Verkauf in Stadt und Agglomeration LuzernDezember 2014, Nr. 56 Auflage: 14 000 Herausgeber: Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern Mitgearbeitet haben: Ayla, Bea, Chris, Edi, Habakuk, Harry, Heinz K., Lorenz Schaffner, Maya, Nadine, Sandro, Valerie, Willy Ammann, Luca Bartulovic, Olivier Joliat, Roger Lütolf, Sepp Riedener, Tina Furrer Liebe Leserin, lieber Leser Armutsbetroffene Menschen kön- nen mit der wirtschaftlichen So- zialhilfe ihre Grundbedürfnisse befriedigen. Allerdings ist es sehr bedrückend abhängig zu sein von der Fürsorge. Die Armut führt zu sozialer Ausgrenzung. Ein Kino- besuch oder in einem Café etwas trinken zu gehen mit Bekannten, will gut überlegt sein. Auch das Selbstwertgefühl wird stark be- einträchtigt. Angesichts der Not müssen Armuts- betroffene zuerst die Probleme des Alltags meistern. Natürlich hoffen sie meistens auch, dass sie bald eine Stelle finden. Suchtbetroffene wün- schen sich zudem ein Leben ohne Sucht – nicht zuletzt weil diese manchmal der Grund für die Armut ist. Die Ursachen der Armut sind oft sehr komplex und so auch die Wege aus der Armut heraus. Nebst der finanziellen Hilfe ist es für benachteiligte Menschen äus- serst wertvoll, wenn man ihnen Mitgefühl entgegenbringt und sie am gesellschaftlichen Leben teil- haben lässt. Wir danken für Ihre Solidarität so- wie das Interesse und wünschen Ih- nen eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit. Ihre GaZ-Redaktion Schon wieder sind die Tage kurz. Die Blätter sind von den Bäumen gefallen. Jetzt stehen wieder die Weihnachtstage vor der Tür. Die so genannt besinnlichen Tage ha- ben bereits begonnen und ich – als ehemaliger Drogenkonsument mit mehrjähriger Cleanzeit von allen Substanzen – reflektiere wieder ein- mal meinen Weg: jenen hinter und den vor mir. Was als «normal» gilt Meiner «Draufzeit» begann mit dreizehn Jahren. Wenn man die Psychopharmaka des Hausarztes mitzählt, der also mein erster Dealer war, begann sie sogar mit elf Jahren. Seit ich aufgehört habe mit den Drogen, durfte ich viele Dinge lernen, quasi als Nachhol- stunde aufgrund verpasster Lek- tionen. Es war nicht immer leicht. Noch heute bin ich oftmals erstaunt, wenn ich soziale Phänomene und Zusammenhänge endlich erkenne und begreife. Zum Glück muss und darf ich nicht alles umsetzen, was hierzulande als «normal» gilt. Diese Kaufwut Ich kann es mir als immer noch suchtkranker Mensch – denn das bin ich, auch ohne Substanzen zu nehmen — nicht leisten, diesem Massenphänomen Weihnachten auf die übliche Art zu frönen. Die- se Kaufwut, mein Gott! Hektisch rennen die Mütter und Väter, Brü- der, Schwestern, Onkel und Tanten, Göttis und alle anderen von Laden zu Laden, um den Liebsten ihre Ver- bundenheit und Zuneigung auch ja gebührlich zu beweisen. Es war vor einigen Jahren eine har- te Lektion für mich: Meine innere Zufriedenheit kann ich nicht mit äusseren Dingen erlangen. Mein Glück zu erhalten bedarf auch Füreinander da sein. Einander Zeit schenken statt materielle Din- ge. Diesen Vorschlag macht Chris in seiner vorweihnachtlichen Be- sinnung als ehemaliger Drogenkonsument. In der prunkvoll beleuchteten Altstadt von Luzern sind in diesen Tagen viele Leute unterwegs, um zahlreiche Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Bild: GaZ Worum es an Weihnachten wirklich geht Sexarbeit Astrid hat ein hartes Leben. Sie ist drogensüchtig und Sexarbeiterin. Seite 4 Pflegefamilie Wegen Nadines Drogensucht ist ihre Tochter bei Pflegeeltern aufgewachsen. Seite 7 Lehrstellensuche Für die Jugendlichen von der Jugendberatung Listo ist es oft schwierig, eine Lehrstelle zu finden. Seite 6 Seite 4 Homeless Word Cup Dieses Jahr fand die Strassen- fussball-Weltmeisterschaft in Santiago de Chile statt. Fortsetzung auf Seite 3 «Meine innere Zufriedenheit kann ich nicht mit äusseren Dingen erlangen.» Chris