Verkauf in Stadt und Agglomeration LuzernMai/Juni 2017, Nr. 63 Auflage: 10'000 Herausgeber: Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern Mitgearbeitet haben: Nebst dem Redaktionsteam waren dies A.A., Andi, Dominik, Eva, E.M., Michele, Oliver Wehrli, Paul, Peter, Roger, Sandro, Sepp Riedener und Willy Ammann Liebe Leserin, lieber Leser Mit der vorliegenden Ausgabe feiert die Gasseziitig Luzern ihr 20jähriges Bestehen: Die erste GAZ nach heutigem Format wurde im März 1997 auf den Strassen und Gassen Luzerns verteilt. Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass, im Laufe des Jahres einige Veränderungen an Erscheinungs- bild und Inhalt der GAZ vorzuneh- men, angefangen mit einem neuen Redaktionsteam. Dieses wird im Hintergrund weiterhin darum be- müht sein, Ihnen ein Leseerlebnis mit einer Zeitung «der etwas ande- ren Art» anzubieten. Was uns heilig bleiben wird, ist der Kerngedanke, mit der GAZ rand- ständigen Menschen Gehör in der Gesellschaft zu verschaffen. So wer- den Armuts- und Suchtbetroffene auch in Zukunft einen wesentlichen Anteil des Inhalts beisteuern. Um sie, ihre Anliegen und Geschichten soll es in erster Linie gehen. Hie und da werden wir uns erlau- ben, etwas Neues auszuprobieren. In der vorliegenden GAZ-Ausgabe fangen wir mit einigen neuen The- menrubriken an. Lassen Sie sich überraschen. Ihre GaZ-Redaktion Kosovo – Knast – Kuhstall Absturz nach traumatischen Erlebnissen. Seite 3 Gott und die Welt Der Gassenseelsorger gewinnt neue Perspektiven. Seite 8 Schicksalsschläge Das Leben kann einem übel mitspielen. Seite 5 Seite 4 Hoffnung Ausstieg Um die Sucht zu überwinden, entscheiden sich einige auch für umstrittene Therapien. Fortsetzung auf Seite 3 Malen bringt ich zum Lachen Seit gut 15 Monaten ist Eva in der Therapie im Lehn, seit letztem De- zember in der Ausserhofmatt. Dort hat sie sich einen eigenen Raum zum Malen einrichten können. Auf dem langen Tisch am Fenster liegen Spachteln, Farbtuben, Wassergläser und andere Malutensilien, dazu un- zählige Pinsel, geordnet nach Grös- se und Form. Spürbare Kreativität Der Raum ist erfüllt mit Leben und Farben. Die Kreativität ist förmlich spürbar. Der Boden ist abgedeckt mit Plastik, überall sind Farb- spuren. An den Wänden hängen fertige und unfertige Bilder, auf der Staffelei ein Bild in grün mit ab- strakten Formen. Eva zeigt auf ei- nige Bilder, die bereits fertig sind und die sie gerne ausstellen möchte. «Ich hoffe natürlich, einige Bilder zu verkaufen.» «Ist Malen ein Bestandteil deiner Therapie?», frage ich Eva beim Be- such in ihrem Atelier. «Ich mache keine eigentliche Mal-Therapie. Es hat sich ergeben, dass ich hier an zwei Tagen pro Woche selbständig malen kann. Vor meiner Therapie im Lehn habe ich nicht gemalt. Ich habe eine Familie, war viel be- schäftigt und hatte gar keine Zeit. Auf meine Initiative hin konnte ich mit Malen beginnen.» Ablenkung «Was bedeutet dir das Malen?» möchte ich wissen und beobachte, wie Eva gerne von ihren Erfah- rungen erzählt. «Beim Malen tauche ich ab und lasse viele Sorgen aus- sen vor. Malen ist Ablenkung, auch gerade dann, wenn die Gedanken um Drogen kreisen. Ich denke beim Malen nicht an meine Probleme. Ich bin konzentriert auf Farben und Formen, bin ganz beim Bild und sehe, wie etwas entsteht.» «Also doch eine Art Therapie?» «Ich weiss nicht. Aber es geht bei meiner Malerei darum, dass ich mich ganz persönlich ausdrücken kann. Immer mehr möchte ich et- was von meiner eigenen Identität in den Bildern sehen oder anders gesagt, dass man mich in den Bil- dern erkennt.» In der Therapie ent- deckte Eva ihre Fähig- keit zu malen. In ihren Bildern drückt sie sich aus. Was sie malt, soll aber auch andern gefal- len. Wie weit dies der Fall ist, wird die Ver- nissage am 20. Mai in Luzern zeigen. Im Malatelier entsteht Evas Kunst. Bild: Jutta Vogel überLeben (Betroffene berichten)