Seite 2 Nr. 54 Mai/Juni 2014 Impressum Herausgeber: Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern Adresse: GasseChuchi, Redaktion GasseZiitig, Postfach 4352, 6002 Luzern; gasseziitig@gassenarbeit.ch Redaktion: Manuel Brillant, Walter Ludin Produktion und Layout: Manuel Brillant, Dario Tolone, Marco Schmid Druck: Druckerei Odermatt AG, Dallenwil; gedruckt auf Recyclingpapier Die Inhalte der GasseZiitig müssen nicht die Meinungen des Vereins Kirchliche Gassenarbeit Luzern wiedergeben. Drogenprobleme? Narcotics Anonymous-Meetings in Luzern - Samstag 17.30 – 19 Uhr, Selbsthilfe Luzern, Obwalden, Nidwalden, neu bei der Weggismattstrasse 9a - Mittwoch 19 – 20 Uhr, Barfüesser, Winkelriedstrasse 5 Wir sind Süchtige, die einander helfen, clean zu bleiben. Die Zugehörigkeit ist kostenlos. Einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit den Drogen aufzuhören. Kontakt und Information: Hotline: 0840 12 12 12, www.narcotics-anonymous.ch eine Wohnung zu vermieten hät- te. Es ist zudem ein Wohnungs- inserat von mir in dieser Ausgabe der GasseZiitig (siehe unten: 1- bis 21/2-Zimmer-Wohnung). Ich hoffe, es meldet sich jemand darauf. Von was lebst du? Ich lebe vom Sozialamt. Ist das nicht eher ungünstig, um eine Wohnung zu finden? Ja, ich bin eingeschränkt bezüg- lich der Höhe des Mietzinses. Und wenn ich auf dem Bewerbungsbo- gen schreiben muss, dass ich der- zeit vom Sozialamt lebe, krank- geschrieben bin und Einträge im Betreibungsregisterauszug habe, wird es extrem schwierig, wenn man über eine Immobilienfirma geht. Ich hatte allerdings noch nie Mietschulden. Bei den Problemen ging es um andere Sachen wie Steuern oder so. Vom Sozialamt habe ich aller- dings auch eine Mietzinsgarantie. Die kann ich bei einem Antrag für eine Wohnung angeben. Dafür bin ich sehr dankbar. Wenn du nun trotz all deinen Bemühungen keine Wohnung finden würdest. Welche Optio- nen hast du dann? Wie siehst du deine Zukunft? Ich habe zwei, drei Optionen, wo- bei noch keine konkret ist. Es gibt ein, zwei Wohnungen, die ich viel- leicht kriege. Ich gehe auch näch- ste Woche noch etwas anschauen. Wie hoch darf der Mietzins sein? Das Zimmer, das ich jetzt habe, kostet inklusive Nebenkosten 930 Franken. In diesem Bereich etwa darf der Mietzins liegen. Aber wenn es vierzig oder fünf- zig Franken über dem Budget wä- ren, wäre ich auch bereit, diesen Betrag mit dem Geld für den Le- bensunterhalt zu bezahlen. Wenn es darüber ist, geht es natürlich nicht. Ich lebe ja mit dem Exi- stenzminimum und kann mir keine grossen zusätzlichen Aus- gaben leisten. Würdest du auch an den Stadt- rand zügeln? Oder wo suchst du eine Wohnung? Ich wollte von Anfang an in der Stadt Luzern bleiben und nicht nach Emmenbrücke oder Littau umziehen. Aber jetzt muss ich sa- gen, ich nehme, was ich kriege. Welche Wünsche hast du bezüg- lich einer Wohnung? Ich habe keine grossen Ansprü- che. Ich suche eine Wohnung mit ein bis zwei Zimmern. Toll wäre, wenn sie einen Balkon hätte, eine Badewanne und eine vernünftige Kochgelegenheit. Ich will auch nicht von einem Vermieter übers Ohr gehauen werden und für ir- gendein Rattenloch von fünfzehn Quadratmeter acht- oder neun- hundert Franken bezahlen. Ich möchte, dass das Preis-Leistungs- verhältnis stimmt. Würdest du auch eine befristete Wohnung nehmen, damit du Zeit gewinnst, um eine feste Wohnung zu suchen? Ja, eine Option ist, dass ich bei einem Kollegen vorübergehend ein Zimmer mieten würde. Aber das ist auch noch nicht ganz klar. Mein Ziel ist aber sicherlich, dass ich eine eigene Wohnung finde und meine eigenen vier Wände habe. Eine eigene Wohnung ist halt schon etwas ganz anderes. Im Mo- ment bin ich aber um alles froh, was ich kriege. Wenn du obdachlos würdest, wie wäre das für dich? Das wäre das Schlimmste, das mir passieren könnte. Ich bin nun 47 Jahre alt und habe meine Vergan- genheit, Therapien hinter mir und eine Drogenkarriere. Bis anhin hatte ich aber immer eine Woh- nung. Das ist jetzt das erste Mal, dass ich solche Schwierigkeiten habe, etwas zu finden. Ich möchte auch nicht in die Notschlafstelle gehen. Ich war noch nie dort. Ich bin vom Arzt krankgeschrieben wegen meiner psychischen Krank- heit. Es würde meiner Psyche gar nicht gut tun, wenn ich obdach- lose wäre und in die Notschlaf- stelle gehen müsste. Dann würde ich noch lieber einen Schlafsack nehmen und irgendwo unter ei- ner Brücke schlafen, was jetzt im Frühling oder im Sommer ja noch eher möglich wäre von den Tem- peraturen her. Aber ich bin positiv eingestellt, dass es klappt, obwohl die Zeit drängt. Wenn ich auf der Strasse landen würde, müsste ich mein Mobiliar irgendwo einstellen und müsste schauen, dass ich wie jetzt in ir- gendeinem Hotel etwas finde. Ich kenne ein Hotel in Waldibrücke, das Zimmer vermietet. Der Vermie- ter wird mich anrufen, falls etwas frei wird. Aber das ist nicht ideal, da ich dort keine Kochmöglich- keiten habe. Es kostet viel mehr, wenn man wegen fehlender Koch- gelegenheit sich mit Junk-Food er- nähren muss. Möchtest du hier Vermietern oder den Verwaltungen etwas mitgeben bezüglich Menschen, die sich in deiner Situation befinden? Es ist extrem schwierig, wenn man nicht zu jenen Menschen gehört, die mit dem Strom schwimmen. Man ist einfach eine Nummer. Und gewisse Immobilienfirmen sind asozial. Für sie zählt nur das Geld. Klar, Geld ist wichtig. Aber für mich ist die Liebe zwischen den Menschen viel wichtiger. Das ist wohl auch das Problem, das ich habe. Deshalb finde ich viel- leicht auch keine Wohnung, weil ich nicht den normalen Weg gehe. Ich möchte nicht nur eine Nummer sein. Ich möchte auch meine Per- sönlichkeit einbringen. Du bist ja nicht der Einzige, der auf Wohnungssuche ist. Kennst du andere Leute, die in der gleichen Situation sind wie du? Ja, ich kenne verschiedene Leute, die auf Wohnungssuche sind und auch Schwierigkeiten haben, et- was zu finden. Müsste die Politik etwas machen? Man hört und liest ja, dass es in Luzern mehr preisgünstigen Wohnraum geben sollte und nicht nur Wohnungen für die Reichen. Es wird gebaut und renoviert, aber nur für Wohnungen, die 2000 bis 5000 Franken kosten. Ein normaler Arbeiter kann sich das schlichtweg nicht leisten. Die müssen alle aus Luzern raus. Wie- so soll ich nun weg von Luzern? Mir gefällt Luzern. Ich möchte in Luzern bleiben. Es ist eine schöne Stadt und ich wohne seit vierzehn Jahren hier.Interview: Dominik A. Fortsetzung von Seite 1 «Ich möchte, dass das Preis-Leistungs- verhältnis stimmt.» Roy «Wieso soll ich weg von Luzern? Mir gefällt die Stadt und ich wohne seit vierzehn Jahren hier.» Roy Seit wann gehst du in die GasseChuchi? Wie sind deine Erfahrungen? Dani: Ich kenne die GasseChuchi seit zirka zehn Jahren. Mit dem Team hatte ich durchgehend sehr gute Erfahrungen. Bei den Besu- chern der GasseChuchi fehlt oft der Respekt zwischen den Älteren und den Jüngeren. Du hast dein Leben wieder im Griff. Du hast einen Job und eine Wohnung. Wie hat dich das Team der GasseChuchi dabei unterstützt? Um an mein Ziel zu kommen, ar- beitete ich sechs Jahre. Immer wieder hat mich das Team ermuti- gt, an mich geglaubt und mir Mut gemacht. Das hat mir Kraft gege- ben. Speziell eine Mitarbeiterin gab mir viel Antrieb. Mit der Hilfe des Teams kam ich an mein Ziel. Wie siehst du die Drogenszene, jetzt, wo es dir besser geht? Erschreckend. Dorthin zurück, wo ich mal war, will ich nie wieder. Wenn ich spüre, dass es mir nicht gut geht, denke ich an die Unter- stützung durch das Team. Hast du noch etwas, was dir ganz wichtig ist zur GasseChuchi und den Konsumräumen in der Kontakt- und Anlaufstelle? Ich würde mich freuen, wenn die Öffnungszeiten erweitert werden könnten, damit die Szene ent- spannter wäre. Es wäre für alle leichter und es gäbe weniger Kon- frontationen mit der Bevölkerung und der Polizei.Interview: Bea ChuchiChopf Dani Bild: Manuel P.«Es herrscht ein extremer Ansturm auf Wohnungen.» Roy Hepatitis- und HIV-Prävention Flashbox am Automaten Saubere Spritzen, Ersatznadeln, Alkoholtupfer und Wasser befinden sich in einer Flashbox. Diese kann rund um die Uhr für drei Franken an Automaten bezogen werden. Standorte der Automaten: - Rückseite des Luzerner Theaters - Neu: Der Spritzenautomat beim Seetalplatz ist neben der Bushaltestelle Zollhausstrasse in Fahrtrichtung Luzern. Spritzentausch Die Kontakt- und Anlaufstelle bei der GasseChuchi tauscht täglich von 10 bis 17 Uhr gebrauchte Spritzen gegen neue. Zudem bieten diverse Apotheken in der Stadt und im Kanton Luzern den Spritzentausch an. Gesucht 1- bis 21⁄2-Zimmer- Wohnung in der Stadt Luzern mit Küche oder Kochnische, Bad, ev. Balkon max. 950.– Fr. inkl. nach Vereinbarung Tel: 076 680 20 67 Ich freue mich auf Ihren Anruf. Gesucht 21⁄2- bis 41⁄2-Zimmer- Wohnung im Kanton Luzern mit Küche, Bad und guter Anbindung zum öV. Wir haben ein Katze. max. 1500.– Fr. inkl. nach Vereinbarung Tel: 078 694 90 88 Wir freuen uns auf Ihren Anruf. Verkauf: Bei der Matthäuskirche Luzern www.hanfkerzen.ch kerzen-camenzind@gmx.ch und Tel.: 041 320 15 54 Kerzen Camenzind GasseZiitigLozärn