GasseZiitigLozärn ben. Das Wesentliche geschieht unspektakulär, alltäglich, in einer anscheinend heruntergekommenen Welt, ohne Glanz und Glamour. Es riecht im Gedicht nach Menschen, die am Rand leben, unter dem Existenzminium leiden, verachtet sind, auf der Gasse, stigmatisiert, auf der Flucht. Bei diesen Men- schen findet Gott den Raum seines Wirkens. Die Weihnachtsgeschich- te erhält eine provokative Spreng- kraft, weil sie das Leben benachtei- ligter Menschen besonders achtet und würdigt. Paradiesgässli – GasseChuchi Im Paradiesgässli und in der Gas- seChuchi wird Weihnachten gefeiert. Es werden dabei keine Kirchenglo- cken oder Orgelklänge ertönen, es wird jedoch nach Weihnachtsguet- zli und frischem Brot duften und ein Feuer brennen. Diese Feiern mit spontan gesun- genen Weihnachtsliedern sind schlicht, emotional, bisweilen cha- otisch, aber authentisch. Sie zeigen die Sehnsucht nach Geborgenheit und Halt. Sie ermöglichen einen Augenblick, der gut tut und wo der Wunsch nach Frieden und Zuver- sicht Raum bekommt, auch wenn der Alltag oft hart und trostlos ist. Nicht nur Dekoration Weihnachten wäre eine herunter- gekommene Zeit, würde man nur darauf achten, dass die Dekoration stimmt. Es wäre eine unglaubwür- dige Zeit, wenn gesellschaftliche Harmonie vorgegaukelt und Span- nungen in der Welt überzuckert würden. Viel mehr müsste diese heraufbeschworene Weihnachts- zeit Auslöser sein, Ungerechtig- keiten noch direkter zu benennen, um menschenfreundliche Wege für eine echt friedliche Welt zu begehen. Franz Zemp, Gassenseelsorger Fortsetzung von Seite 1 Seite 3 Nr. 59 Dezember 2015 «Samichlaus, wie alt besch du?» (Junge, 7 Jahre) «Wo wohnsch du Samichlaus?» (Mädchen, 11 Jahre) «Was machsch du met mim Nuggi?» (Mädchen, 3 Jahre) «Esch di Esel lieb?» (Mädchen, 11 Jahre) «Was machsch eigentlech im Sommer?» (Junge, 13 Jahre) «Samichlaus, hesch du vell Gäld?» (Junge, 11 Jahre) Es ist eine Zeit, in der Rituale und das Zusammensein mit der Familie eine besonders wichtige Rolle spie- len, auch für die Kinder und Eltern vom Paradiesgässli. Den Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder – wie andere Kinder auch – vom Samich- laus gelobt werden. Es ist wichtig, dass sie mit einem Adventskalender die Tage bis Weihnachten abzählen und an Heiligabend ein Päckli aus- packen können. Die Trennung von Vätern, Müttern und Kindern, welche nicht zusam- men leben, wird in der Adventszeit vielfach schmerzhafter empfunden. Uns ist wichtig, auch diesen Fa- milien die Möglichkeit zu geben, den Weihnachtszauber gemeinsam zu erleben. Adventskranz und Samichlaus Den Auftakt in die Adventszeit stellt jeweils Ende November das Ad- ventskranzbinden dar. Einen Nach- mittag lang basteln Eltern und Kin- der mit Tannenzweigen und Kerzen kleine und grosse Kunstwerke. Die Eltern von jüngeren Kindern haben zusätzlich die Möglichkeit, einen Adventskalender zu basteln, der ih- ren Kindern das Warten auf Weih- nachten verkürzen soll. Auch der Samichlaus kommt je- weils zu Besuch ins Paradiesgässli. Wer weiss, vielleicht erhalten die Kinder vom alten Mann mit weis- sem Bart Antworten auf ihre Fra- gen. Bei schönem Wetter brennt draussen ein Feuer, Fackeln geben dem Samichlaus und seinem Ge- folge Licht. Alle Kinder werden von ihm gelobt. Doch manchmal meint er wohl, es gebe im Verhalten noch etwas zu verbessern. Wer sich getraut, sagt ein Gedicht auf. Zum Schluss er- halten alle ein Säckli. Die Eltern hören zu und geniessen bei einem kleinen Znacht das Zusammensein mit ihren Kindern, Freundinnen und Freunden. Essen und Geschenke Die Weihnachtszeit ist immer die Zeit der Weihnachtsessen, auch im Paradiesgässli. Kurz vor Weihnach- ten organisieren wir ein Essen für Eltern, Jugendliche und Kinder. Die Tische sind festlich geschmückt. Es gibt ein spezielles und feines Essen. Für alle, die es am 24. Dezember besinnlich mögen, gestaltet unser Seelsorger Franz Zemp im Paradies- gässli eine kleine Weihnachtsfeier. Und was wäre Weihnachten ohne ein Päckli zum Auspacken und strahlende Kinderaugen? Dank der finanziellen und personellen Mit- hilfe eines Service-Clubs erhalten alle Eltern vom Paradiesgässli die Möglichkeit, ihren Kindern an Hei- ligabend ein Weihnachtsgeschenk zu machen. Advent und Weihnachten in dieser Form im Paradiesgässli zu feiern und die Wärme und das Gebor- gensein in dieser speziellen Zeit auch für unsere Familien spürbar zu machen, wäre ohne die vielen Helferinnen und Helfer sowie den Spenderinnen und Spender nicht möglich. Dafür möchten wir uns bei allen ganz herzlich bedanken. Melanie Bieri Die Weihnachtszeit im Paradiesgässli Die Weihnachtszeit ist für Kinder eine magische Zeit voller Spannung, Vorfreude und – wie folgende Beispiele zei- gen – Fragen: Die Kinder vom Paradiesgässli sind aufgeregt, wenn der Samichlaus kommt. Bild: zvg «Und was wäre Weihnachten ohne ein Päckli zum Auspacken und strahlende Kinderaugen?» Melanie Bieri «Den Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder – wie andere Kinder auch – vom Sami- chlaus gelobt werden.» Melanie Bieri Gesucht werden für das Paradiesgässli Freiwillige für den «Fahrdienst auf Abruf» Wir suchen Leute, die gerne Auto fahren und Zeit haben, mit oder für Klientinnen und Klienten Fahrten mit dem eigenen Auto zu machen. Manchmal benötigen Leute eine einmalige Mitfahrgelegen- heit. Es kann sich dabei auch um sich wiederholende Fahrauf- träge handeln. Der zeitliche Aufwand ist daher individuell und nicht fix planbar. Haben Sie Lust im «Fahrdienst auf Abruf» mitzumachen? Einzelheiten erfahren Sie direkt im Paradiesgässli unter Telefon 041 429 10 00. Fragen Sie nach Vero Beck. Weitere Informationen über das Paradiesgässli finden Sie ausserdem auf: www.gassenarbeit.ch Team Paradiesgässli