3 DIE SKIWACHSFABRIK MIWI IN FLÜHLI Blickt man sich im Waldemmental um, so stellt man fest, dass von Industrie kaum etwas vorhanden ist, es sei denn man bezeichne den Tourismus als Fremdenindustrie. Grössere Unternehmen, in denen Produkte aus Metall, Erden, Holz, Früchten, Textilien oder Kunststoff hergestellt werden, fehlen ganz. Wo es sich um die Bereitstellung von Lebensmitteln oder Holzwaren handelt, treffen wir lediglich auf kleinere, wenn auch beachtenswerte Gewerbebetriebe. Das war nicht immer so. Fast 150 Jahre lang (1723 bis 1869) wurde im Waldemmental Glas hergestellt. Als die Glaserei infolge Holzknappheit und ungenügender Verkehrserschliessung verschwand, versuchte man’s einige Jahre mit Uhrensteinschleiferei und Seidenbandweberei. Daneben gab es ein wenig Heimindustrie namentlich in der Sparte Rosshaar- und Hanfknüpferei. Kurze Zeit pflegte man auch die Bordürenweberei. Rund neunzig Jahre lang – von den 1890er bis in die 1980er Jahre – bestand im Dorf Flühli die Holzwarenfabrik Siegwart & Cie. Von Mitte der dreissiger Jahre bis in die fünfziger Jahre schliesslich gab es im Schintmoos eine Skiwachsfabrik. In Anbetracht der Kleinheit des Betriebes und dem Fehlen von Maschinen würde man vielleicht besser von einer „Manufaktur“ sprechen (von lateinisch „manus“ = Hand und „facio“ = machen). DIE SKIWACHS-FABRIKANTEN Initiant der kleinen Skiwachsfabrik, eines Zweimannbetriebes, war Ernst Minder. Er hatte einen Partner, nämlich Fritz Wicki. Aus den Familiennamen der beiden Fabrikanten - Minder und Wicki - ergab sich die Bezeichnung MIWI für ihr Produkt. Ernst Minder entstammte aus einer unternehmungsfreudigen Gewerbefamilie. Sein Grossvater Josef Minder war verheiratet mit Marie Enzmann aus der bekannten Glasersippschaft und