Vom «Team Gassenarbeit» zum «Schalter 20» Seit dem 1. Juli 2017 heisst das Beratungsangebot des Ver- eins kirchliche Gassenarbeit neu «Schalter 20». Dieses fünfjährige Jubiläum nehmen wir zum Anlass, allen Inte- ressierten die Tür zu öffnen. Das Beratungsangebot an sich existiert im Rahmen des Vereins seit 25 Jahren. Zu Beginn trat das Angebot unter dem Namen «Team Gassenarbeit» auf. Durch die Namensänderung erhofften wir, der Diskri- minierung entgegenzuwirken, welche durch den Begriff der «Gasse» schnell hervorgerufen werden kann. Das spielt vor allem eine Rolle in der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und relevanten Ansprechpersonen, wie bei- spielsweise Verwaltungen, Behörden, Vermieter*innen, Versicherungen oder Arbeitgeber*innen. Wozu dient der Schalter 20? Das Angebot des Schalter 20 entstand in den 90er Jahren, als es in Luzern noch eine offene Drogenszene gab. Die da- maligen Gassenarbeiter*innen waren auf der Strasse unter- wegs und erkannten in der Arbeit mit den betroffenen, meist jungen süchtigen Menschen, dass es für deren Anliegen und Bedürfnisse dringend eine Anlaufstelle, eine Beratungsstelle mit einem festen Standort, brauchte. Mit der Unterstützung der katholischen Kirchgemeinde konnte an der Murbacher- strasse 20 – einem zentralem Standort – Räumlichkeiten an- gemietet und die Büros eröffnet werden. Das Angebot vom Schalter 20 hat sich seit Beginn ste- tig weiterentwickelt, wobei sich zwei Bereiche herauskri- stallisierten: die freiwillige Einkommensverwaltung und die Sozialberatung. In der Sozialberatung bieten wir punk- tuelle Unterstützung bei Themen wie Finanzen, Gesund- heit, Arbeits- oder Wohnungssuche. Im Weiteren können suchtbetroffene Personen ihr Einkommen mittels einer Einkommensverwaltung verwalten lassen. Hier erstellen wir zusammen mit unseren Klient*innen ein Budget. Das Einkommen (der Lohn, die IV-Rente oder wirtschaftliche Sozialhilfe) wird eingeteilt in unterschiedlichen Posten und Rückstellungen, wie z.B. Miete, Nebenkosten, Schuldensa- nierung, Busabo, Freizeit und Lebensbedarf. Wer kein ei- genes Konto besitzt, kann den vereinbarten Betrag für den Lebensbedarf cash am Schalter holen kommen. Es gibt Kli- ent*innen, die drei Mal in der Woche zum Schalter kommen, andere ein Mal im Monat. Die Auszahlungen werden individuell und in Absprache mit der Klientel geregelt. Ziel der freiwilligen Einkommensverwaltung ist eine geordnete finanzielle Situation zu erreichen, die termingerechte Ausführung wichtiger Zahlungen sowie das Begleichen und Vermeiden von Schulden zu bewirken. Die Angebote sind kostenlos und stehen al- len Betroffenen offen. Blick in den Alltag: Vieles ist planbar, noch mehr ergibt sich spontan! Es ist uns wichtig, unsere Angebote niederschwellig und dabei nach professionellen sozialarbeiterischen Kriterien anzubieten und zu gestalten. Durch die Problemlagen der Klient*innen kann sich eine komplexe Fallbearbeitung zeigen, wie etwa im Fall von Max Musterman: Max klingelt an der Tür. Er hat kein Termin, doch hat er vom Angebot von seinem Freund auf der Gasse gehört. Er wird von uns in Empfang genommen. Mit sich hat er zwei Säcken voll ungeöffneter Post. Sein Anliegen: Er verfügt über kein Ein- kommen, keine Wohnung und die Krankenkassenprämien kann nicht bezahlt werden. Er hat Schmerzen, muss unbedingt zum Arzt und braucht eine Substitution. Darüber hinaus wurde ihm bereits der Strom abgestellt und das Betreibungsamt steht vor der Tür. Wenn sich die Situation nicht schnell verbessert, droht ein Gefängnisaufenthalt. Es kann überspitzt rüberkommen, ist in unserem Arbeitsall- tag allerdings nichts Aussergewöhnliches. In der Beratung geht es darum herauszufinden, wo und wie der erste Schritt getan werden kann und welche Stellen eingeschaltet werden müssen. Wie das geht? Darüber sprechen wir mit Ihnen gerne an einer Führung im Rahmen der offenen Türe (siehe Bild rechts). Der Arbeitskontext ist freiwillig, die Personen können daher frei darüber entscheiden, ob sie das Angebot wahrneh- men, aufrechterhalten oder beenden. Das führt dazu, dass die Arbeitsbeziehung vertrauenswürdig und wertschätzend ist. So vielfältig wie unsere Klientel ist, so vielfältig ist auch unser Ar- beitsalltag. Daher ist von den fünf Sozialarbeitenden und den zwei Sozialversicherungsfachfrauen viel Flexibilität gefordert. Vieles ist planbar, noch mehr ergibt sich spontan! Ziel unserer Begleitung durch Höhen und Tiefen ist es immer, mit den Leuten ein Mass an Stabilität im Alltag und in ihrer Lebens- gestaltung aufzubauen, sie zu ermutigen, ihnen Mitsprache und Würde zu gewährleisten. Wir beraten aktuell 147 Frauen und Männer, deren Durchschnittsalter bei 48 Jahren liegt. 66 Personen lassen durch den Schalter 20 ihr Einkommen verwalten. Wöchentlich haben wir im Durchschnitt 2–3 An- fragen für Sozialberatungen. Daraus ergeben sich monatlich ca. 1–3 neue Einkommensverwaltungen. Dieser stete Zu- wachs zeigt, dass es uns durch unsere Arbeit gelingt, zu unserer Zielgruppe eine Brücke zu schlagen. Längst hat der Schalter 20 seinen festen Platz innerhalb des Luzerner Hil- fesystems gefunden. Team Schalter 20 GasseZiitig Lozärn Nr. 77 Frühling 2022 5IN EIGENER SACHE Der Schalter 20 feiert sein fünfjähriges Namensjubiläum KOLUMNE GAZ-Briefkasten ALLERHAND Gassen-Sudoku, GAZ-Ausgabe 77 Buchstaben für Lösungswort 1 = a 2 = d 3 = g 4 = i 5 = k 6 = m 7 = r 8 = s 9 = w Lösungswort Lösungswort einsenden an gasseziitig@gassenarbeit.ch Die Gewinner oder die Gewinnerin wird ausgelost. Zu gewinnen gibt es zwei mal eine GasseSchoggi-Tafel Auflösung Rätsel in der nächsten GAZ. Auflösung Lösungswort GAZ 76 (Winter 2021) «BEGLEITUNG» Aus diesem Anlass öffnen wir für alle Interessierten am 1. Juli 2022 unsere Türen und laden ein zu einer Tour durch unsere Büroräumlichkeiten. Dabei können Sie einen Einblick in unseren Arbeitsalltag gewinnen. 1 3 8 6 9 5 6 8 7 3 5 2 1 6 7 5 4 1 3 6 8 7 9 5 4 4 5 9 4 3 7 7 6 9 8 3