4 Obwalden Wenn «Haus, Klaus und Kunst» eins werden Im Museum Bruder Klaus Sachseln steht eine Stabsübergabe an. Museumsleiter Urs Sibler und seine Nachfolgerin Carmen Kiser über Kunst als Türöffner und weshalb Bruder Klaus ein Fall fürs Museum ist. Wie passen Bruder Klaus aus dem Spät- mittelalter und zeitgenössische Kunst zusammen? Urs Sibler: Kunst ist seit Anfang des Museums Bruder Klaus Sachseln ein we- sentlicher Bestandteil. Alois Spichtig, der Mitbegründer und erster Leiter des Museums, hat bereits grossen Wert auf aktuelle Kunst ge- legt. Ich stelle auch immer wieder fest, dass Künstler das starke Bedürfnis haben, sich mit der Persönlichkeit, dem Ort und der Ge- schichte zu befassen und diesen Gedanken in ihren Werken sichtbar Gestalt zu geben. Carmen Kiser: Kunst beschäftigt sich mit Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit. Sie regt an, über uns, über unser Leben und über unsere Gesellschaft nachzudenken. Von da- her passen Bruder Klaus und Kunst sehr gut zusammen. Was ist das Inspirierende an der Per- sönlichkeit von Niklaus von Flüe? Urs Sibler: Das Spirituelle und die Geschichte des Eremiten, der sich zurückzieht und aus die- sem Rückzug eine immense Wirkung nach aussen entfaltet. Die Reduktion auf das We- sentliche fasziniert bis heute und ist für Kunstschaffende ein starker Impuls. Wie steht es um Ihren persönlichen Be- zug zu Niklaus von Flüe? Carmen Kiser: Ich bin hier aufgewachsen und habe die Bru- der-Klausen-Geschichte selbstverständlich in der Schule mitbekommen. Mit Bruder Klaus fühle ich mich am stärksten verbunden, wenn ich den Ranft besuche und diese kraft- volle Kombination von Landschaft und Stimmung erlebe, das Zurückziehen und Zu- sich-Kommen. Urs Sibler: Bei mir entsteht eine Verbin- dung über unsere Besucherinnen und Besu- cher im Museum, wenn ich spüre, wie sie sich in das Thema und in die Ausstellungen vertiefen. Wie sie berührt werden. Wenn ich die Einträge und Kommentare im Gästebuch lese, schätze ich mich glücklich, dass ich ei- nen Teil dazu beitragen darf. Meine Aufgabe ist nicht nur das Vermitteln, sondern auch das Auffangen von Fragen, Eindrücken und Emotionen. Diese Reaktionen sind der Be- weis, dass Niklaus von Flüe kaum jemanden unberührt lässt und die Persönlichkeit nach wie vor aktuell ist. Hat sich in den vergangenen zehn Jah- ren als Musemsleiter Ihr Bruder-Klau- sen-Bild verändert? Urs Sibler: Die anhal- tende Ausstrahlung und die Aktualität der Carmen Kiser und Urs Sibler. Bild: Christian Hartmann Seit 2007 bis Ende Jahr leitet Urs Sibler das Museum Bruder Klaus Sachseln. In dieser Zeit hat der in Nidwalden wohnhafte Kunst- vermittler das Museum mit einer neuen Grundausstellung und mit diversen Sonderausstellungen geprägt, als ausserordentlichen Kunst- und Kulturschauplatz positioniert und bei einer breitgefächerten Besucherschaft im Bewusstsein verankert. 2012 erhielt Urs Sibler für seine grossen Verdienste um das Kunst- und Kulturschaffen der Zen- tralschweiz den Innerschweizer Kulturpreis. URS SIBLER Nach dem Ethnologie-Studium an der Universität Zürich, dem Lehrdiplom an der PH Zürich und einem Museolo- gie-Master an der Universität in Sydney arbeitete Carmen Ki- ser während acht Jahren als Geschichtsvermittlerin und Pro- jektmanagerin im Museum Aargau auf Schloss Lenzburg. Im Oktober 2017 wird die Sarnerin ihre Arbeit im Museum Bru- der Klaus Sachseln aufnehmen und ab 2018 das Programm ver- antworten. CARMEN KISER