Verkauf in Stadt und Agglomeration LuzernDezember 2015, Nr. 59 Auflage: 14 000 Herausgeber: Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern Mitgearbeitet haben: Bea, Fritz S., Habakuk, Harry, Heinz K., Jacky Meier, Jeton N., Kinder vom Paradiesgässli, Nadine, Pesche, Schibi, Willy Ammann, Franz Zemp, Martin Bühler, Melanie Bieri Liebe Leserin, lieber Leser Oft urteilt man zu schnell über Personen, bei denen man vermu- tet oder weiss, dass sie suchtkrank oder psychisch krank sind, Straf- taten begangen haben oder von der Fürsorge leben. Man möchte vielleicht keine oder nicht zu viel Zeit verlieren, indem man sich mit solchen Menschen abgibt. Die genauen Lebensumstände der Leute sind häufig jedoch gar nicht genügend bekannt. Nimmt man sich die Zeit und zeigt man Inter- esse für diese Menschen, stellt sich vielleicht heraus, dass sie Seiten aufweisen, die man nicht vermu- tet hätte. So sind sie vielleicht be- sonders herzlich, humorvoll oder geistreich. Ihre Geschichten sind möglicherweise eindrücklicher und interessanter als manch oberfläch- liches Gespräch, welches man mit anderen Leuten führt. Zudem sind Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, froh, wenn sie sich mit anderen austau- schen können. Wir danken für Ihr Interesse so- wie Ihre Solidarität und wünschen eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit. Ihre GaZ-Redaktion An Weihnachten muss alles stim- men: die Farben der Christbaum- kugeln, die Geschenke und der Fa- milienfrieden. Während den einen in diesen Tagen das Fehlen von Familienmitgliedern, Freundinnen, und Freunden bewusst wird, be- mühen sich andere, Spannungen oder Konflikte unter den Teppich zu kehren. Harmonie ist angesagt. Wenigstens zur Weihnachtszeit sol- len die «Glocken süsser klingen …». Keine Idylle Die biblische Erzählung rund um die Geburt Jesu ist alles andere als idyllisch. Sie spielt sich abseits des Mainstreams ab, nicht in ge- ordneten Verhältnissen einer in- takten Familie, sondern bei einem unverheirateten Paar, die Mutter noch blutjung. An der Obrigkeit und den Rei- chen des Landes geht die Geburt des verheissenen Retters vorbei. Hirten sind die ersten, die die Nachricht verstehen, da sei ein anderer König zur Welt gekom- men. Ausgerechnet Frauen und Männer, die ausgeschlossen von der Gesellschaft vor den Stadt- mauern Bethlehems leben, hören, wie Engel vom Himmel singen. Ein unromantisches Gedicht Adventsgedichte und Weihnachts- lieder beschwören die frohe Zeit mitten im kalten Winter herauf. Anders bei Wilhelm Bruners, der sein Geicht über die Geburt Jesu mit «heruntergekommen» betitelt: du bist auch nicht mehr der alte gott früher haben sie erzählt warst du umgeben von himmlischer herrlichkeit vom dreimal heiligderheere von den kniefällen der reinen heute höre ich sagen bist du herausgepresst aus dem blutigen mund liegst bei vieh und unreinen bewacht von zwielichtigem volk an wen sollen wir uns halten wenn du haltlos geworden und unten in welche richtung gehen unsere verbeugungen (…) In diesem Text wird Weihnachten so real und unverblümt beschrie- Sich solidarisch zeigen kann man unter anderem, indem man das Gespräch mit Menschen sucht, die in einer Lebenskriese stecken. Bild: GaZ Advent und Weihnachten: Solidarität statt vorgetäuschte Harmonie Paradiesgässli Die Kinder vom Paradiesgässli haben viele Fragen an den Samichlaus. Seite 3 Seelsorge Franz Zemp ist neu Seelsorger bei den Leuten von der Gasse. Seite 8 Kinder kriegen Ist es richtig, wenn auch Leute Kinder kriegen, die arm, psychisch unstabil oder suchtkrank sind? Seite 7 Seite 4 Reisen Pesche ist immer wieder mit wenig Geld im Ausland unterwegs. Fortsetzung auf Seite 3 «Die Weihnachtsgeschichte achtet und würdigt besonders das Leben benach- teiligter Menschen.» Franz Zemp Wir würden unglaub- würdig die Adventstage und Weihnachten fei- ern, wenn wir Harmonie vorgaukelten und die Spannungen der zer- strittenen Welt vergäs- sen. Vielmehr müssen wir Ungerechtigkeiten benennen und uns soli- darisch zeigen für eine friedlichere Welt.