Nicht ganz freiwillig geriet ich im Zug in eine Diskussion. Ein mir fremder Mann, der mich, wie er sagte, erkannte von einem Vor- trag mit Sepp Riedener, wo ich aus meinem Leben vorlas, sprach mich an. Er sagte: «Leute wie Sie, Süch- tige, dürfen Kinder haben, ohne dass jemand etwas dagegen unter- nimmt. Für alles braucht es eine Prüfung, eine Bewilligung, eine Erlaubnis. Aber ihr bekommt nicht nur ein, nein gleich mehrere Kin- der. Und dann muss sich der Staat darum kümmern!» Blockiert und erschrocken Ich war völlig blockiert und er- schrocken. Ich hatte zwei Möglich- keiten: mich mit diesem fremden Mann zu unterhalten oder aufzu- stehen und weiterzugehen. Hätte dieser Mann meine Geschichte zu Ende gehört, müsste er wissen, dass ich mit der Hilfe und finan- ziellen Betreuung vom Paradies- gässli mein Leben und das meiner Kinder, die mittlerweile erwachsen sind, gut und selbständig führe. Und es gibt viele, die das genau so schaffen. Man hört aber immer nur von denen, die den Weg nicht gut schaffen. Ich entschied mich, mit dem Mann zu sprechen. Dabei besprachen wir das Thema, dass derzeit so viele Flüchtlinge, unter ihnen auch Fa- milien, nach Europa kommen. Traurige Bilder erreichen uns: Menschen, die ertrinken; Tausende sind auf der Flucht in eine unge- wisse Zukunft, auch kleine Kinder, kranke und alte Menschen. Die El- tern, die auf der Flucht sind, benö- tigen Hilfe. Sie erhoffen für sich und ihre Kinder das Beste, weil sie ihre Kinder lieben und ihnen die Familie alles bedeutet. Diese Fa- milien suchen und erhoffen sich, so wie viele suchtbetroffene Fami- lien, etwas Besseres. Tiefe Wunden Suchtbetroffene Familien leiden sehr, weil ihre Lebenssituation schwierig ist. Es ist für sie manch- mal schwierig einzusehen, dass es ohne Hilfe nicht geht. Sie müssen auf die Hilfe vertrauen und glau- ben, dass dies das Beste für sie ist, ähnlich wie die Flüchtlingsfamilien. Und leider zu oft, wenn man den Suchtkranken die Kinder wegneh- men muss, fallen die Eltern in eine tiefe Trauer, in ein grosses Loch, wo sie noch mehr kämpfen müs- sen, um für die Kinder gesund zu werden. Alle leiden, und es hinter- lässt tiefe Wunden in allen Herzen. Wer entscheidet Ich frage diesen Mann: «Sollten denn die Flüchtlinge auch keine Kin- der bekommen? Oder die psychisch Unstabilen? Und was ist mit den Geschäftseltern, die ihre Kids von A bis Z von Internaten und privaten Schulen erziehen lassen? Und die Armen, die sozial Schwachen?» Weiter frage ich ihn: «Wer soll denn entscheiden, wer Kinder ha- ben darf und wer nicht?» Nur Gott gibt uns und nimmt uns das Leben. Wenn es ihm gefällt, den Flücht- lingen Kinder zu schenken, dann genau so den süchtigen, kranken und armen Eltern. Was wäre denn unsere Welt, wenn man aussuchen würde, wer Kinder haben soll und wer nicht? Und Gottseidank gibt es so viele Helfer für jeden, der es braucht, damit alle Kinder das gleiche Licht im Herzen haben, dieselbe Liebe bekommen und irgendwann das gleiche Licht weitergeben können. Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt. Der Glau- be ist dabei eine grosse Hilfe. Recht auf Elternliebe An Weihnachten feiern wir die Ge- burt Jesu. Auch seine Eltern kamen aus armen Verhältnissen. Jesus gab uns seine Nächstenliebe. Jedes Kind auf der Welt sollte das Recht haben, einen Platz zu finden. Es sollte die gleiche Liebe von sei- nen Eltern erfahren. Es sollte das Recht haben, zu leben und geliebt zu werden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen liebe Leserin, lieber Leser und al- len Eltern und ihren Kindern eine frohe, unbekümmerte, gemeinsame Advents- und Weihnachtszeit.Bea Wer darf Kinder kriegen? Dürfen Suchtbetrof- fene Kinder haben? Und die Flüchtlinge? Was ist dann mit den geschäftlich höchst Erfolgreichen, die ihre Kinder nicht selber betreuen und in ein teures Internat geben? GasseZiitigLozärnSeite 7 Nr. 59 Dezember 2015 In Gedenken an Leo Jeder Mensch hat eine Aufgabe im Leben. Ohne Freunde kann man nicht leben – richtig leben. Du hast vielen versucht zu helfen. Und mir hast du sehr geholfen, als ich dich am meisten gebraucht habe. Ich kann es dir nicht zurückgeben. Aber ich habe zwei Gegenstände von dir, die mich an dich erinnern werden. Ich hoffe, du bist an einem guten Ort und dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Deine Seele möge in Frieden ruhen. Dein Freund Jeton N. Totalverschleiss Jacky Meier Scheiss. Zur Ziit esch’s heiss. Di Szene esch scho lang nömm Creme. D’Lüüt tüend sech gägesitig quäle! Tusig Büecher chönti devo erzähle! Totalverschleiss. Mis Härz esch voller Schmärz ond Verdreiss! Auch wenn schwierige Zeiten herrschen, bleibt die Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern unerschüttert. Bild: iStock «Wer soll denn entscheiden, wer Kinder haben darf und wer nicht?» Bea