KULTURBLATT OBwALdneR/nidwALdneR März 2010 Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Emotionen gehören zur Kultur. Auch zum Alltag eines Kulturbeauf- tragten. Gerade in den letzten Wo- chen und Monaten gab es gefühls- betonte Momente. Spontan kommt mir der Abschiedsanlass für den Sarner Musikschulleiter Josef Gnos von Ende Januar in den Sinn. Nach 37 Dienstjahren in der Gemeinde Sarnen wurde Josef Gnos, der auch Präsident der Kulturförderungs- kommission Obwalden ist, mit ei- ner originellen Feier gewürdigt und in den Ruhestand verabschiedet. Es gab eine lange und von Herzen kommende Standing Ovation für diesen grossen Förderer und Lieb- haber der Musik – Hühnerhaut und Emotionen pur! Gertrud Guyer Wyrsch Obwaldner Kulturpreis Stanser Musiktage NW: Noch mehr Ehre für Thaïs Odermatt Nominierung für den besten Kurzfilm 2010 Thaïs Odermatt hat mit ihrem Kurzfilm „nid hei cho“ weitere Erfolge ver- buchen dürfen. Der subtil gemachte Abschlussfilm der Hochschule Luzern Design & Kunst widmet sich dem Thema Wilderei auf sehr einfühlsame Art. Der 17minütige Dokumentarfilm vermittelt einen Eindruck von den Spannungen und Ängsten, von Unglück und Trauer, denen die Familien der Wilderer ausgeliefert sind. Nachdem Odermatt im letzten Jahr bereits den Förderpreis für die beste Bachelor-Arbeit der Hochschule Luzern Design & Kunst entgegennehmen durfte, erhielt sie auch den gut dotierten Babelsberger Medienpreis, mit dem die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam den besten Absolventenfilm einer Medienhochschule auszeichnet. Weiter gewann sie den ersten Preis beim Schweizer Jungfilm- festival upcoming filmmakers in Luzern. Zudem wurde „Nid hei cho“ für den Schweizer Filmpreis in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ nominiert. Dort erhielt die Do- kumentation auch am meisten Stimmen beim Online Voting der Zuschauer. Der Film wurde – und wird noch – auf verschie- densten internationalen Festivals gezeigt. Impressum Redaktion: Amt für Kultur Nidwalden; Kulturabteilung Obwalden. Mitarbeiter/innen dieser Nummer: Maja Schelldorfer, Gerold Kunz, Brigitte Durrer, Nathalie Unternährer, Lukas Vogel, Madeleine Büchel, Christian Sidler. Herausgeber: Kulturkommission Nidwalden, Mürgstrasse 12, 6371 Stans, Telefon 041 618 73 40, kultur@nw.ch Kantonale Kulturförderungskommission Obwalden, Brünigstrasse 178, 6061 Sarnen, Telefon 041 666 64 07, christian.sidler@ow.ch Ich möchte eine grosse Qualität von Josef Gnos, herausgreifen: der Blick aufs Ganze, auf das gesamte Umfeld und das stete Bestreben, zu vernet- zen und Kontakte zu schaffen. Hier sehe ich eine direkte Verbindungs- linie zur Arbeit eines Kulturbeauf- tragten. Nur durch das Einbinden kultureller Anliegen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft können mög- lichst gute Rahmenbedingungen für ein lebendiges Kulturschaffen ent- stehen. Beim Stichwort Vernetzung denke ich an meinen Nidwaldner Kollegen Lukas Vogel. Er fördert und pflegt das Beziehungsnetz in Nidwal- den und mit Obwalden, aber auch mit den anderen Zentralschweizer Kantonen, mit dem Bundesamt für OW: Ausstellung im Museum Bruder Klaus Erinnern — Gedenken: auf Leben und TodNW/OW: Treffen mit den Kulturkommissionen Solothurn und Wallis Wertvoller Erfahrungsaustausch Die Kulturkommissionen der Kantone Obwalden und Nidwalden treffen sich mindestens einmal jährlich zur Be- sprechung der gemeinsamen Projekte (z.B. Jahresausstellung NOW, Kulturblatt) und zum Erfahrungsaustausch. Es wird aber auch der Kontakt mit anderen Kantonen gepflegt. Mal in Stans, mal in Solothurn... Im vergangenen Jahr war eine Delegation des Solothurner Kuratoriums für Kulturförderung auf Nidwaldner Einladung zu Gast an den Stanser Musiktagen. Im Januar 2010 luden die Solothurner Kulturförderer im Gegen- zug die Nidwaldner Kulturkommission an die Solothurner Filmtage ein. Die Kommissionen trafen sich zuerst am Nachmittag zum angeregten und interessanten Gedankenaustausch. Der Blick in die Geschichte der Solothur- ner Filmtage bot den Einstieg in eine intensive und lehrreiche Diskussion. Am Abend ging man gemeinsam an die Uraufführung des von Nidwalden mitfinanzierten Films «Bödälä» von Gitta Gsell. Zum Schluss der Filmpremiere wollte der Applaus nicht mehr aufhören, und es waren laute Juchzer zu hören. Kein Wunder, dass dieser mitreissende Dokumentarfilm über perkussive Tänze in der Schweiz zum Abschluss der Filmtage mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. ...mal in Salgesch, mal in Sachseln Der Kulturbeauftragte des Kantons Wallis, Karl Salzgeber, und Josef Gnos, der Präsident der Kulturförderungs- kommission Obwalden, kennen sich seit vielen Jahren aus der schweizerischen Blasmusikszene. Die Freund- schaft zwischen den beiden begnadeten Musikern und Dirigenten führte auch die beiden kantonalen Kulturkom- missionen zusammen. Vor fünf Jahren war die Obwaldner Kommission im Wallis eingeladen zu einem intensiven Erfahrungsaustausch, zu Museumsbesuchen und natürlich auch zum Besuch eines Weingutes in Salgesch. Letzten Herbst nun – kurz vor der Pensionierung von Karl Salzgeber – besuchten die Walliser den Kanton Obwalden. Am Freitagabend ging man gemeinsam an die Vernissage der Alpnacher Videokünstlerin Judith Albert im Kunstmuseum Luzern um dann weiter ins Kulturhotel Krone in Giswil zu reisen, wo die Walliser auch über- nachteten. Tags darauf führte Museumsleiter Urs Sibler die 17köpfige Delegation durch das Museum Bruder Klaus und anschliessend zum Ranft. Ein Mittagessen im historischen Paxmontana bei schönstem Herbstwetter beschloss diese interessante und lehrreiche Begegnung. Die Kulturkommissionen vom Wallis und von Obwalden vor der Pfarrkirche Sachseln. Foto Urs Sidler. Szene aus dem Film "Die Nagelprobe" von Luke Gasser, seit anfangs März im Kino. Foto zvg. Veranstaltungs- Tipps JazzMusik in Sarnen Soul Jazz mit Martin Lechner Hotel Krone Sarnen 1. April 2010, 20.30 Uhr Osterkonzert – Klavierrezi- tal 200 Jahre Chopin Kloster Engelberg 4. April 2010, 16 Uhr Stanser Musiktage Stans 12. bis 18. April 2010 Gilbert & Oleg Krone Giswil 24. April 2010, 19 Uhr Konzert Jolly and the flytrap Gasthaus Grünenwald 30. April und 1. Mai 2010 Internationale Gesellschaft für neue Musik Konzert mit Werken von Ligeti, Kurtag und Lutoslawski Kapuzinerkirche Stans 9. Mai 2010 Zentralschweizer Akkordeonmusikfest Obbürgen 19. Juni 2010 Volkskulturfest OBWALD Festplatz Gsang Giswil 24. - 27. Juni 1. Klassik-Open-Air Sarnen Landenberg Sarnen 20. August 2010, 21 Uhr Tanz Macabre von Michel Fingesten aus der Exlibris- Sammlung von Josef Burch. Thaïs Odermatt nimmt den ersten Preis am Schweizer Jungfilmfestival entgegen.. Am 3. April 1976 wurde das Museum Bruder Klaus Sachseln feierlich eröffnet. Seither dient es der Erinne- rung und dem Gedenken an den Eremiten und Visionär Niklaus von Flüe. Nach 34 Jahren soll nochmals die Einführung in das Leben und Wirken des Landeshei- ligen im Zentrum stehen, die der Sachsler Bildhauer Alois Spichtig (geboren 1927) für die damalige Zeit richtungsweisend gestaltet hat. Bis heute rühmen Pil- ger den Inhalt und Gestalter die Form der Ausstellung. Spichtigs Gesamtkunstwerk mit den integrierten Visio- nendarstellungen zeigt sich von Palmsonntag bis Mitte Juni 2010 in alter Frische. Darum herum sind weitere Beiträge unter dem Titel «Erinnern – Gedenken» in einer Sonderausstellung gruppiert. Aussergewöhnlich ist die Exlibris-Sammlung des Giswilers Josef Burch. Aus Tausenden von Klein- grafiken zeigt sie zweihundert Memento mori seit dem 16. Jh. bis heute. Die gebürtige Nidwaldnerin Esther Wicki-Schallberger (1954) widmet sich in ihren Hin- terglasmalereien dem Andenken ihrer Mutter. Mit der alten Technik macht sie zeitlose Aussagen. Ausgangs- punkt ist eine Fotografie der Künstlerin als Kleinkind auf dem Arm der früh verstorbenen Mutter. Die in Basel tätige Annik Troxler (1979) zeigt mit «Ver- gissmeinnicht» irritierende Fotomontagen. Ihr Sujet ist der Friedhof ihres Herkunftsorts Willisau. Durch die Spiegelung der Aufnahmen entsteht ein kaleidoskopar- tiger Sog. Die Zürcherin Anna-Sabina Zürrer (1981) lebt in Sachseln. Sie arbeitet mit dem Vorgang des Entschwindens von Erinnerungen und Inhalten. Durch chemische Eingriffe löst sich die Bildsubstanz in Flüssig- keit auf. Die Umwandlung wird auf Video festgehalten. Edwin Grüter (1950) aus Willisau errichtet im Keller des Museums einen textilen Turm als Zeichen der Orientierung und als Projektionsfläche für Emotionen, Erfahrungen und Erinnerungen. Der Bündner Architekt und Professor an der ETH Zürich Gion A. Caminada (1957) hat in Vrin eine Totenstube, die Stiva da morts gebaut. Der Holzstrickbau bildet mit Kirche und Fried- hof ein Ensemble. Er dient als Ort des Abschieds von den Verstorbenen. Wesentliche inhaltliche Impulse ver- dankt der Architekt dem Sachsler Theologieprofessor Ernst Spichtig. Das Museum leistet mit dieser Sonderausstellung von neuem, was Niklaus Oberholzer in der Neuen Luzer- ner Zeitung als «Dialog zwischen traditionellem Pil- germuseum und aktueller Kunst» bezeichnet hat. Es bestätigt die Würdigung der Tätigkeit durch die Kul- turförderungskommission des Kantons Luzern: «Sehr positiv bewertet die Kommission die Programmierung des Museums Bruder Klaus; es ist zum Markenzeichen geworden, dass jeweils ein historisches Thema durch zeitgenössische Kunstschaffende aktualisiert wird.» Vernissage: Sonntag, 28. März, 11 Uhr Dauer der Ausstellung: 28. März – 13. Juni. Dienstag bis Samstag 10 bis 12 und 13.30 bis 17 Uhr. Jeden zweiten Mittwoch Abendöffnungszeiten 19 bis 21 Uhr mit Führung um 19.30 Uhr. Kultur, mit Pro Helvetia, mit den Stif- tungen etc. sehr aktiv – zum Wohl des Nidwaldner und Zentralschwei- zer Kulturschaffens. Seine Überzeu- gung ist es, dass Kulturförderung nur dank Vernetzung und Austausch weit über die Kantonsgrenzen hi- naus erfolgreich sein kann. Und er war es auch, der das Kulturblatt ini- tiiert hat. Nun verlässt uns Lukas Vo- gel per Ende Mai in Richtung Kanton Bern. Ich habe die ausserordentlich gute und herzliche Zusammenarbeit mit ihm sehr geschätzt. Vielen Dank, Lukas, und alles Gute auf deinem weiteren beruflichen Weg! Christian Sidler, Abteilung Kultur Obwalden