- 3 BirdLife LuzernInfo 2/09 Schneckenpirsch am Tag der Artenvielfalt Das Naturama, der Verein Lebendiges Rottal, BirdLife Aargau und Luzern so- wie weitere Organisationen führten in der Grenzregion der Kantone Luzern, Aargau und Bern einen Tag der Arten- vielfalt durch. Im Rottal der drei Kantone fanden vom 12. bis 14. Juni 2009 Exkur- sionen im Zeichen der Biodiversität statt. Angeboten wurden zu den von Experten geführten Exkursionen auch interessante Workshops und spannende Referate zu verschiedenen Themen. Auch Schnecken standen im Blickwinkel der ExkursionsteilnehmerInnen. Diese hatten die Möglichkeit an zwei Exkursi- onen „rund um die Schneck“ teilzuneh- men, wovon eine sogar bei Dunkelheit durchgeführt wurde. Das Besondere einer Nachtexkursion ist die sehr spezielle Stimmung. Auf die Sinne der Ohren und Geräusche konzent- riert, versuchten die „Schneckenpirscher“ im Lichtkegel der Taschenlampe gehend ihr Glück, der einen oder anderen Schne- ckenart zu begegnen. Trotz intensiver Suche konnten nur we- nige Arten gefunden werden. Dies lag vermutlich nicht nur an der reduzierten Seh- oder Hörleistung der Teilnehmen- den. Denn zurückzuführen ist die gerin- ge Artenvielfalt auf die Nadelstreu des Fichtenforsts, die den Boden versauern lassen. Für Schnecken bedeutet dies, dass sie auf diesen Böden den ohnehin schon seltenen und lebensnotwendigen Kalk noch schlechter aufnehmen können. Eine weitere Exkursion fand in einem Laubwald statt. Das schneckenfreund- lichere Makro- und Mikroklima bietet vielen Arten einen interessanten Lebens- raum, was sich auf die Artenvielfalt aus- wirkt. Die Laub- und Strauchschicht so- wie zahlreiche Moose halten das Wasser zurück. Dies hat eine konstante Feuchtig- keit im und am Boden zur Folge. Deshalb sind auch in den Laubwäldern des Juras etwa 40 bis 50 Schneckenarten zu erwar- ten. Dank den jungen tatkräftigen Exkursi- onsteilnehmerInnen, die nach den wir- bellosen Tieren suchend Asthaufen, Laubhaufen sowie Baumstämme wende- ten und durchwühlten, konnten etwa 15 bis 20 Arten gefunden werden. „Beein- druckend wie artenreich ein paar Qua- dratmeter sein können“, hiess es aus den Reihen der Teilnehmenden. Viele Exkur- sionsteilnehmerInnen waren überrascht, und noch nie Gesehenes konnte ihnen vorgestellt werden. Letztlich konnten in den beschrieben Ge- bieten 20 Schneckenarten gefunden wer- den. Dies entspricht ungefähr der Hälfte der in der Region erfassten Arten (gemäss dem Schweizer Zentrum für die Karto- grafie der Fauna). Besonders erwähnens- wert war der Fund der einheimischen Ro- ten Wegschnecke (Arion rufus). Sie gilt als Neunachweis der Region. Diese wird seit etwa 30 bis 40 Jahren durch die Spa- nische Wegschnecke (Arion lusitanicus) verdrängt, welche als problematische Art (Neozoe) zahlreichen Gärtnern bestens bekannt ist. Weitere Arten im Gebiet waren Schliess- mundschnecken (Macrogastra plicatula, Cochlodina laminata), Schüsselschne- cken (Discus rotundatus) sowie Egel- schnecken (Limax maximus, Limax cine- reoniger) und weitere Arten. Die Exkursionen boten vielen Neugieri- gen die Möglichkeit, sich mit Experten zu unterhalten, neu Arten kennenzuler- nen sowie sich auszutauschen und alte Bekannte zu treffen. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und lässt Freude auf die nächstjährige Veranstaltung im Bio- diversitäts-Jahr 2010 aufkommen. |Sascha Kärcher Schutzmassnahmen erforscht Am Boden brütende Vogelarten gehören zu den grössten Sorgenkindern im Vogel- schutz. Ihre Förderung ist sehr aufwändig und schwierig, da die Bruten vielen Ge- fahren ausgesetzt sind. Die jetzt erfolg- reich eingesetzten Schutzmassnahmen wurden wissenschaftlich geprüft. Um den Nesträubern auf die Schliche zu kommen, wurden Fotofallen eingesetzt. Als nächtliche Besucher konnten Füchse und einzelne Hauskatzen nachgewiesen werden, tagsüber waren es Rabenkrä- hen. Ohne Nesterschutz schlüpfen nur ein Drittel der Gelege, im Schutze von Elektrozäunen gibt es dagegen praktisch keine Verluste durch Nesträuber. Frisch geschlüpfte junge Kiebitze sind schon in den ersten Lebenstagen zu Fuss unter- wegs und verlassen zum Teil den einge- zäunten Bereich. Intensive Beobachtun- gen der Jungen lieferten den Hinweis, wie grossflächig das Gebiet eingezäunt werden muss, damit die jungen Kiebitze auch auf ihren Erkundungen der Umge- bung geschützt bleiben. Damit die Kiebitznester auf den Äckern nicht durch Landmaschinen zerstört wer- den, wurden seit 2005 alle Gelege mar- kiert. Dank der guten Zusammenarbeit mit den Landwirten ging in dieser Zeit kein Kiebitzgelege bei landwirtschaftli- chen Feldarbeiten verloren. Wenn aller- dings die Bodenbearbeitung während der Bebrütungszeit erfolgte, wurden verhält- nismässig viele Gelege aufgegeben. Da- her ist es nötig geworden, die vom Kie- bitz als Neststandorte benützten Äcker bis nach Abschluss der Brutzeit brach zu lassen. Dank dem Entgegenkommen der Landwirte konnten die Kiebitze 2009 un- gestört und erfolgreich brüten. |Mediendienst Vogelwarte Nach dem Schlüpfen verlassen die Kiebitz- küken das Nest für immer. |Mathias SchäfRote Wegschnecke |zvg