GasseZiitigLozärn Seite 4 Nr. 63 Mai/Juni 2017 Etlichen Süchtigen aus aller Welt erscheinen die Methoden des Dr. Jenischbek Nasaraliew in Kirgisi- stan und des Dr. Zobin in Russ- land als ein Versprechen und letzte Hoffnung, aus der Sucht auszu- steigen und langfristig abstinent zu leben. Fragwürdige Geheimhaltung Viele Jahre ist es her, da hat der damalige Militärarzt Zobin den Auftrag bekommen, für die vie- len heroinsüchtig aus dem Afgha- nistan-Krieg heimkehrenden rus- sischen Soldaten eine Behandlung zu entwickeln, die sie schnell und effizient wieder in die alte Funkti- onstüchtigkeit zurückführen sollte. Dies sei ihm nach eigenen Aussa- gen gelungen. Bei drei von vier Patientinnen und Patienten sei die Behandlung erfolgreich. Wie ge- nau, dies unterliegt bis heute der Geheimhaltung, was auf die west- liche Suchtmedizin äusserst frag- würdig wirkt und dem Mythos «Dr. Zobin» zuträglich ist. An zwei Standorten behandelt Dr. Zobin: Zum einen in Moskau in einem Militärspital zum anderen in einer kleinen, privat anmu- tenden Klinik in der malerischen, von Kreuzfahrtschiffen frequen- tierten Bucht von Kotor. Dies lässt darauf schliessen, dass man sich sehr wohl bewusst ist, was west- lich sozialisierte, zahlungskräftige Patientinnen und Patienten für Standards bei medizinischen Be- handlungen erwarten. Blockierung der psychischen Abhängigkeit Dr. Zobin erklärt jeweils den be- handlungswilligen Patienten und Patientinnen, dass es um die Blo- ckierung der psychischen Abhän- gigkeit mittels Verschweissung von Rezeptoren im Hirn gehe. Da- mit sei das Suchtgedächtnis lang- fristig gelöscht. Der Behandlungszeitraum ist, im Vergleich zu anderen Therapiean- geboten in der Schweiz, schon fast unglaublich kurz, nämlich zwei bis drei Tage. Damit die Behandlung erfolgreich ist, muss ein Patient be- reits den körperlichen Entzug von Opiaten hinter sich haben. Sonst könnten die Rezeptoren nicht ver- siegelt werden. Im Internet existiert eine kleine, professionell gestaltete Website, die darauf hinweist, dass Dr. Zobin jeden Fall persönlich prüft und ent- scheidet, ob jemand aufgenommen werden kann. Zum Aufnahmever- fahren gehört auch das Unterschrei- ben eines Behandlungsvertrages, in dem jegliche Verantwortung für den Verlauf und spätere Komplika- tionen dem Patienten, der Patientin übertragen wird. Angst vor Überdosis und Tod Auf Youtube findet man mehr zum Thema Zobin. Der weisshaarige Wu- schelkopf mit charakteristischem Schnauz setzt sich gekonnt in Sze- ne und wirkt wie eine Mischung aus Vater und General, wenn er Dr. Zobin: Spitzenmediziner, Wunderheiler oder Scharlatan? Bild: GaZ Was macht dich als Person aus? Ich bin zum Glück stubenrein, handzahm und offen. Und ich mag die Leute; auch Arschlöcher. Wie alt bist du? Ich werde dieses Jahr 50. So Gott will. Wie lange kommst du schon hierher? Ich komme schon fünf Jahre in die Chuchi. Wie viele Jahre konsumierst du Drogen? Ich bin seit 35 Jahren in der Szene und habe in dieser Zeit viel gelernt, Gutes und Schlechtes. Welche Angebote nutzt du? Hier ist mein soziales Umfeld. Ich habe kein anderes. Das heisst, ich nutze alles und jeden. Das Essen; ein Jöbli, das zu erledigen ist, um etwas Geld zu verdienen; Beschäf- tigung und die Leute, die um mich herum sind. Wie fühlst du dich vom Team behandelt? Ich werde ernstgenommen, von den meisten. Und das macht es auch aus. Sonst würde ich nicht kommen. Ich fühle mich wohl «doh hinde». Bist du zufrieden mit der Wohnsituation? Die hat sich zum Glück verbessert. Ich habe – Halleluja! – nach zwei Jahren auf der «Strasse» ein Zim- mer erhalten, mit viel Glück und Vitamin B! «Wenn öpert en günstigi zweieinhalb-Zimmer-Wohnig weiss, dörf är mer gärn alüte.» Was kannst du aufgrund deiner langjährigen Erfahrung mit der Luzerner Drogenszene Neuein- steigern auf den Weg mitgeben? Lasst die Finger davon! Es ist es nicht wert. Und das Geld auch nicht. Was wünschst du dir für die Zu- kunft in der GasseChuchi? Mehr Zusammenhalt unter den Randständigen. Hast du Ziele für die Zukunft? Ziele? Nein nicht wirklich. Überleben. Leben. Gerne hätte ich eine eigene Küche. Das wäre mein Wunschziel. Ich koche gerne und gut. Und lade gerne Leute ein. An einem Sonntag zehn, zwölf Leute am Tisch und den ganzen Nachmittag gemeinsam es- sen. Das wäre schön. Das Interview mit Michele führte Peter ChuchiChopf Michele Bild: Peter Hoffnung auf den endgültigen Ausstieg Catering und Gastro-Angebote für Private, Vereine und Firmen Die GasseChuchi bietet in ihren Räumen am Geissensteinring oder als Catering-Service in Luzern und Umgebung gute und preiswerte (Fest-) Essen und Apéros an. Das Gastro-Angebot ist ideal für Geburtstage, Jubiläen, Vereinsversammlungen, MitarbeiterInnen-Anlässe, Weih- nachtsessen, Hochzeiten usw. Gerne nehmen wir Ihre Reservation via Email oder telefonisch entge- gen (gastro@gassenarbeit.ch/ T: 041 252 26 40). Ihre Mail-Anfrage wird in der Regel jeweils mittwochs beantwortet. Da die Anzahl der Anlässe begrenzt ist, wird eine frühzeitige Reservation empfohlen. Menüvorschläge und Informationen zu den Konditionen finden Sie auf www.gassenarbeit.ch/catering. Zu beachten ist, dass kein À-la- Carte-Service angeboten wird. Anlässe können ab mindestens zwan- zig Personen durchgeführt werden. Bei Fragen können Sie sich gerne bei uns melden.Oliver Wehrli Politik Willy Ammann Es get Politiker, die tüend vieles verschpräche ond wenig schpöter ehres Wort wieder bräche. Dezue präsentierit einegi ehri suberi Weschte, ond henne noche chond's us, si send sälber ned die Beschte. Während Herrscher plädierit für de Friede, immer wieder, lönd's of anderi e Bombehagel nieder. Me prediget emene Parlamänt au gärn über Fairness ond Regle ond schtosst drofabe die Norme wieder om, we Töggle bem Chegle. I settige Fäll säg ech nochere politische TV- Sändig meischtens zo minere Frau, «Politik esch nüt anders als: ech ha ned ond är het au!?!» zur Sache (Recherchenbericht) Allerhand (Kunst & Krempel)In eigener Sache In den letzten 15 Jahren wurden immer wieder Geschichten laut, die von einzigartigen Dro- gentherapien berichten. Mit deren Hilfe sollen auch langjährig Dro- genabhängige schlag- artig vom Verlangen nach Substanzen befreit werden. Suchtfach- leute bezweifeln die Ungefährlichkeit sowie die langfristige Wirk- samkeit dieser Thera- pieformen.