Obwalden 5 Botschaften beeindrucken mich nach wie vor. Wenn man sieht, dass sich auch heute viele Leute für Vermittlung, Versöhnung, Verständigung und Demokratie einsetzen, dann sind das Werte, die auch Niklaus von Flüe vertreten und gelebt hat. Doch sein Le- ben als Bruder Klaus im Ranft bleibt mir fremd. Es bleibt ein Rest, den ich nicht er- klären kann. Carmen Kiser: Das kann ich gut nachvoll- ziehen. Mein Blick ist noch etwas distanzier- ter und nicht bloss auf den Menschen fokus- siert, sondern auch auf das, was die Leute früher und heute aus ihm machen. Mit welchem Anspruch gehen Sie an die neue Tätigkeit? Carmen Kiser: Die grosse Herausforderung und Verantwortung ist, dass ich ein Museum leiten darf, das sehr gut positioniert und verankert ist. Es ist ein wichtiger Ort, an dem Kultur stattfindet in Obwalden. Diesen Hauptanspruch möchte ich beibehalten. Die inhaltliche Ausrichtung wird sich bestimmt unterschei- den, da man ja immer auch die eigene Handschrift und den eigenen Hintergrund in die Konzeption und Umsetzung einer Ausstellung einbringt. Wie charakterisieren Sie die Hand- schrift von Urs Sibler? Carmen Kiser: Er hat hier eine breit wahrgenommene Platt- form geschaffen, damit Kultur in Obwalden in allen möglichen Ausführungen und For- men stattfinden kann und hier ein Zuhause findet. Das gefällt mir. Das Ganze zusam- menzubringen mit Bruder Klaus und all den Fragen, die diese Persönlichkeit umgeben, das ist auch mein Ziel. Urs Sibler, wie beschreiben Sie selber Ihre Handschrift? Urs Sibler: Als Vereinbar- keit von Kunst, Publikumswirkung und Offen- heit. Die Kunst hat uns Zugang zu einem brei- teren Publikum ermöglicht. Es gibt Besuche- rinnen und Besucher, die primär wegen Bruder Klaus hierherkommen, und es gibt solche, die das Museum wegen der Kunst besuchen. Das ist das Wunderbare an diesem Haus, dass die Themen fliessend ineinander übergehen und die Besucher Zugang zu weniger Vertrautem finden. Pointiert ausgedrückt: Wenn Haus, Klaus und Kunst sich verbinden, wenn alles eins wird, dann ist dies das Optimum. Was war neben dem Innerschweizer Kulturpreis der Höhepunkt Ihrer zehn- jährigen Tätigkeit? Urs Sibler: Das ist we- niger ein Ereignis, sondern die Gewissheit, dass nicht nur Einheimische das Museum besuchen, sondern Interessierte aus der gan- zen Schweiz und auch aus dem angrenzen- den Ausland. Einige sind sogar bereit, sich derart zu vertiefen, dass sie zwei, drei Tage im Museum verbringen und alles minutiös lesen und anhören. Die Breite und die Of- fenheit des Publikums lassen auch Raum zu, etwas schwierigere Kost zu bieten. Sol- che Entscheide und Projekte werden vom Stiftungsrat und Verein des Museums sowie den Mitarbeitenden mitgetragen. Damit ist auch eine grosse Verantwortung verbunden, und ich bin glücklich, das Museum bei meiner Nachfolgerin in guten Händen zu wissen. Was werden Sie am meisten vermis- sen? Urs Sibler: Ich habe sehr gerne Führun- gen gemacht. Die Kontakte mit ganz unter- schiedlichen Menschen, das werde ich ver- missen. Doch ich freue mich darauf, als Be- sucher zurückzukommen. Carmen Kiser, was dürfen Besucher wie Urs Sibler zukünftig erwarten? Carmen Kiser: Das Leitthema ist und bleibt Bruder Klaus mit all seinen Facetten. Sei es als histo- rische Figur, die religiöse Komponente, die Verankerung in Obwalden oder die sozialge- schichtliche Komponente im Kontext zur Vergangenheit und mit Bezug zum Jetzt. Interview: Peter Küchler Die aktuelle Sonderausstellung «Ins Zentrum – Radbilder und Räderwerke» zeigt in Haus und Garten Werke von 18 Schweizer Künstlerinnen und Künstlern. Die Grund- ausstellung «Niklaus von Flüe – Vermittler zwischen Welten» bietet eine zeitgemässe Ein- führung in das Leben und Wirken des Ranfteremiten. www.museumbruderklaus.ch BRUDER KLAUS UND KUNST Werke von Heinrich Eichmann und Roland Heini. Bild: Andri Stadler