünen Ort, trägt vielen für ein paar Stunden die Sorgen fort. Und wenn das Wasser der Seen dann noch angenehme Temperaturen hat, wer springt da nicht gern rein und kühlt seinen heissen Körper ab. Man öffnet am Morgen die Fenster, steht viel lieber auf, atmet die frische Morgenluft paar Mal tief ein und aus, das tut wirklich gut, mein Wort darauf! So wünsche ich euch allen eine super schöne Sommerzeit, denn früh genug, steht der Hebst schon wieder bereit! Impressum Herausgeber: Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern Adresse: GasseChuchi, Redaktion GasseZiitig, Postfach 4352, 6002 Luzern; gasseziitig@gassenarbeit.ch Redaktion: Manuel Brillant, Walter Ludin Produktion und Layout: Manuel Brillant, Dario Tolone, Marco Schmid Druck: Druckerei Odermatt AG, Dallenwil; Gedruckt auf Recycling- papier Die Inhalte der GasseZiitig müssen nicht die Meinungen des Vereins Kirchliche Gassenarbeit Luzern wiedergeben. «Sie wollte keinen Alkoholiker als Freund.» Roland Häftlinge sehnen sich danach entlassen zu werden und so die verlorene Freiheit wieder zu gewinnen. Bild: Fotolia