Bereits 1974, also vor 40 Jahren, bist du, Urs, in den Vorstand der OGL gewählt worden. Was war in der damaligen OGL anders im Vergleich zu heute? Die OGL verwaltete damals drei Gehege (Volière Inseli, Schwanengehege See- brücke und Hirschpark), was sehr auf- wendig war. Präsident, Vizepräsident und drei Verwalter waren auch Arbeitgeber für drei Angestellte. Die Verwaltung der Gehege und die artgerechte Haltung der Vögel und Hirsche waren wichtig, der für den Vogelschutz notwendige Lebens- raumschutz hatte noch nicht den heutigen Stellenwert. Damals wurdest du direkt in das Amt des Vizepräsidenten gewählt. Kannst du dich noch an deine ersten Tätigkeiten und Aufgaben erinnern? Was war zu Beginn deiner Amtszeit das wohl wich- tigste Thema? Ein Kälteeinbruch führte im Herbst 1974 zu einer grossen Schwalbenkatastro- phe. Die Schwalben konnten die Alpen nicht nach Süden überqueren, blieben an der Nordseite hängen und hungerten. Der OGL-Vorstand und viele tatkräftige Mitglieder verpackten ca. 5‘000 Schwal- ben in Schachteln für den Transport ins Tessin. Das war eindrücklich! In erster Linie wurde ich jedoch als Exkursions- leiter in den Vorstand gewählt. Auf den Vorexkursionen profitierte ich vom um- fassenden Wissen von Dr. Franz Mugglin (hervorragender Ornithologe) und Fredi Schwab (damals Präsident). Welches sind die Höhepunkte deiner Zeit als Präsident der OGL? Es gab einige “glanzvolle“ Exkursionen. Dann auch der Umbau des Hirschparks, der von Fachleuten des Züricher Zoos als Schaugehege gestaltet wurde. Dabei wur- de das Verhalten der Hirsche in den Vor- dergrund gestellt. Sehr viel Freude habe ich auch an der Museggmauer-Renovati- on, die zeigt, dass Bauvorhaben und Na- turschutzanliegen sich nicht zwingend in die Quere kommen müssen. Wichtig sind auch die Resultate der regelmässigen Wasservogelzählungen, die die grosse Bedeutung der Überwinterungsgebiete um Luzern herum beweisen. Ich bin seit 2007 Koordinator dieser Wasservogel- zählungen. Und was waren die grössten Heraus- forderungen für dich an der Spitze der OGL? Die schwierigen Verhandlungen mit der Baudirektion über die Weiterführung der Gehege, die schliesslich alle aufgegeben werden mussten. Und später auch Be- sprechungen mit der Baudirektion und dem Artillerieverein, die zu einer restrik- tiven Vereinbarung über Nutzung des Wasserturms führten – sehr zu Gunsten der dort brütenden Alpensegler. Gibt es Ereignisse aus deiner Amtszeit, über die du aus heutiger Sicht schmun- zeln musst? Auf Wasservogelexkursionen mussten wir langjährigen Teilnehmern immer wieder die gleichen Grundkenntnisse erklären – als Beispiel den Unterschied zwischen Bläss- und Teichhuhn. Luzern gilt als eine touristenfreundliche Stadt. Ist sie auch vogelfreundlich? Sie könnte für Vögel bestimmt attraktiver sein. Die Luzerner Verwaltung denkt ganz selten an Tiere. Die OGL muss sich sehr oft bei Verhandlungen mit einem aufgezwungenen Kompromiss zufrieden geben. Einen Verein über eine so lange Zeit er- folgreich zu leiten, ist nicht einfach. Du hast das hervorragend gemacht. Was für ein Erfolgsrezept steckt dahinter? Vor Entscheidungen relativ lange das „Problem“ analysieren, einige wenige Personen beiziehen und dann selber ei- nen Entscheid fällen. Umfragen, lange Diskussionen und aufwändige demokra- tische Verfahren im Vorstand sind selten zielführender. - 4 BirdLife LuzernInfo 1/14 Nach 24 Jahren als Präsident der Orni- thologischen Gesellschaft der Stadt Lu- zern (OGL) hat Urs Petermann an der Generalversammlung 2014 sein Amt an Sebastian Meyer weitergegeben. Damit geht eine bedeutende Ära in der Ge- schichte dieser traditionsreichen, orni- thologischen Gesellschaft zu Ende. In der Amtszeit von Urs Petermann hat sich die OGL gewandelt und zu einem starken, gemeinnützigen Verein mit fast 600 Mitgliedern entwickelt. Die OGL bietet monatliche Höcks mit ornithologischen Vorträgen und zahlreiche, spannende Ex- kursionen an, führt Kurse in Ornithologie durch und setzt sich als Anwalt der Natur ganz konkret für viele Vogelschutzpro- jekte ein, so zum Beispiel für den Schutz der Alpensegler im Wasserturm und eine naturverträgliche Renovation der Mu- seggmauer, die unter anderem Brutplatz von Gänsesäger und Dohle ist. Zudem zählen OGL-Mitglieder unter der Lei- tung von Urs Petermann von September bis April die Wasservögel des Seebe- ckens, der Stadtreuss und des Rotsees. Die Resultate belegen die grosse Bedeu- tung dieser Überwinterungsgebiete. Urs Petermann hat sich durch seine langjährige, ausserordentlich engagier- te Arbeit für die OGL und damit auch für BirdLife Luzern enorm verdient ge- macht. Dieser selbstlose Einsatz für den Natur- und Vogelschutz führte dazu, dass er weit über die Stadt Luzern hinaus be- kannt wurde. Es ist kaum abschätzbar, bei wie vielen Menschen er auf Exkur- sionen und in Vorträgen über (Feld)Or- nithologie Freude für diese Themen ge- weckt und Sensibilität für die Anliegen des Vogelschutzes vermittelt hat. Sein Naturschutzengagement war und ist Vor- bild für viele aktive Menschen innerhalb und ausserhalb der Sektionen. BirdLife Luzern dankt Urs Petermann sehr für seinen grossen Einsatz und freut sich, dass er mit Sebastian Meyer einen ebenso versierten und engagierten Na- turschützer zu seinem Nachfolger ma- chen konnte. Urs Petermann tritt nicht etwa einfach in den Ruhestand, sondern nur etwas kürzer. Er wird weiterhin im Vorstand der OGL tätig sein. BirdLife Luzern wünscht ihm viel Freude bei der weiteren Vorstandsarbeit, beim Beobach- ten in der Natur und vor allem auch gute Gesundheit. BirdLife Luzern hat mit Urs Petermann ein Interview über seine ereignisreiche Zeit bei der OGL geführt. Wechsel an der Spitze der OGL Urs Petermann in Aktion als Exkursions- leiter |Sebastian Meyer