Nidwalden 13 Aufgereiht: Junge Kulturschaffende Carmela Sullivan auf der Haut Luzern, Büren und Stans schmücken sich gerne mit der 26-Jährigen. Doch die Wurzeln von Carmela Sullivan liegen eigentlich in Luzern und Obwal- den. Ihr Vater ist der Obwaldner Kunstmaler Martin Sullivan, für die gelernte Polygrafin aber war das Zeichnen – auf Papier und den Körpern von Freunden – lange nur Hobby. Doch dann ging alles schnell. Gefühlt kaum hatte sie mit dem Tätowieren be- gonnen, wurde sie schon als ein- zige Schweizerin und einzige Frau unter die Top Drei der Nachwuchstalente im internatio- nalen «Tätowier-Magazin» ge- wählt. Im Sommer 2020 eröffne- te sie ihr eigenes Studio, beein- druckend chic an der Stadtluzer- ner Hotelküste und mit einer Reihe internationaler Gäste. Ihr eigener Einsatz als Gasttätowie- rerin in Orlando wurde im ver- gangenen Jahr begeistert von der Presse aufgegriffen. Denn enga- giert wurde sie dabei von Carey Hart – seines Zeichens Ehemann der Sängerin Pink. Sullivan kon- zentriert sich in ihrer Arbeit hauptsächlich auf Tiere und Por- träts. Künftig jedoch möchte sie sich auch weiter auf Motive aus Film und Mythologie spezialisie- ren. Robin Pickis in der «Schwiizchiste» 307 000 Abonnenten auf Insta- gram, 70 000 auf Facebook und 40 000 auf TikTok. Robin Pi- ckis trifft mit seiner «Schwiiz- chiste» den Nerv der Zeit. Wie mit dem Techno-Track aus den Mahnworten unseres Bundesra- tes: Bersets «Bleiben Sie zu Hau- se» jedenfalls ging dieses Früh- jahr viral. Der 27-Jährige wollte eigentlich Lehrer werden, doch bald schmiss er sein Studium. Ein 80-Prozent-Pensum beim SRF, die eigene Web-Show kam dazwischen. Seit vier Jahren dreht der Oberdorfer nun mit Ju- lian Graf und Ramin Yousofzai Videos für «Schwiizchiste», und seit drei Jahren haben sie ihre Show «Zwei am Morge». Neben- bei gründete Pickis seine eigene Firma, eine Social-Media-Agen- tur. Bereits 2013 jedoch konnte man Pickis im Fernsehen beob- achten. In der DOK-Serie «Inter- natsschule Ftan – Das Jahr der Entscheidungen» begleitete das SRF eine Abschlussklasse. Pickis, der seine Matura im Ftan mach- te, wurde begleitet, wie er für sei- ne Maturaarbeit fünf Tage in einem Wald in Obwalden lebte, abseits der Zivilisation. Gegessen habe er dabei 2450 Heidelbeeren und 150 Heuschrecken. Anna Gander an der Harfe Anna Gander (18) wurde in der Zeitung gerade hoch ge- lobt. Ihre Maturarbeit war der Grund – ein Dokumentarfilm über den Aphasiechor Zentral- schweiz. Ein Chor aus Men- schen, die wegen Erkrankungen des Sprachzentrums nicht spre- chen, aber singen können. Die Stanserin hatte den Chor über Monate begleitet und das Mate- rial zu 30 Minuten Film verdich- tet. Ein Film mit Wirkung, sagt Filmwissenschafterin Franziska Trefzer: «Eine Arbeit, die es mit vielen Bachelor-Arbeiten mühe- los aufnehmen kann.» Trotzdem soll das Filmschaffen für Gander nun, nach der Matura, ein Hob- by bleiben. Zum Beruf macht sie eine andere Kunst. Seit dem Herbstsemester 2020 studiert sie an der Musikhochschule Luzern. Die Harfe entdeckte die mehrfa- che Preisträgerin nationaler Mu- sikwettbewerbe schon mit sieben Jahren. Als einzige Harfenspiele- rin ihres Jahrgangs startet sie nun ohne Schwerpunkt. «Ich möchte offenlassen, wohin sich mein In- teresse während des Bachelors entwickelt», so Gander. Was Sinn macht, wenn man nicht nur den klassischen Weg geht. Wie Gan- der mit der Harfe auch mal bei einem Openmic auftaucht. Adrian Würsch ohne Edelweisshemd Die Jugend bekommt lang- sam ein unverkrampfteres Verhältnis zur Volksmusik», sagt Adrian Würsch. Der 29-jährige Emmetter begann als Kind, Schwyzerörgeli zu spielen, be- schränkte sich jedoch nie auf eine Musikrichtung. Mit dem Örgeli und dem Schlagzeug spielte er früh in unterschied- lichsten Formationen. 2018 schloss er an der Musikhoch- schule Luzern den Master ab. Heute unterrichtet er an einer Musikschule, widmet sich Pro- jekten in der traditionellen Länd- lermusik, der Neuen Volksmusik und weiteren Musikstilen. «Ich suche einen unverkrampften Zu- gang, arbeite vom Material aus», sagt er. Für diese Herangehens- weise – wie mit der Band Zuck- draht – wurde er schon mit 16 interviewt und gelobt, was er heute teils auch kritisch betrach- tet. «Volksmusik fiel lange prak- tisch unter geistige Landesvertei- digung und wurde deswegen konserviert», so Würsch. In den 90er-Jahren tauchten schliesslich Musiker wie Markus Flückiger auf, die den Weg für die neue Volksmusik ebneten. An ein brei- teres Publikum gelangte diese aber erst in den letzten Jahren – mitgetragen durch eine neue Ge- neration, zu der definitiv auch Würsch gehört. Texte: Jana Avanzini, Bilder: zVg