GasseZiitigLozärnSeite 3 Nr. 54 Mai/Juni 2014 Meine Lebenspartner und ich sind seit August 2013 im Methadon- programm des Drop-in Luzern und konsumieren kein Heroin mehr. Wir wollten endlich raus aus dem Drogen-Strudel. Das Auf- nahmeverfahren war zum Glück sehr schnell. Leben mit der Tochter Wir wollen wieder ein normales Leben führen und in der normalen Gesellschaft leben mit einem ge- regelten Arbeitsalltag. Das wich- tigste für uns ist jedoch, dass wir unsere dreijährige Tochter, die derzeit im Kinderheim ist, wieder zu uns nehmen können. Wir wol- len mit ihr die Tage verbringen und an ihrem Alltag teilnehmen und sie aufwachsen sehen. Das alles fühlt sich so nah an und ist doch so weit entfernt. Nach dem Ausstieg aus der Hero- insucht freuten wir uns richtig auf ein normales Leben. Wir hofften, dass wir wieder ein Teil der nor- malen Gesellschaft sein könnten. Doch weit gefehlt! So einfach geht das nicht. Man hat fast keine Chance, von den Menschen wieder akzeptiert zu werden, vor allem, wenn man wie wir zur Vergangen- heit steht. Immer wieder kommen neue Probleme hinzu. Kleine schnucklige Wohnung Wir waren letztes Jahr obdachlos und wohnten über sechs Monate unter einer Brücke. Nach einer lan- gen Zeit der Wohnungssuche hat- ten wir endlich das Glück, dass uns eine kleine Wohnung angeboten wurde. Wir haben den Mietvertrag unterzeichnet und uns damit bei der Gemeinde angemeldet. Seit Ende Oktober im letzten Jahr wohnen wir nun in einer kleinen schnuck- ligen Wohnung. Mein Lebenspart- ner und ich haben alles schön und sorgfältig eingerichtet. Mein Partner bekam am neuen Wohnort vom Sozialamt sogar fi- nanzielle Unterstützung mit der Auflage, eine Arbeit zu suchen. Inzwischen hat er eine tempo- räre Stelle gefunden. Es war so- mit fast alles perfekt. Nur unse- re kleine Tochter fehlte noch zu unserem Glück. Nicht versteuert Nun wird uns erneut der Boden unter den Füssen weggezogen. Der freundliche Herr, der uns die Wohnung vermietet hat, hat das nicht ohne Hintergedanken getan. Es hat sich herausgestellt, dass der Vermieter der Gemeinde nicht ge- meldet hat, dass er diese Wohnung vermietet. Das bedeutet, dass er die Mieteinnahmen, die er von uns seit Oktober 2013 erhielt, in seine Ta- sche gewirtschaftet hat, ohne das Ganze zu versteuern. Nun wird uns im Nachhinein auch bewusst, warum es so leicht war, diese Wohnung ohne Betreibungsre- gisterauszug zu bekommen. Auch ein Anmeldeformular war nicht nötig. Es gab nur ein persönliches Treffen bei der Wohnungsbesich- tigung. Der Vermieter meinte, für ihn sei wichtig, dass das Zwi- schenmenschliche stimme. Jedoch wollte er einfach nur Geld machen durch uns. Ängste Vor kurzem wurde uns gekündigt aufgrund von «Eigenbedarf». Nun ist unsere Angst sehr gross, kei- ne andere Wohnung zu finden. Kein Mensch vermietet ehemali- gen Junkies eine Wohnung, auch wenn man mit Drogen nichts mehr zu tun hat. Das Misstrauen ist zu gross. Wenn wir wirklich keine andere Wohnung finden, werden wir wohl oder übel wieder obdachlos. Über kurz oder lang würde mein Schatz dadurch seine Arbeitsstelle verlie- ren, spätestens wenn der Arbeitge- ber erfahren würde, dass wir drau- ssen wohnen. Warum interessiert keinen. Manchmal habe ich das Gefühl, egal wie stark wir uns im- mer wieder bemühen, am Schluss werden wir wieder da landen, wo alles angefangen hat, nämlich im Drogensumpf und auf der Strasse. Ich hoffe, wir finden eine Woh- nung und geraten nicht in diesel- be Situation, in der wir vor einem Jahr steckten. Irgendwann mag man einfach nicht mehr. Ich habe Angst, dass wir wieder in den ganzen Sog hin- ein gerissen werden. Um nicht wieder auf der Stra- sse zu landen, ist in dieser Aus- gabe der GasseZiitig ein Woh- nungsinserat von uns (siehe S.2: 21/2- bis 41/2-Zimmer-Wohnung). Wir hoffen, wir finden dadurch etwas Neues. Nadine *Name geändert Der schwere Weg nach der Heroinabhängigkeit Weg vom Heroin und endlich wieder ein normales Leben führen. Statt unter einer Brü- cke in einer Wohnung leben. Diese Träume gingen für Nadine* und ihren Partner in Erfül- lung. Doch plötzlich gab es wieder riesige Probleme. Beginnt jetzt alles von Neuem? Ein Zeitgenosse namens Geni Meier nahm Teil an einer Umwelt-Feier. Als Redner Nummer drei, erwähnte er die Zeit seit letzten Mai. Das Ozonloch sei bis zur Hälfte kleiner, und die Mehrzahl der Gewässer reiner. Auch der Walfang sei geregelt, sowie das Pflanzensterben eingepegelt, die Ölunfälle habe man im Griff, vom Bohrturm bis zum Tankerschiff, die Borkenkäfer hätten Pause und die Autos lasse man vermehrt zuhause. Noch während Meier weitersprach, begann man ihn auf's Heftigste zu loben. Vor Stolz hob er schier ab vom Boden. Da klopfte es an die Zimmertür, ganz sachte, worauf der Geni sanft erwachte. Und Du, liebe Leserin, lieber Leser, hast nichts versäumt, denn Geni Meier hatte leider nur geträumt. Willy Ammann Arroganz von J. Meier «Manchmal habe ich das Gefühl, egal wie stark wir uns bemühen, am Schluss landen wir wieder da, wo alles angefangen hat.» Nadine Obwohl Nadine vom Heroin weggekommen ist, hat sie nach wie vor viele Sorgen. Bild: iStock In Arroganz und berauschtem Tanz ignorierte ich ganz meine Konsequenz. In arroganter Rede feiernd meine Fete alles andere flog durch den Wind ein in Gegenwart lebendes Kind. In Arroganz ähnlich dem Dornenkranz in der Arrestzelle kauern frierend hinter dicken Mauern. In Arroganz schloss ich mein‘ Tanz um zu gehen um zu sehen was denn nun ohne Arroganz zu tun mich zu lösen vom Drogen-Bösen. Nur Ausflucht! Die Denkweise der Sucht!