Obwalden / Nidwalden 5 weichen, war 2015 die interkantonale Son- derausstellung «Dreiecksgeschichte – Engel- berg, Nidwalden, Obwalden». Einerseits erlaubte diese gemeinsame Arbeit, die Kom- munikationsbemühungen zu konzentrie- ren, andererseits blieben die einzelnen Aus- stellungsteile trotzdem stark der Lokalge- schichte verhaftet und richteten sich einsei- tig an die lokale Bevölkerung. Eine Vision – drei Schwerpunkte Die Museumslandschaft braucht eine thema- tische und eine organisatorische Vision, wel- che zur touristischen und kulturellen Ent- wicklung von Unterwalden beiträgt und er- laubt, die zur Verfügung stehenden Mittel effizienter einzusetzen. Das Museum Bruder Klaus könnte ein Zugpferd sein, indem es die Geschichte des Christentums in einem nachchristlichen Zeit- alter thematisiert. Einen solchen Weg skiz- zierte das Museum zum Beispiel im Jahr 2003, als es mit der Ausstellung «Zeitinseln – Ankerperlen. Geschichten um den Rosen- kranz» auf eine zeitgemässe Art das christliche Fundament Europas aufgriff. Ein Museum in der Schweiz, das die Geschichte des Christen- tums bis in die Gegenwart thematisiert, ist eine grosse Lücke. Museen wie beispielsweise das Landesmuseum in Zürich gehen nicht da- rüber hinaus, christliche Objekte in einer Stu- diensammlung zu zeigen. Eine der wenigen Ausnahmen in Europa ist das holländische Museum Catharijneconvent in Utrecht, das in seinen Worten die «faszinierende Geschich- te des Christentums in den Niederlanden» thematisiert und dessen «Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit Hilfe von histo- rischen Objekten und Multimedia-Einrich- tungen erläutert». Das Museum zeigt in der ursprünglich katholischen Stadt die Geschich- te des Christentums von seinen Anfängen über die Reformation bis zur Säkularisierung. Die einfachste Art, allgemein die Kunst- und Geschichtsmuseen zu stärken, wäre, die- sen mehr Mittel zuzuweisen. Ein anderer Weg ist, die vorhandenen Ressourcen auf we- niger Institutionen zu verteilen. Eine Mög- lichkeit wäre dabei eine thematische Auftei- lung: Ein Kanton konzentriert sich auf den thematischen Schwerpunkt Kunst, der ande- re auf die Geschichte. Die zwei verbleiben- den Institutionen bräuchten nun weniger Mittel für die Aufrechterhaltung des Systems. Es blieben mehr Ressourcen für die Samm- lung, die Vermittlung und die Kommunika- tion. Die neuen Institutionen würden mit kleinen Ausstellungen das lokale Publikum und mit grossen Ausstellungen ein überregio- nales Publikum ansprechen. Das historische Museum, beispielsweise in Sarnen, widmete sich neu der Geschichte der beiden Kantone, das Winkelriedhaus in Stans der Kunst. Sie würden sich je zum Kompetenzzentrum in Geschichte und Kunst entwickeln. Ein gemeinsames historisches Museum würde zum Katalysator und könnte die Ge- schichte der beiden Kantone neu definieren, welche sehr viel mehr Gemeinsamkeiten ha- ben, als sie immer wieder postulieren. Ein Schwerpunkt wäre hier die Modernisierung Unterwaldens nach dem Zweiten Weltkrieg, wie Unterwalden, ohne Traditionen zu leug- nen, den wirtschaftlichen und kulturellen An- schluss an die heutige Schweiz fand. Diesen Anschluss muss Unterwalden nun auch in seiner Museumslandschaft fin- den. Die grossen Kunstmuseen wie Basel und Zürich bauen massiv aus. Sie versuchen mit den grossen Playern in einer global aus- gerichteten Kunstwelt mitzuhalten. Es gibt kaum mehr eine lokale Ausprägung von Kunst, höchstens noch Künstler und Künst- lerinnen, die in der Region tätig sind. Die beiden Kunstmuseen Ob- und Nidwalden dagegen gehören, wenn wir in den Fussball- jargon wechseln, zur Ausbildungsliga, in welcher die einheimischen Künstler und Künstlerinnen Erfahrungen machen und Präsenz entwickeln können. Ein gemeinsa- mes Kunstmuseum Unterwalden hätte eine Grösse, die es in die Nähe des Kunstmu- seums Luzern oder Zug brächte, und könnte neben dem lokalen Kunstgeschehen auch Ausstellungen präsentieren, die überregional wahrgenommen würden. Die südliche Ag- glomeration von Luzern könnte neu mit den drei kulturellen Zentren über Stans, Sarnen und Sachseln ausstrahlen. Sie wären mit lo- kalen Themen direkt und mit überregiona- len grossen Ausstellungen indirekt identi- tätsbildend – eine Kernfunktion von Mu- seen. Kilian T. Elsasser Kilian T. Elsasser schloss in den USA 1991 mit einem M.A. in Public His- tory ab. Er ist Inhaber der Museumsfabrik in Luzern, die Museen berät, Visionen und Ausstellungen konzipiert. Zudem ist er Verkehrshistoriker und Gotthardspezi- alist (www.museumsfabrik.ch). DER AUTOR Gesichter des Heiligen in der Ausstellung «Niklaus von Flüe – Vermittler zwischen Welten». Bild Museum Bruder Klaus, Sachseln