Verkauf in Stadt und Agglomeration LuzernSeptember 2016, Nr. 61 Auflage: 10 000 Herausgeber: Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern Mitgearbeitet haben: Burhan, Chris, Dane, Habakuk, Karin, Nicole, N. Highweh, P. Roos, Roli Tresch, Roli Zweifel, Sandra, Willy Ammann, Beat Baumgartner, Team Paradiesgässli Liebe Leserin, lieber Leser Im ersten Teil dieser Ausgabe be- richten suchtbetroffene Frauen von ihren Schwierigkeiten und Bedürfnissen sowie den Möglich- keiten, wie sie einen besseren Um- gang mit den Problemen finden. Die Drogensucht führt sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu diversen Schwierigkeiten. Dabei sind Frauen zumindest teilweise mit anderen Herausforderungen konfrontiert und gehen mit der Sucht auch anders um. Besonders traurig ist, dass die Au- torinnen wiederholt von Gewalt berichten, die sie erlebt haben. Diese ist sehr belastend und för- dert die Sucht. Ferner zeigt sich, dass es für süchtige Mütter sehr schwierig ist, wenn ihnen ihre Kinder weggenommen werden. Es gibt jedoch auch verschiedene Organisationen, die helfen. So gibt es Therapien für Mütter oder auch Angebote für Familien, wo- für die Frauen sehr dankbar sind. Wir danken für Ihr Interesse so- wie Ihre Solidarität und wünschen eine spannende Lektüre. Ihre GaZ-Redaktion Sexarbeit Die Arbeit auf dem Strich ist äusserst gefährlich. Seite 3 Fussball-WM Burhan berichtet von der Woh- nungslosen-WM in Glasgow. Seite 7 Seite 4 & 5 Stationäre Therapie Das Lilith bietet eine spezi- fische Therapie für süchtige Mütter an. Mein Ex-Mann und ich waren siebzehn Jahre verheiratet. Wir hatten zusammen drei wunder- volle Töchter erzogen. Wir lebten in einem Siebenzimmer-Bauern- haus ganz nahe am See. Wir hatten drei Pferde, einen Hund und jeden Tag zig Nachbarskinder bei uns. Leider schlug mein Ex-Mann wäh- rend der Ehe oft zu. Einmal brach er mir eine Rippe, die bis jetzt noch ins Herz sticht. Er war der Ansicht, dass ich immer zu viel wolle, ihn total einengen würde und extrem eifersüchtig sei. Es kam der Zeitpunkt, an dem wir uns überhaupt nicht mehr vestan- den haben. Ich habe mich von ihm getrennt, weil er eine Jün- gere hatte und er wortwörtlich sagte, «eine Jüngere zu bumsen sei geiler», nachdem er an ei- nem Freitagmorgen mit zerzausten Haaren und Knutschflecken auf- getaucht war. Die älteste Tochter war schon sechzehn Jahre alt und im er- sten Lehrjahr. Schnell im Dreck Ach, ich hatte ein wundervolles Leben. Aber wie schnell man im Dreck liegt, ist unglaublich, wenn Drogen im Spiel sind. Nach der Trennung war ich alleine mit drei Kindern, einem Hund und dem Job. Mein Mann hatte sämt- liche Sachen mitgenommen, als er endlich auszog. Nur die Kindersa- chen liess er zurück. Ich fing alles von Neuem an mit Job usw. Ich lernte dann jemanden ken- nen, der süchtig war und Heroin rauchte. Ich wusste alles über das Gift. Aber ich in meiner Dumm- heit wollte einfach gleich sein wie er und begann auch ab und zu He- roin zu rauchen. Tief in den Drogen Schon bald konnte ich finanzi- ell das Haus nicht mehr halten. Ich zog mit meinen Töchtern an- derswo hin. Dort musste man mit Holz heizen. Es war extrem hart. Ich war bereits schwer abhängig. Mein Freund verliess mich, weil ich mit Fixen angefangen hat- te. Ich war schon ganz tief in den Drogen, rauchte Heroin und spritz- te Kokain. Mein Freund konnte es nicht ansehen, wie kaputt ich mich machte. Ich fragte ihn, warum er Liebe ge-Sucht Fortsetzung auf Seite 3 Sie führte mit ihrer Familie in einem Sie- benzimmer-Bauernhaus nahe am See ein sehr glückliches, ganz nor- males Leben. Doch dann trennte sie sich von ihrem Mann, weil er fremdging. Für Sandra begann eine horrorvolle Drogen- geschichte, aus der sie auch nach vielen Versu- chen nicht herauskam. «Meine Kinder drehen fast durch und wenden sich ab.» Sandra «Ich hatte ein wundervolles Leben.» Sandra Bild: Sandra Familien-Lager Neun Familien haben im Som- merlager des Paradiesgässli viel erlebt. Seite 4 & 5