4 Nidwalden Die weite Welt der Bücher Zu Besuch im Antiquariat von Matt in Stans Seit mehr als 180 Jahren schon gibt es das renommierte Antiquariat von Matt in Stans, seit 30 Jahren wird es von Gerhard Be- cker geleitet. Er ist es auch, der mich im Aus- stellungsraum des Antiquariats empfängt. Dieser ist über die Buchhandlung von Matt, gleich hinter dem Bahnhof Stans, zu errei- chen. Nur ein paar Stufen und eine feuerfes- te Türe trennen Buchhandlung und Antiqua- riat voneinander, und doch scheint man eine andere Welt zu betreten. Wo vorne aktuelle Bestseller und neueste Literatur präsentiert werden, sind es hier hinten die alten Schätze, die den Bücherfreund locken. Wissenschaft vermitteln Das Antiquariat von Matt ist ein wissen- schaftliches Antiquariat, das heisst, es ver- mittelt in erster Linie wissenschaftliche Lite- ratur. «Wir betreiben den Handel mit wis- senschaftlicher Literatur, machen selbst aber keine Forschung», betont Becker. Zumin- dest nicht direkt; durch die Vermittlung von Büchern etwa an Universitäten und Wissen- schaftler wird erst der Zugang zu vielen anti- quarischen Werken ermöglicht. Becker schätzt den Bestand an antiquarischen Bü- chern auf ca. 250 000. Sie alle werden vor Ort im neugotischen Gebäude hinter der Buchhandlung gelagert, in hohen Regalen aus unbehandeltem Tannenholz. Drei gan- ze Stockwerke sind dafür notwendig. Die Temperatur wird im Winter auf ca. 13 Grad gehalten, im Sommer wirken die dicken Mauern regulierend – so wird die bestmög- liche Lagerung der Bücher ermöglicht. Den grössten Teil des Bestandes – ca. 80 Prozent– machen die Werke aus den Spezialbereichen des Antiquariats aus: Theologie, Helvetica (Bücher mit Bezug zur Schweiz), Alte Dru- cke (das heisst Drucke, die vor 1750 erschie- nen sind) sowie allgemeine Geisteswissen- schaften. Die restlichen 20 Prozent sind dem Bereich Varia zuzurechnen. Die genaue Zahl der Bücher weiss nicht einmal der Antiquar selbst; und überhaupt, diese ver- ändert sich auch laufend. Denn die Grund- aufgabe eines Antiquariats ist nicht das Ver- wahren, sondern der Ankauf und Verkauf von alten Büchern. Woher kommen denn all die Bücher, die ins Antiquariat aufge- nommen werden? «Grössere Büchermengen gelangen vor allem aus Bibliotheksauflösun- gen oder privaten Nachlässen zu uns», er- klärt Becker. «Dazu kommen Ankäufe an Auktionen, oft auch auf spezifischen Kun- denwunsch.» Diese Kundschaft hat sich über die letzten Jahre verändert. «Der klassi- sche Sammler oder Universalgelehrte exis- tiert immer weniger», sagt Becker. Heute kä- men seine Kunden eher aus dem institutio- nellen Bereich, so zählten etwa Universitäts- bibliotheken oder Archive dazu. Diese Bücher über Bücher. Bild: Bettina Thommen