Kannst du dich kurz vorstellen? Ich heisse Martin Heller und bin Mitinhaber der Firma LU-Sicher- heitsdienst. Die Firma wurde 2006 gegründet. Wir sind seither immer ein bisschen gewachsen. Was sind eure Aufgaben hier? Unsere Aufgaben sind vor allem das Durchsetzen der Hausord- nung: dass alle irgendwie neben- einander durchkommen. Vielleicht gibt es zwischendurch auch Streit zwischen Klienten, so dass wir dort schlichten können, damit wir den Klienten einen gewissen Schutz bieten. Hast du die Kontakt- und An- slaufstelle und die GasseChuchi schon gekannt, als du hier angefangen hast? Ja, aber vor allem durch die Me- dien. Ich wusste ziemlich genau, um was es geht. Ich befasse mich schon länger mit diesem Auftrag. Wie findest du die zwei Betriebe? Sehr gut! Es gehört, glaube ich, heutzutage zur Aufgabe einer grös- seren Stadt, solche Angebote zu ha- ben. Es haben nicht alle Leute im Leben die gleichen Chancen und Möglichkeiten. Und es gibt halt auch Leute, die in eine Drogenge- schichte hinein geraten. Da finde ich, der Support, der hier geboten wird, sollte weiterhin bestehen. Wie schützt ihr euch persönlich? Damit zum Beispiel jüngere An- gestellte nicht beginnen, selbst Drogen zu konsumieren? Dieser Auftrag hat etwas Spezielles an sich. Nicht dass es schlimm wäre hier zu arbeiten. Doch der Mann und die Frau, die hier arbeiten, müssen ein gewisses physisches wie auch psychisches Profil mit- bringen. Dies bemerkt man erst, wenn man sie schon länger kennt. Man muss auch wissen, aus wel- chen Verhältnissen sie kommen. Ich finde es wichtig, dass jemand, der hier arbeitet, auch mit sei- nen Angehörigen darüber spre- chen kann, sofern dies aufgrund der Geheimhaltungsvereinbarung möglich ist. Denn wir müssen ver- arbeiten, was wir hier mitbekom- men. Wir haben auch regelmässig Gespräche untereinander. Es wird besprochen, wie wir das alles ver- bessern können, damit es einerseits für die Klienten angenehmer ist und andererseits für uns. Was hältst du allgemein von den Drogen? Drogen sind da und sie existieren. Wir dürfen nicht die Illusion ha- ben, wir könnten sie aus der Welt schaffen. Irgendwie müssen wir in unserer Gesellschaft den Rank mit den Drogen finden. Kannst du nach der Arbeit ab- schalten? Vielleicht wachsen dir die Leute mit der Zeit ja auch ans Herz. Wichtig ist, dass eine gewisse sozi- ale Distanz vorhanden ist. Das ist nicht böse gemeint gegenüber den Klienten. Ich meine, jeder Klient hat seine Geschichte und die Leute konsumieren Drogen, weil sie Pro- bleme haben. Wenn man ihre Ge- schichte zu nahe gehen lässt, kann man wohl irgendwann nicht mehr abschalten. Ich habe jetzt damit kein Problem. Man muss auch ver- suchen, die amüsanten Momente in den Vordergrund zu rücken. Es ist ja vieles auch lustig, was hier passiert. Versteht ihr euch gut hier mit den Drogenkonsumenten? Wir haben ein gutes Verhältnis mit ihnen. Wichtig ist, dass man gegen- seitigen Respekt hat. Wir respektie- ren die Klienten mit ihren vielleicht schlechteren Tagen und sie respek- tieren unsere Arbeit, auch wenn wir vielleicht mal auf den Tisch klopfen und sagen müssen: «Du hast Hausverbot. So läuft es nicht.» Oder auch wenn wir intervenieren müssen, wenn es handgreiflich wird. Wenn das funktioniert, geht es besser. Wir können eher deeska- lierend arbeiten. Deshalb sind wir auch immer etwa die gleichen Leu- te, damit wir die Klienten kennen. Interview: Manuel P. Sie müssen die Hausord- nung in der K&A und der GasseChuchi durch- setzen, Streit zwischen den Klienten schlichten und allen einen gewis- sen Schutz bieten: die Männer und Frauen der Firma LU-Sicherheits- dienst. Einer ihrer Chefs warnt vor der Illusion, es könnte eine Welt ohne Drogen geben. Sicherheitsangestellter in der Kontakt- und Anlaufstelle GasseZiitigLozärn Marc gewährt einem Klienten Zutritt zur K&A, wo Drogen konsumiert werden. Bild: GaZ «Irgendwie müssen wir in unserer Gesellschaft den Rank mit den Drogen finden.» Martin Heller Hepatitis- und HIV-Prävention Flashbox am Automaten Saubere Spritzen, Ersatznadeln, Alkoholtupfer und Wasser befinden sich in einer Flashbox. Diese kann rund um die Uhr für drei Franken an Automaten bezogen werden. Standorte der Automaten: - Rückseite des Luzerner Theaters - Der Spritzenautomat beim Seetalplatz ist neben der Bushaltestelle Zollhausstrasse in Fahrtrichtung Luzern. Spritzentausch Die Kontakt- und Anlaufstelle bei der GasseChuchi tauscht täg- lich von 10 bis 17 Uhr gebrauch- te Spritzen gegen neue. Zudem bieten diverse Apothe- ken in der Stadt und im Kanton Luzern den Spritzentausch an. Sonnenstrahl von J. Meier Wärmend die Sonne vom Himmel scheint, trotzdem mein Herz aus Kummer schreit. Wieder und wieder meine endlosen Sorgen, doch etwas ist anders an diesem Morgen. Weiter kämpfen macht sich immer bezahlt. Welcher Genuss: Die Sonne hell erstrahlt. Ja, sie lindert meine innere Qual, fast fröhlich nehm ich es an: mein Schicksal. Akzeptiere meine Kapitulation. Hoppla: Bullen im Anmarsch. Folge: Frustration! Eine weitere Pleite stecke ich ein. Denn all dies gehört zum Süchtigsein. Die Konsequenzen ungefragt tragen. Doch wie gross die Last wirklich ist, lässt sich nicht sagen! Trotz all dem kann ich fröhlich sein. Denn viele geniessen die Sonne. Und mit Kummer stehe ich nicht allein! Seite 6 Nr. 57 Mai 2015