Es war einmal in Amsterdam. Da sass ein Mann, circa 50-jährig, an der Bar – und das nahezu jeden Abend! Und Abend für Abend sass er da und trank seine Biere. Eines Abend, als er bereits wieder etwa fünf Flaschen Bier vor sich stehen hatte, hatte er irgendwie das Be- dürfnis, sich seinen Mitmenschen zu offenbaren und rief, so dass es alle im Raum hören konnten: «Ich nehme keine Drogen!». Nach diesen Worten musste ich doch kurz aufschauen, betrachtete seine Bierflaschen und dachte für mich: «Ja, du trinkst ja bloss Al- kohol.» Ganz ehrlich, liebe Leserin, lieber Leser, das ist dermassen ein Selbstbetrug und eine Heuchelei! Ein Polizist hat mir einmal gesagt, in den Gesetzesbüchern stehe, dass Alkohol kein Betäubungsmittel sei. Auch das ist eine gigantische Heu- chelei. Die Gesellschaft belügt sich selbst! Ich kenne durch mehrjäh- rigen Konsum und diverse Entzüge so ziemlich alle herkömmlichen Drogen, inklusive Heroin und Kokain. Alkohol ist jedoch eines der heftigsten Betäubungsmittel, welches ich kennengelernt habe. Und wie ist das nochmal beispiels- weise an Fussballspielen? Wie ist das mit der dort eskalierenden Ge- walt und Alkohol? In der heilen Welt der Normalbevölkerung eska- liert die Gewalt weit mehr als bei den Leuten von der Gasse. Die Leute in ihrer heilen Welt kön- nen sich noch lange selbst belü- gen. Aber in Wahrheit ist jeder und jede, der auch nur gelegentlich Al- kohol trinkt und behauptet keine Drogen zu nehmen, ein Heuchler oder eine Heuchlerin. Und ganz ehrlich, gerade in die- sem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, trinke ich Rotwein. Aber ich belüge mich nicht selbst! Auch in diesem Moment konsumiere ich eine Droge. Bruno César Nostradamus GasseZiitigLozärn Homeless World Cup in Mexiko Wie schlimm ist Alkohol? Seite 5 Dezember 2012 endlich die Fussballspiele unter Wettbewerbsbedingungen. Positive Grundstimmung In unserer ersten Gruppe trafen wir auf Finnland, Polen, Bosnien- Herzegowina und die Ukraine. Nach dem ersten Spiel muss- ten wir leider auch schon eine Niederlage verzeichnen, nach hartem, aber fairem Kampf gegen Finnland. Es sollte nicht die letz- te bleiben, wie sich zeigen wür- de. Denn unsere Gruppe war mit starken Gegnern gespickt. Die erste Gruppenphase war nach vier Tagen beendet. Es zeigte sich, dass wir nur schwer mithal- ten konnten. Es gab vier Nieder- lagen, wobei die gegen Finnland sehr knapp war. Die Mannschaft behielt trotzdem eine positive Grundstimmung, da wir viel auf dem Hauptfeld spielten und die Mexikanerinnen und Mexikaner uns ein wenig ins Herz geschlos- sen hatten. Die Unterstützung von den Rän- gen war toll. Zwischen den Spie- len wurden wir immer wieder um Fotos und Autogramme gebe- ten. Dabei sind wir doch alle nur Jungs, die ihre Geschichte haben und Fussball spielen wollen. Erster Sieg Gruppenphase zwei begann. Nun sollten unsere Chancen steigen, da nun Gegner auf Augenhöhe kommen sollten. In der zweiten Gruppe trafen wir auf Marokko, Kanada, Guatemala, Deutschland und Süd-Korea. So wie erwartet war es dann auch. Die Spiele waren allesamt knapp. Einen ersten Sieg fuhren wir ein gegen Süd-Korea. Im letzten Gruppenspiel wartete Deutschland auf uns. Entspre- chend hoch war unsere Motiva- tion. Doch waren wir wohl et- was übermotiviert. So mussten wir schon bald einem Rückstand hinterher rennen. Wir hielten das Spiel nach guter Aufholjagd bis am Schluss offen und verloren et- was unglücklich mit 6:7. Community Cup In der letzten Phase des Turniers wurden die Mannschaften unter Berücksichtigung der zuvor er- zielten Punkte auf sechs Gruppen verteilt. Für uns begann der Com- munity Cup. Als erstes bescherte uns das Los Frankreich, welches uns jedoch dank besserer Physis in die Schranken wies. Als nächster Gegner wartete Ma- rokko, gegen welches wir dieses Mal das bessere Ende für uns hat- ten. Im letzten Spiel warteten noch einmal die Deutschen. Für uns gab es nur das Ziel Revanche. Das Spiel geriet zum Krimi. Nach bes- serem Start gingen wir mit 4:1 in Führung. Aber auch Deutschland kämpfte. Eine Minute vor Schluss führte der Gegner mit 10:9. Wir erzielten noch den Ausgleich. Doch dann ein Missverständnis zwischen Abwehr und Torwart – und Deutschland machte fünf- zehn Sekunden vor Schluss den Siegestreffer. Wir erzielten somit den sechsten Rang im Community Cup. Finalspiele In der Damenliga hat der Favo- rit Mexiko das Turnier gewon- nen. Die Mexikanerinnen siegten in einem sehr harten Spiel gegen Brasilien, in dem es viele un- schöne Szenen gab. Das Herrenfinale zwischen Mexi- ko und Chile war dann ein echter Hingucker: tolle Technik, fairer Kampf und mit Chile einen uner- warteten, aber verdienten Sieger. Eine fantastische Zeit Als persönliches Resümee darf ich sagen: ein einmaliges Erlebnis, das für mich immer in Erinnerung bleibt. Ich habe eine eindrück- liche Stadt erlebt, von der wir leider nur wenig gesehen haben, viele Menschen aus aller Welt kennen gelernt und Freundschaf- ten geschlossen, an einem Sport- fest teilgenommen, in dem Fair- play und Spass im Vordergrund standen. Kurz gesagt, ich habe eine fantastische Zeit erlebt! Ralf B. Alle Resultate und Filmauf- nahmen der Spiele finden Sie auf homelessworldcup.org Die Homeless-Nati mit Betreuern und Volunteers. Mit dabei war auch Ralf B. aus Luzern (obere Reihe: vierter von links). Bild: Olivier Joliat Wer Alkohol trinkt und behauptet, keine Drogen zu konsumie- ren, belügt sich selbst, meint Bruno César Nostradamus. Ein Alkoholrausch hat bekanntlich auch unerwünschte Nebenwirkungen. Bild: Fotolia Die meisten Schweizer und Schweizerinnen trinken Alkohol, manche zu viel. Doch wo liegt die Grenze zwischen harmlos und risikoreich? Risikoreicher Alkoholkonsum einer Gelegenheit fünf Standard- getränke oder mehr zu sich nimmt oder eine Frau vier oder mehr sol- cher Getränke konsumiert. Auch wenn man dann noch nicht unbe- dingt das Gefühl hat einen Rausch zu haben, wird dies als Rauschtrin- ken angesehen. Warnungen ernstnehmen Die Angaben dazu, was unter risi- koreichem Alkoholkonsum zu ver- stehen ist, zeigen allerdings nicht, wann eine Person wegen dem Al- koholkonsum effektiv ein soziales oder gesundheitliches Problem ent- wickelt. Es ist aber bekannt, dass viele Menschen, die Probleme we- gen dem Alkohol haben, diese häu- fig verdrängen und nicht wahrha- ben wollen. Es ist jedoch wichtig, dass man sich selbst gegenüber ehr- lich ist und man auch Warnungen von nahestehenden Personen sowie Fachpersonen ernstnimmt. Wo gibt es Hilfe? Bei einem problematischen Al- koholkonsum bieten nebst den Ärzten auch Sozialberatungsstel- len in der Stadt und im Kanton Lu- zern Hilfe an Betroffene, Angehö- rige oder nahestehende Personen. Mehr Information dazu erhalten Sie auf www.sobz.ch oder bei den Sozialberatungsstellen, zum Bei- spiel beim SoBZ Amt Luzern (Tel.: 041 249 30 60). Manuel Brillant Der Alkoholkonsum ist fest in die Lebensgewohnheiten der Schwei- zer Bevölkerung eingebunden. Die Zahlen des Bundesamtes für Ge- sundheit (BAG) zeigen, dass neun von zehn Personen in der Schweiz Alkohol trinken. Wo beginnt das Risiko? Bei rund 20% der Bevölkerung besteht dem BAG zufolge ein er- höhtes Risiko für eine Krankheit oder soziale Probleme wegen des Alkoholkonsums. Bei jedem vierten Mann und jeder siebten Frau wird der Konsum als gefährlich einge- stuft. Hat man jeden Monat einen Rausch oder trinkt man chronisch zu viel, wird dies als risikoreich angesehen. Von einem chronisch erhöhten Kon- sum ist die Rede, wenn ein Mann pro Tag vier alkoholische Stan- dardgetränke zu sich nimmt oder eine Frau zwei solche Getränke pro Tag konsumiert. Standardgetränke sind zum Beispiel 3 dl Bier oder 1 dl Wein. Von Rauschtrinken spricht man, wenn ein Mann bei «Das Spiel geriet zum Krimi.» Ralf B. «Die Mexikanerinnen und Mexikaner hatten uns ein wenig ins Herz geschlossen.» Ralf B. «Alkohol ist eines der hef- tigsten Betäubungsmittel.» Bruno César Nostradamus